"Heide-Suez": Der Elbe-Seitenkanal wird 40

Die wichtige Verbindung des Hamburger Hafens mit dem Hinterland wird am Mittwoch 40. Den Geburtstag des Elbe-Seitenkanals begehen die Behörden mit einem Tag der offenen Tür im Schiffshebewerk Lüneburg Scharnebeck.

Am Samstag (18. Juni) können Besucher einen Blick hinter die Kulissen der mächtigen Anlage an der gut 115 Kilometer langen Wasserstraße werfen. In den beiden gewaltigen Wassertrögen von jeweils rund 5800 Tonnen Gewicht überwinden die Binnenschiffer einen Höhenunterschied von 38 Metern. Jedes Jahr passieren mehr als 20.000 Schiffe das 1975 fertiggestellte Hebewerk.

Der Elbe-Seitenkanal wurde am 15. Juni 1976 offiziell in Betrieb genommen, er verbindet den Mittellandkanal mit der Elbe. Bei einem jährlichen Güteraufkommen von zuletzt deutlich mehr als zehn Millionen Tonnen leiste er einen wesentlichen Beitrag zur Entlastung des Straßennetzes, betont Martin Köther, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Uelzen. "Außer der Verkehrsfunktion ist der Kanal mit seinem Mehrfachnutzen für Beregnungszwecke und seiner Attraktivität für Freizeitgestaltung und Tourismus als landschaftsprägendes Element fest in der Region verankert", sagt er.

Dabei begann der Betrieb mit einem Desaster. Nur rund einen Monat nach der Eröffnung bricht am 18. Juli 1976 bei Nutzfelde südlich von Scharnebeck ein Damm. Die Wassermassen ergießen sich über das Land, Katastrophenalarm wird ausgelöst. Bis zu 15 Quadratkilometer waren nach einem Bericht der Lüneburger "Landeszeitung" betroffen. Tote gibt es nicht, doch Häuser und Straßen werden zerstört. Rund 6000 Helfer kommen zum Einsatz, darunter auch Soldaten der Bundeswehr. Mit einem quer gelegten Binnenschiff und drei Bergepanzern kann das nachströmende Wasser im Kanal schließlich aufgehalten werden. Im Juni 1977 wird der Kanal wieder dem Verkehr übergeben.

Nadelöhr Scharnebeck

Der auch "Heide-Suez" genannte Kanal und das Hebewerk sind heute wichtig für die Verbindung des Hamburger Hafens mit dem Hinterland von den niedersächsischen Industriegebieten bis zum westdeutschen Kanalsystem. Sie entlasten die Elbe, nicht nur bei niedrigen Wasserständen. Doch nicht nur Binnenschiffer sehen in Scharnebeck ein Nadelöhr, vor allem wenn einer der Tröge ausfällt. So macht ein ungewöhnliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Umweltverbänden Druck beim Bund für den Neubau einer großen Schleuse.

"Mit einer modernen Schleuse könnten bis zu 24 Millionen Tonnen jährlich auf dem Elbe-Seitenkanal transportiert werden", sagt etwa Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Lüneburg. Außerdem würden so Straßen und Schienen weiter entlastet. "Der Kanal wäre für bis zu 135 Meter lange Schiffe befahrbar. Zurzeit ist bei 100 Metern Schluss", sagt Zeinert.

Nach bisheriger Planung sollte die alte Anlage erst 2052 ersetzt werden. Doch der Bundestag hat zehn Millionen Euro für die weitere Planung bereitgestellt. Der Schleusenbau hat es auf die Liste der vordringlichen Projekte des Entwurfs für den Bundesverkehrswegeplan geschafft, im Herbst soll daraus ein Gesetz werden. Wenn alles klappt, könnte die neue Schleuse schon deutlich früher als 2052 fertig sein, hoffen deshalb die Verantwortlichen. lni

Der Elbe-Seitenkanal verbindet die Elbe mit dem Mittellandkanal. Die 115,2 Kilometer lange Wasserstraße ging am 15. Juni 1976 in Betrieb. Mehr als 20.000 Schiffe befördern mittlerweile mehr als zehn Millionen Tonnen Güter jährlich. Nach der deutschen Wiedervereinigung konnte der scherzhaft auch "Heide-Suez" genannte Kanal einen enormen Verkehrszuwachs verzeichnen. Bis dahin hatten sich die wirtschaftlichen Erwartungen in der damaligen Zonenrandregion zunächst nicht erfüllt. Auch die am Kanal gelegenen Häfen Lüneburg, Uelzen und Wittingen profitierten. Auch für den Tourismus und die Landwirtschaft hat der Kanalbau Gutes gebracht.

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