Auf Partnersuche im Hinterland

Während die Seehäfen Antwerpen und Rotterdam in der Hinterlandlogistik auf Bündelungskonzepte für Containerströme setzen, fordern die Rheinhäfen mehr politische Unterstützung bei der Verlagerung des Güterverkehrs auf Schiene und Binnenschiff. Das wurde jetzt auf dem ersten Hafentag der Niederrheinhäfen in Emmerich deutlich.

„Vor dem Hintergrund des drohenden Verkehrsinfarkts in den Ballungsräumen kommt den Binnenhäfen in Nordrhein-Westfalen (NRW) eine wachsende Bedeutung zu“, meinte Andreas Stolte, Geschäftsführer der Deltaport Niederrheinhäfen Orsoy– Voerde–Wesel–Emmerich. Politik und Wirtschaft müssten daher gemeinsam die Verlagerung des Straßengüterverkehrs auf die Wasserstraße fördern, um auch in Zukunft einen effizienten Warenfluss zu gewährleisten. Alle Voraussetzungen für eine Verlagerung seien in NRW gegeben. „Verlagerung beginnt aber in den Köpfen“, so Stolte.

Eine besondere Bedeutung am Rhein hat dabei die direkte Verbindung zu den Seehäfen, insbesondere nach Rotterdam und Antwerpen. Rotterdam gilt sozusagen als der Seehafen von NRW. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) kündigte dann auch an, dass noch in diesem Jahr erste Projekte zwischen den ZARA-Häfen zur Verbesserung der Hinterlandlogistik und für den reibungslosen Ablauf logistischer Ketten abgeschlossen werden. Details nannte er nicht. Im Spätsommer will er auch das Hafenkonzept NRW vorlegen, das in der Regierungserklärung der schwarz-gelben Koalition angekündigt worden war.

Die Seehäfen gehen inzwischen in Vorlage. Sie forcieren zum Beispiel die Digitalisierung von Prozessen in den Häfen und in der Hinterlandlogistik. Dafür wurden mit Nextlogic in Rotterdam und NxtPort in Antwerpen eigene Gesellschaften gegründet. Gleichzeitig setzen sie auf die Konsolidierung von Containern möglichst im Hinterland, um die langen Wartezeiten bei der Abfertigung von Binnenschiffen zu vermeiden. „Wir benötigen effiziente Schnittstellen im Hinterland“, sagte Sanne Maris vom Hafenbetrieb Rotterdam. Neben Duisburg und den Rheincargo-Häfen in Düsseldorf, Neuss und Köln seien angesichts des weiter wachsenden Containerverkehrs dabei weitere Partner wie etwa der Deltaport willkommen. Rotterdam entwickle sich von der Hafenbehörde zu einem Supply-Chain-Partner, meinte Maris. Sie begrüßte daher auch den Plan, ein Kühlzentrum im Deltaport anzusiedeln: „Für uns wäre ein Konsolidierungszentrum für temperaturgeführte Lebensmittel, das im Deltaport-Hafen Emmelsum geplant ist, wünschenswert“, sagte sie. Reefer mit Destination Deutschland könnten per Binnenschiff in den Deltaport transportiert, konsolidiert und umgeschlagen werden. Das entlastet nicht nur die Straße durch den Wegfall von LKW-Transporten, sondern auch das Kühlhaus in Rotterdam.

Antwerpen hat indessen ein Projekt „Containerbinnenschifffahrt“ aufgesetzt, berichtete Dieter Lindenblatt vom Port of Antwerp. Nach 40 Workshops sei nun ein Aktionsplan verabschiedet worden. Container sollen künftig in Konsolidierungshubs gebündelt werden und das möglichst im Hinterland, um eine Mindestgröße von „Moves“ (Containerbewegungen) am Seehafenterminal zu erreichen. Dies wird finanziell – jedenfalls zunächst – von der flämischen Regierung subventioniert. Ende Juli will man entscheiden, in welchem Hub im Hinterland die Konsolidierung startet. „Wir sind zuversichtlich, dass uns ein großer Wurf gelingt“, sagte Lindenblatt. gra

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