Weniger Schiffe im Nord-Ostsee-Kanal

Feeder-Verkehre reagieren empfindlich auf Wartezeiten bei der Passage des Nord-Ostsee-Kanals, Foto: Arndt
Der Nord-Ostsee-Kanal (NOK) kommt offenbar langsam aus der Krise.
Mit dem Jahresende hatten 32.122 Schiffe die künstliche, rund 100 Kilometer lange Wasserstraße passiert. Damit gab es 2015 einen leichten Rückgang um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr (32.600 Schiffe), erfuhr der THB vorab. Als eines der letzten Schiffe des vergangenen Jahres schleuste der Containerfrachter „Nordic Hamburg“ (IMO 9514755) in den Kanal ein. Der knapp 151 Meter lange, rund 23 Meter breite und 13.000 Tonnen tragende Frachter hatte Normboxen aus dem Baltikum für den Hamburger Hafen geladen. Gerade bei den Feeder-Carriern hatte der NOK in den zurückliegenden Jahren besondere Rückgänge zu verzeichnen. Der Grund: die häufigen Schleusensperrungen infolge technischer Störungen oder Havarien. Das wiederum führte zu teilweise extremen Wartezeiten vor den Schleusen in Brunsbüttel oder Kiel-Holtenau. Ein Zustand, der für die zeitlich sehr eng getakteten Feeder-Fahrpläne kaum tragbar ist. In der Folge entschieden die Reedereien immer häufiger, den zwar längeren, aber planbaren Weg über Kap Skagen zu fahren. Als am 11. Dezember alle vier großen Schleusen in Brunsbüttel und Kiel wieder uneingeschränkt freigegeben wurden, kehrten diese Schiffe jedoch sofort wieder zum Kanal zurück (THB 14. Dezember 2015), so Marktbeobachter.
Auch bei der Schiffsgrößenentwicklung gab es 2015 nach THB-Informationen eine Stabilisierung. Mit rund 155 Millionen BRZ wurde das Vorjahresergebnis von 155,5 Millionen BRZ (THB 23. Januar 2015) nur knapp verfehlt.
„Das ist eine gute Nachricht für den Kanal“, kommentierte Jürgen Rohweder, der Vorsitzende des Nautischen Vereins zu Kiel, die aktuellen Verkehrszahlen. Die Entwicklung zeige deutlich, dass der Kanal seine Bedeutung für den wichtigen Verkehrsmarkt Ostsee weiterhin habe.
Auch der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, zeigte sich zufrieden. Er hatte kurz vor dem Jahreswechsel noch eine Menge von 90 Millionen Tonnen für den Kanal prognostiziert. 2014 waren es 99,1 Millionen Tonnen (THB 23. Januar 2015). „Damit erweist sich einmal mehr, dass wir den Anforderungen der Schifffahrt gerecht werden und damit Wort halten. Einem starken Jahr 2016 steht somit infrastrukturell am Nord-Ostsee-Kanal nichts im Wege“, führte Witte aus. Die genauen Ladungsmengen für das Berichtsjahr 2015 wird die Kanalverwaltung nach derzeitigem Stand zur Monatsmitte vorlegen. Indes drängt die Wirtschaft darauf, dass die verschiedenen Bauvorhaben im NOK zur weiteren Leistungssteigerung jetzt schnell umgesetzt werden. EHA/FB