Adria Kombi plant Direktzüge Koper–München

Schienenlastig: 60 Prozent des Gesamtumschlags des Hafens Koper wird per Bahn transportiert (Foto: Luka Koper)
Mit Direktzügen nach München will der slowenische Operateur Adria Kombi den Hafen Koper besser an Süddeutschland anbinden. Vom Sommer sollen die Züge zunächst dreimal pro Woche verkehren und damit Alternativen zu bestehenden Verbindungen über Ljubljana und Villach schaffen. Die Fahrzeit könne sich auf bis zu 18 Stunden verkürzen, hieß es Mitte März auf einer Veranstaltung des Hafens in München. Von der Bayern-Metropole aus könnten dann Terminals in West- und Norddeutschland sowie den Beneluxstaaten direkt angefahren werden.
„Der Ausbau der Hinterlandanbindungen auf der Straße und auf der Schiene zahlt sich langsam aus“, bescheinigte Stijn Rubens, Senior Consultant bei Drewry, den Slowenen in der bayerischen Landeshauptstadt. Rund 29 Tage ist der Londoner Unternehmensberatung zufolge ein Container von Shanghai nach München unterwegs, wenn er in Koper entladen und auf der Straße oder Schiene weitertransportiert wird. Der slowenische Hafen schlägt damit die Konkurrenz in der Nordrange. Der Transport über Antwerpen, Hamburg oder Rotterdam dauert laut Drewry inklusive Hinterlandverkehr 33 bis 34 Tage. Auch den benachbarten Wettbewerber Triest hängt Koper mit einem halben Tag Vorsprung ab.
Der jüngsten Studie zufolge schlägt Koper die Konkurrenz auch bei den Kosten. Für Entladungen mit anschließenden Bahnverkehren nach München errechneten die Briten 2600 US-Dollar pro Box, bei anderen Adriahäfen bis zu 2800 US-Dollar. Verkehre über die Nordrange-Häfen sind mit über 2800 US-Dollar pro Ladeeinheit in jedem Fall teurer. Einen Minuspunkt gibt es allerdings: Der Adriahafen wird wöchentlich von höchstens zwei, die Nordrange-Häfen hingegen von bis zu 14 China-Linien angefahren.
Deutschland spielt in Koper noch Nebenrolle
Trotzdem wirbt der Hafen Koper jetzt verstärkt um süddeutsche Verlader und Speditionen mit Geschäftsbeziehungen nach Fernost. Rund 450.000 Tonnen haben diese 2016 über Koper umgeschlagen. Den Löwenanteil machten rund 220.000 Pkw aus. Beim Gesamtumschlag von rund 22 Millionen Tonnen spielen die Warenströme von und nach Deutschland bislang nur eine untergeordnete Rolle. Das will Hafenchef Dragomir Matić ändern: „Wir haben unser Deutschland-Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft“, sagte er in München.
Für die deutsche Automobillogistik ist Koper längst eine feste Größe. Vor rund 20 Jahren eröffnete BLG ein Autoterminal, das heute rund 265.000 Fahrzeuge umschlägt. „Koper ist fester Bestandteil eines trimodalen Netzwerks aus Inlands- und Seehafenterminals“, bestätigt Michael Bünning, Geschäftsführer von BLG Automobil Logistics. Mit optimierten Planungs- und Steuerungsprozessen möchte der Autologistiker am geplanten Hafenwachstum teilhaben. 2020 will Luka Koper rund eine Million Fahrzeuge umschlagen. Weit mehr Luft nach oben ist in der Containerlogistik. 2016 sind erst 8000 TEU von und nach Deutschland umgeschlagen worden. (DVZ/pk)