Mit sauberer „Strompower“ in den Hafen

Energie von oben: So könnten in wenigen Jahren Oberleitungs-Lkw auf den deutschen Teststrecken fahren, Foto: Siemens
Der Seehafen-Hinterland-Verkehr per LKW in Deutschland steht vor mittel- und langfristig vor einer technischen Revolution.
So könnten LKW statt mit Verbrennungsmotoren in Zukunft mit E-Motoren betrieben werden, für die der Strombedarf über ein Oberleitungs-Netzwerk bezogen wird. Das Prinzip ist nicht neu: Sogenannte Trolley- oder auch Oberleitungsbusse waren bereits Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals im Einsatz. Gegenwärtig sollen in knapp 50 Ländern dieser Welt weiterhin entsprechende Buslinien bestehen.
In der Bundesrepublik sind derzeit drei, auch durch den Bund finanziell begleitete Feldversuche mit Oberleitungs-LKW in Vorbereitung, darunter auch eines im Norden auf der wichtigen Verkehrsachse Hamburg–Lübeck (A1). Zu den Projektbeteiligten gehören neben der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) auch das Logistikunternehmen Spedition Bode sowie die Schiffffahrts-, Hafen- und Handelsgruppe Lehmann aus Lübeck.
Das Bundesumweltministerium fördert die drei Feldversuche bis 2019 mit insgesamt 45,3 Millionen Euro. Das Projekt in Schleswig-Holstein werde noch einmal um 5,1 Millionen Euro aufgestockt und der Testbetrieb an allen Standorten ab 2019 mitfinanziert, sagte jetzt ein Ministeriumssprecher in Berlin. Der Bau der ersten deutschen Teststrecke für E-Lastwagen mit Oberleitung im Rhein-Main-Gebiet geht bereits zügig voran: An der stark befahrenen Autobahn 5 (A5) zwischen Darmstadt und Frankfurt stehen bereits die rund 230 Masten für Lastwagen mit Stromabnehmer. Ausleger für die Fahrdrähte der Oberleitung fehlen nur noch in Richtung Süden. „Wir sind komplett im Zeitplan“, sagt Projekt-Koordinator Achim Reusswig von der Verkehrsbehörde Hessen Mobil. Ende November werde die Anlage für die je Richtung fünf Kilometer lange Teststrecke voraussichtlich betriebsbereit sein. Der Feldversuch soll Anfang 2019 beginnen und dazu beitragen, die Klimaschutzziele der Bundesrepublik zu erreichen.
In Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg dauert es noch etwas länger. So sind die Bauarbeiten an der Autobahn 1 in Schleswig-Holstein für Oktober 2018 bis Ende Mai 2019 geplant. Der Startschuss für die Pilotstrecke ist offiziell schon gefallen. Zwischen Reinfeld und dem Autobahnkreuz Lübeck soll auf je fünf Kilometern pro Richtung eine Oberleitung für schwere Lastwagen gebaut werden. Die in Reinfeld bei Hamburg beheimatete Spedition Bode soll die Strecke mit einem Hybrid-LKW testen.
Für die dritte Teststrecke in Baden-Württemberg, die Bundesstraße 462 (Rastatt-Rottweil), laufen dagegen noch die Planungen. Die Strecke soll in beide Fahrtrichtungen rund sechs Kilometer lang werden. Die Bauaufträge dafür sollen noch in diesem Jahr vergeben werden und die Oberleitungen dann 2019 aufgestellt werden, heißt es bei der Landesregierung. Auf der Strecke werden jedes Jahr mehr als 500.000 Tonnen Papier und Pappe transportiert.
Im Rahmen des Projekts „eWayBW“ würden Oberleitungs-Lastwagen dann mit dieser Last pro Jahr 250.000 Kilometer zurücklegen, so dass die Verantwortlichen mit belastbaren Ergebnissen rechnen. EHA/dpa