Region Wittenberge: Kritik an Anbindung

Wirtschaftsvertreter haben bei einer Logistikkonferenz in der Elbestadt Wittenberge die fehlende Autobahnanbindung beklagt.

Unternehmen kritisierten den Stand des Ausbaus der A14 bei der von Hafen Hamburg Marketing (HMM) mit organisierten Veranstaltung „Wittenberge: vier Länder – ein Standort“. An dem Treffen hatten etwa 100 Gäste aus Politik und Wirtschaft teilgenommen. Dabei ging es nicht nur um eine fehlende ganzjährige Befahrbarkeit der Elbe auch um die Straßeninfrastruktur der Region, die aufgrund der verkehrsgeografischen Lage im Zentrum der Verkehrsachsen Hamburg–Berlin und Rostock–Magdeburg liegt.

Diese ist mit Blick auf das Großprojekt A14 für Firmen nicht befriedigend. Erst in der Prignitz ist ein 11,3 Kilometer langer Abschnitt der A14 von Karstädt nach Groß Warnow frei. Bis Jahresende soll Angaben des Verkehrsministeriums in Mecklenburg-Vorpommern zufolge ein weiteres, zwölf Kilometer langes Stück von Grabow bis zur Anschlussstelle Groß Warnow folgen. Insgesamt soll die Verkehrsverbindung durch drei Länder auf 156 Kilometern gebaut werden. In der Prignitz beträgt die Gesamtlänge der Trasse rund 32 Kilometer.

Stefan Kunze, Leiter der HHM-Repräsentanz Dresden, hob die exponierte Lage des Standorts Wittenberge hervor. Dabei unterstrich er die Anbindung an die Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasserstraße, die die Stadt zu einem zunehmend wichtiger werdenden Logistikpartner für den Hafen Hamburg und die Metropolregion macht. „Für Hamburgs Hafen sind die Hinterlandverbindungen immens wichtig. Dieser Bereich wächst – teilweise auch gegenläufig zum Seegüterumschlag – seit Jahren kontinuierlich“, so Kunze. Wittenberge habe als Schnittpunkt zwischen den Verkehrsachsen und im Transeuropäischen Orient-East-Med-Korridor die Chance, sich nicht nur als Logistikdrehscheibe für die Firmen in der Region Prignitz, sondern auch für übergreifende Logistikkonzepte zu etablieren.

Elbe-Ausbau möglicherweise bis 2025

Allerdings sei die Bundeswasserstraße Elbe nur unterschiedlich gut ausgebaut. „Der 13 Kilometer lange Abschnitt zwischen Dömitz in Mecklenburg-Vorpommern und Hitzacker in Niedersachsen ist ein Problem“, sagte Kunze. Dort sei der Ausbau der Elbe nicht so weit vorangeschritten wie anderswo. „Nun soll es weitere Untersuchungen geben, wie das möglichst schnell geändert werden kann“, so der HHM-Repräsentant. Er glaube jedoch nicht an eine durchgehend gleich gute Schiffbarkeit der Elbe vor dem Jahr 2025.

Axel Plass, Zippel Group Hamburg, sagte: „In diese Richtung gehen die Überlegungen unserer Gruppe, die bereits heute Container nach Wittenberge per Bahn transportiert. Wir können uns jedoch vorstellen, den Hafen als Drehscheibe für unsere Verkehre zwischen den norddeutschen Häfen und Mittel- und Ostdeutschland zu nutzen.“ Auf die Attraktivität der Stadt ging auch Wittenberges Bürgermeister Dr. Oliver Hermann ein. Er zeigte auf, wie sich der Standort zu einem modernen Wirtschafts- und Lebensraum entwickelt habe. Dazu hätten auch die in der Region angesiedelten Unternehmen beigetragen. Sie hoffen auf die Fertigstellung der A14, da dies den Anschluss der Wirtschaftsregion nach Hamburg, aber auch in Richtung der südlichen Märkte sichere.

Thomas Schoknecht, Francotyp-Postalia, brachte es auf den Punkt: „Wir haben als Unternehmen mit unserer Ansiedlung unsere Zusagen erfüllt – jetzt ist die Verwaltung mit der Einhaltung ihrer Versprechen zur Infrastruktur dran.“ Ein erster Schritt wurde laut MdB Dagmar Ziegler, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Elbe der SPD-Fraktion, mit der Annahme des Gesamtkonzeptes Elbe durch Bund und Länder getan. Es sei ein wichtiger Schritt zur Ertüchtigung der Elbe als Wasserstraße und zur ganzjährigen Befahrbarkeit des Flusses. „Damit ist die Zukunft Wittenberges als Hafenstandort gesichert“, so Ziegler.

Weiterer Ausbau der Verkehrsachsen

Details zum Gesamtkonzept Elbe und deren Rolle als eine Hauptwasserstraße im europäischen Wasserstraßennetz erläuterte Reinhard Klingen, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, in seinem Vortrag. „Durch die Einbeziehung von Vertretern aus Wirtschafts- und Umweltverbänden erwarten wir, dass der erzielte Konsens zwischen den unterschiedlichen Nutzungsanforderungen sich auch in der Umsetzung widerspiegelt“, betonte Klingen im Hinblick auf den Anschlussprozess. Für Egbert Neumann, MIL, stand der Bereich Straße und dabei vor allem die für die Region besonders wichtige A14 als Anschluss der Region an die deutschen Nord- und Ostseehäfen und bessere Verbindung an das Autobahnkreuz Magdeburg im Mittelpunkt. Für den Bereich Schiene konnte Arvid Kämmerer, DB Netz AG, deutlich bessere Möglichkeiten vorstellen. Mit der Lage Wittenberges an der Hauptstrecke Hamburg–Berlin und einem ICE-Bahnhof sei die Region Prignitz schienenmäßig bereits heute gut angebunden. „Eine weitere Verbesserung wird durch den Ausbau des Ost-Korridors stattfinden“, so Kämmerer.

Dr. Wolfgang Bacher, ElbePort Wittenberge GmbH, stellte den Hafen als Logistikzentrum für die Region dar. Seit der Übernahme der Mehrheitsanteile durch die DESAG-Gruppe wurde vor allem die Rolle des Hafens als Güterbahnhof gestärkt. „Die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg des Hafens stellt heute die Bahn dar, erst mit der Entwicklung der Elbe zu einer verlässlichen Wasserstraße können wir auch die zahlreichen Anfragen auf Schiffstransporte mit zuverlässigen Angeboten untersetzen“, so Bacher.

Als Fazit der Veranstaltung kann den weiteren HHM-Angaben zufolge festgehalten werden, dass trotz vorhandener Bottlenecks der Infrastruktur – und darunter auch der digitalen Infrastruktur – die Entwicklung von Wittenberge als Stadt, aber auch als Wirtschaftsstandort in den vergangenen zehn Jahren sehr positiv war und sich dieser Trend auch in der Zukunft fortsetzen werde. Notwendig dafür sei nicht nur das weitere Engagement der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, sondern auch das Engagement von Unternehmern und deren weitere Vernetzung – die unter anderem auch durch Veranstaltungen wie die jüngste Logistikkonferenz gefördert werde. FBi

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