Ungarn befürwortet Terminal auch für die Binnenschifffahrt
Ungarn will seine besondere geografischen Lage künftig noch stärker als großen Standortvorteil für Industrie und Handel, aber auch für die Logistik auf internationaler Ebene heraus stellen.
Das kündigte Außen- und Handelsminister Péter Szijjártó am vergangenen Donnerstag in Budapest bei der Grundsteinlegung für den neuen Umschlagterminal des Intermodal-Operateurs Metrans an.
Die Tochtergesellschaft der HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) investiert rund 50 Millionen Euro in die neue Bahn-Drehscheibe und setzt damit einen weiteren infrastrukturellen Meilenstein innerhalb ihres Terminal-Netzwerks in Mittel - und Südosteuropa.
Szijjártó sagte weiter, dass die ungarische Regierung das Engagement des HHLA-Konzerns in Budapest aus mehreren Gründen für besonders wertvoll erachte. Zum einen passe das Projekt ideal in die Verkehrsstrategie des Landes, in der die beiden umweltfreundlichen Verkehrsträger Bahn und Binnenschiff eine große Bedeutung hätten. Daher würde es die Regierung begrüßen, den zunächst nur auf die beiden Landverkehrsträger Eisenbahn und Lkw zugeschnittenen Terminal mittelfristig auch in Richtung einer trimodalen Anlage weiterzuentwickeln. Die Voraussetzungen dafür seien ideal, da die Donau direkt an dem künftigen Terminal vorbei fließe.
Wertvoll ist die neue Anlage aus Szijjártós Sicht auch für den regionalen Arbeitsmarkt. So würden in der ers ten Ausbaustufe bis zu 250 neue Arbeitnehmer eingestellt. Der Minis ter erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass der Terminalneubau auf einer ehemaligen Industriebrache entstehe. Die Anlage könnte damit ein Impulsgeber für weitere Ansiedlungen werden, so die Erwartung.
Szijjártó betonte, dass der KV-Terminal auch der ungarischen Industrie zugute kommen werde, die dank dieser Anlage einen schnellen, zuverlässigen Zugang zu den Seehäfen bekomme, und zwar sowohl zu den Nordseehäfen als auch zu den Mittelmeerhäfen, wie zum Beispiel ins slowenische Koper oder ins benachbarte kroatische Rijeka.
Der Minister wies darauf hin, dass sich die Qualität der ungarischen Verkehrsinfrastruktur in den kommenden Jahren deutlich verbessern werde. Beispielhaft nannte er die Modernisierung der Bahnstrecke von Budapest in die serbische Hauptstadt Belgrad. Das mit rund 1,5 Milliarden Euro veranschlagte Projekt wird mit maßgeblicher Unterstützung durch China bis vor aussichtlich Mitte 2017 verwirklicht. Nach Abschluss der Arbeiten an der rund 188 Kilometer langen Bahnstrecke wird sich die Reisezeit von Güter- und Personenzügen deutlich verkürzen, auch weil dann die Strecke höhere Geschwindigkeiten erlaubt. Minister Szijjártó nahm auch zu einem anderen Thema Stellung, das derzeit im Besonderen die EU-Staaten beschäftigt: den anhaltenden Zustrom von Flüchtlingen. Er forderte, dass die Staatengemeinschaft endlich wirksam ihre Außengrenzen schützt, auch mit dem Ziel, das hohe Gut des freien Personen- und Warenverkehrs, manifestiert im Schengen-Abkommen, zu erhalten. Wenn aber diese Freiheit eingeschränkt werden müsse, hätte das auch gravierende Folgen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in einem europäischen Binnenland, wie es Ungarn ist.
Borbély Lénárd, Bürgermeis ter des zu Budapest gehörenden Ortsteils Csepel, hob die konstruktive Vorgehensweise aller an dem Projekt beteiligten Partner hervor. Und auch das sicherte er Metrans als Investor zu: den zügigen Bau einer direkt zum Budapester Fernstraßenring führenden Verbindung, über die dann unter anderem der Lkw-Vor- und -Nachlauf zum neuen Terminal erfolgen könne.
Nach Überzeugung des HHLA-Vorstandsvorsitzenden Klaus-Dieter Peters wird der neue Terminal einen äußerst wertvollen Beitrag zum europäischen Hinterlandnetzwerk der Intermodal-Tochter Metrans leisten. Damit stehe in gut zwei Jahren nach den beiden tschechischen Drehscheiben in Prag-Uhrineves und Ceska Trebova sowie Dunajska Streda in der Slowakischen Republik eine vierte Terminalsäule zur Verfügung. Peters weiter: „Unsere Hub-Terminals im Binnenland sammeln für das Hub- und Shuttle-System der HHLA die Fracht und verteilen sie in die Fläche. Diesen Drehscheiben kommt eine Schlüsselrolle zu.“
Peters ging auch auf den Ausbau der Bahnachse Budapest–Belgrad ein. Diesen verfolge ein international ausgerichtete Hafen- und Logistikkonzern wie die HHLA „mit großem Interesse“. Als erstes europäisches Land beteilige sich Ungarn mit diesem Vorhaben an der chinesischen Initiative „One Belt, One Road“, auch geläufig unter dem Begriff „Neue Seidenstraße“. Peters: „Das ist ein Projekt von gewaltigem Ausmaß, und die Initiative schafft neue Verkehrskorridore nicht nur zu den griechischen Häfen, sondern über Zentralasien bis nach China.“
Peter Kiss, Mitglied der Metrans-Geschäftsführung, ging näher auf die technischen Besonderheiten des neuen Terminals ein, der auch die Marktstellung des Bahn-Operateurs in Ungarn nachhaltig stärken werde. So wird sich der Terminal über eine Grundfläche von 165.000 Quadratmetern erstrecken. Zur Kernausstattung gehören sechs ganzzuglange Gleise von jeweils 650 Metern, ergänzt um zwei weitere, 500 Meter lange Gleisstränge, die in das Leercontainer-Depot integriert werden. Denn das erst macht die Schlagkraft der neuen Anlage aus: Neben dem reinen Umschlag und dem Leercontainer-Depot stehen auch Reparatureinrichtungen, ein Spezialbereich zur Gefahrgut-Zwischenlagerung, ein Büro für die Zollabfertigung, Räumlichkeiten für Container-Trucker-Firmen sowie ein Sonderbereich für Reefer-Container zur Verfügung. Der Containerumschlag erfolgt schwerpunktmäßig mittels Portalkranen, die sich auf den anderen Metrans-Anlagen bestens bewährt haben. Ergänzend dazu stehen aber auch noch vier Reachstacker bereit. Für die trimodale Option müsste später eine entsprechende Kaifront gezogen werden. Doch das ist aktuell noch nicht spruchreif. Die Jahreskapazität ist mit rund 250.000 TEU ausgelegt.
Aktuell wickelt Metrans im Verkehr mit Ungarn auf Jahresbasis rund 170.000 TEU ab. Kiss: „Künftig rechnen wir hier mit gut 250 ein- und ausgehenden Zügen.“ EHA
Fakten
Bauzeit: 2015 – 2017
Investment: 50 Mio. €
Mitarbeiter: bis zu 250
Kapazität: 250.000 TEU pro Jahr
Umschlaggerät: Portalkran, Reachstacker
Gleise: 6 x 650 Meter, 2 x 500 Meter
Grundfläche: 165.000 Quadratmeter