Maritime Wirtschaft setzt verstärkt auf Schienenverkehr

Sie zählten zu den Referenten der ersten Bahnkonferenz in Hamburg (v.l.): Lars Neumann (HHLA), Bernd Pahnke (DB Cargo), Wirtschaftssenator Frank Horch, Peer Witten (LIHH), Ingo Egloff (HHM) und Sebastian Saxe (HPA), Foto: LIHH, Andreas Fromm
Experten aus der Bahn- und Hafenbranche setzen auf Digitalisierung und erwarten weiteres Wachstum im maritimen Schienengüterverkehr.
Das war jetzt eine der zentralen Aussagen auf der „Ersten Bahnkonferenz Schienengüterverkehr und Häfen“ in Hamburg mit rund 200 Teilnehmern. Die hohe Beteiligung aus den Bereichen Eisenbahnnetz, Bahnoperateure, Reeder sowie Terminal- und Hafenbetriebe verdeutlicht, dass eine Bahnkonferenz mit Fokus Schienengüterverkehr und Häfen in Hamburg bisher fehlte, resümierten die Veranstalter Logistik-Initiative Hamburg (LIHH) und Hafen Hamburg Marketing (HHM). Zu den Partnern der Konferenz zählen die THB-Schwes terpublikationen DVZ und Rail Business.
Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) betonte, dass rund elf Prozent der Schienengüterverkehre in Deutschland ihren Start- oder Endpunkt in Hamburg haben. Auch wenn die Elbmetropole als Europas führender Eisenbahnhafen gut im Markt aufgestellt sei, gäbe es noch viele Herausforderungen für den Schienengüterverkehr.
Für wachsende Mengen beim Containerumschlag auf den Terminals in den Häfen sorgen zunehmend Großschiffe mit inzwischen mehr als 20.000 TEU Kapazität. Sowohl Lars Neumann, Leiter Vorstandsprojekte und Geschäftsentwicklung der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), als auch Manuela Drews, Geschäftsführerin des Eurogate Container Terminals Bremerhaven, verdeutlichten, dass Terminal operateure neben einer leistungsfähigen Abfertigung der Schiffe auch auf der Landseite in modernstes Equipment und IT investieren, damit wachsende Verkehrsmengen mit dem Hinterland bewältigt werden können.
Für die HHLA übernehmen die Tochterunternehmen Metrans und Polzug, deren Aktivitäten in Zukunft gebündelt werden (THB 9. Mai 2017), den Transport der Container auf der Schiene. Über zentrale Drehscheiben wie den kürzlich eröffneten KV-Terminal in Budapest (THB 15. Juni 2017) erfolgen die Verteilung in der Region und die Anschlüsse an weitere Zielregionen in Europa.
Dass ein gut organisierter Hinterlandverkehr in Kombination mit einem hohen Anteil an lokaler Ladung für Hamburg Vorteile bringe, aber am Ende bei Hafenentscheidungen für den Reeder nicht allein ausschlaggebend sei, erläuterte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen. Die noch nicht realisierte Elbvertiefung und die ebenfalls noch nicht gebaute höhere Köhlbrandbrücke beeinträchtigten die Wettbewerbsfähigkeit der Hansestadt.
Dr. Sebastian Saxe von der Hamburg Port Authority (HPA) kam auf das Thema Smartport zu sprechen. Diagnosesysteme lieferten im Hamburger Hafen mittlerweile alle für den Betrieb und Unterhalt von Weichen notwendigen Daten an eine zentrale Steuerstelle und sorgten damit für einen störungsfreien Betrieb der Hafenbahn. Seit 2008 wurden insgesamt 450 Millionen Euro in deren Modernisierung investiert.
Auch die KV-Terminals im Binnenland müssen ihre Kapazitäten an wachsende Verkehrsmengen anpassen. So investiert die Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße (DUSS) gezielt in den Ausbau vorhandener und neuer KV-Anlagen. DUSS- Geschäftsführer Andreas Schulz führte aus, dass die Auslastung der 25 KV-Terminals des Unternehmens bei durchschnittlich 80 Prozent liege. Bei einem angenommenen Wachstum zwischen drei und vier Prozent wären seiner Berechnung nach in den nächsten Jahren 20 weitere KV-Terminals in Deutschland zu bauen. Eine zunehmend schwierigere Beschaffung geeigneter Logistikflächen erschwere jedoch den Aus- und Neubau von Anlagen.
Investitionen in den Ausbau der KV-Terminals begrüßte Oliver Meng, Geschäftsführer der Neutral Container Shuttle System GmbH (Necoss). Mit der Spezialisierung auf Containerzug angebote im norddeutschen Raum und vermehrt angebotene „Dedicated Trains“ erreiche man inzwischen eine gute Auslastung der Züge und sei gut im Markt aufgestellt. Für Thomas Kowitzki, Multimodal-Leiter bei DHL Freight, sind es die internationalen Transportketten, die man bei DHL für Kunden unter Einbeziehung der Schiene entwickelt. So biete DHL inzwischen per Bahn regelmäßige Verlademöglichkeiten zwischen Europa und 40 Zielorten in China an. Die Laufzeit auf dieser langen Strecke werde sich seiner Vorstellung nach in Richtung 8 bis 9 Tage verbessern. Insgesamt schätzt Kowitzki das per Bahn zwischen europäischen und chinesischen Zielorten transportierte Volumen auf rund 100.000 TEU.
Dirk Steffes, Leiter des Marktbereichs Intermodal bei der DB Cargo AG machte deutlich, dass die Digitalisierung und Automatisierung im Eisenbahnbetrieb noch viele Entwicklungsmöglichkeiten biete. So könnten neben Lokomotiven und Güterwagen vor allem die Buchungs- und Informationsplattformen für Kunden der DB Cargo noch verbessert werden. Mit „My Rail Portal“ und „Box 2 Rail“ sei man erfolgreich auf Kurs. Auch in Richtung Wettbewerber sieht Steffes Chancen für Kooperationen bei der Nutzung von Transportkapazitäten anderer Operateure.
Michael Körber, Leiter Vertrieb und Fahrplan bei der DB Netz AG, sieht die maritimen Güterverkehre als Wachstumstreiber in den kommenden Jahren an und versicherte, dass mit dem Ausbau der für die Seehäfen wichtigen Transportkorridore für ausreichend Trassenkapazität gesorgt werde. fab