Rendsburger Kanaltunnel soll 2020 fertig sein

Die Grundsanierung des Rendsburger Kanaltunnels wird Ende Januar mit der Weströhre fortgesetzt. Die Arbeiten sollen drei Jahre dauern und der Tunnel im Februar 2020 wieder komplett zur Verfügung stehen, teilten Ministerialdirektor Reinhard Klingen vom Bundesverkehrsministerium und Prof. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (WSV), am Dienstag in Rendsburg mit. Mit der bisherigen Baufirma sei ein entsprechender Vertrag am 30. Dezember unterzeichnet worden.
Während der Bauzeit an der Weströhre läuft der Verkehr in jede Richtung jeweils einspurig in der Oströhre. Sie war nach jahrelangen Verzögerungen im vergangenen September fertig geworden.
Die Gesamtkosten für die im Jahr 2012 begonnene Sanierung des rund 600 Meter langen Tunnels haben sich mehr als verdreifacht - von zunächst veranschlagten 25 Millionen Euro auf inzwischen rund 80 Millionen Euro. "Der Bund trägt die Kosten, die Finanzierung ist sichergestellt", sagte Klingen.
Auch nach der Sanierung wird der Tunnel in jeder Fahrtrichtung unverändert zwei Fahrspuren haben. "Wir hatten den Auftrag einer Grundsanierung, nicht aber einer Erweiterung", betonte Witte. Der Tunnel sei jetzt aber heller, und es könne Radio empfangen und telefoniert werden.
Asphalt hält 15 Jahre
Laut WSV dürfte die neue Fahrbahndecke rund 10 bis 15 Jahre halten. "Einen neuen Asphalt zu legen, wäre aber ohnehin kein großes Projekt - so etwas dauert weniger als eine Woche", sagte eine WSV-Experte.
Die aufwändige Grundinstandsetzung ist die erste für den Kanaltunnel, der in den Jahren 1957 bis 1964 gebaut wurde. Ein Kernproblem ist die Konstruktion des Tunnels: An den Eingängen fließt Regenwasser in den Tunnel, dass unter der Fahrbahn gesammelt und dann herausgepumpt wird. Die Fahrbahn ist quasi eine Brückenkonstruktion im Tunnel. Besonders beschädigt waren die Abflüsse an den Tunnel-Eingängen.
Für die jahrelangen Verzögerungen nannten Klingen und Witte zwei Hauptgründe: Den unerwartet schlechten Zustand des Bauwerks und die Fehlerhaftigkeit alter Unterlagen über den Tunnel. Es sei nahezu unmöglich, den tatsächlichen Aufwand für einen weitergenutzten Tunnel im Vorhinein verlässlich abzuschätzen, sagte Witte.
Aus Fehlern gelernt
Von den negativen Erfahrungen in der Oströhre habe man gelernt. Statt 50 Monate wolle man für die Sanierung der Weströhre nur 36 Monate benötigen. "Ich weiß nicht, was uns baulich noch überraschen könnte", sagte Witte.
Um erneut Bauverzögerungen bei neuen Querelen mit der Baufirma zu vermeiden, wurde vertraglich jetzt ein Streitbeilegungsverfahren vereinbart. So müssten die Bauarbeiten auch im Fall von Auseinandersetzungen fortgesetzt werden, sagte Witte. Zudem seien die Planungskapazitäten erhöht und die Bauaufsicht verstärkt worden, ergänzte Klingen. Er betonte, ein Wechsel der Baufirma und eine komplette Neuausschreibung hätten einen "relevanten einstelligen Millionenbetrag" gekostet. "Gemeinsam mit der bisherigen Baufirma haben wir gute Lösungen gefunden." Er gehe davon aus, dass der Fertigstellungstermin Februar 2020 auch eingehalten werde. Ursprünglich hätte der gesamte Tunnel binnen zweieinhalb Jahren bis 2014 überholt werden sollen.
Die Experten sehen keine Gefahr, dass die Sanierung des Tunnels möglicherweise noch mit den Bauarbeiten für die neue Rader Hochbrücke zusammenfallen könnte. "Die Arbeiten für die Rader Hochbrücke sollen um 2023 beginnen, der Kanaltunnel ist also etwa drei Jahre vorher fertig", sagte Witte. (lno)