15.000 Offiziere und Nautiker fehlen weltweit auf Schiffen
Die Schifffahrt wird in den kommenden Jahren weltweit wachsen. Aber die Personalentwicklung läuft nicht parallel dazu: Der Fachkräftemangel wird auch hier spürbar.
Bis 2019 hat die globale Schifffahrtsindustrie einen Bedarf an 42.500 zusätzlichen Schiffsoffizieren. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Unternehmensberatung Drewry. Unterstellt wird dabei ein kontinuierliches Wachstum der Branche von sieben Prozent.
Zum großen Problem dabei wird allerdings das Personal, denn die Ausbildung von Schiffsoffizieren kann mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten. Aktuell müssten den Reedereien und Schifffahrtsunternehmen 615.000 Offiziere zur Verfügung stehen. Aber schon jetzt fehlen 15.000 Nautiker und Offiziere für Führungsaufgaben.
„Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage hat sich jüngst – auch im Zuge der Schifffahrtskrise – etwas verringert, sagte Malcolm Jupe, Analyst und einer der Verfasser der Studie. „Mit einem kontinuierlichen Wachstum und weltweit zurückgehenden Ausbildungsanstregungen wird das Problem aber wieder größer.“
Auf die angespannte Lage auf dem Ausbildungssektor hatte auch die International Transport Workers‘ Federation (ITF) schon mehrfach hingewiesen. „Immer mehr Schifffahrtsnationen verabschieden sich von einer soliden Ausbildung, weil es weltweit eben auch ‚billige‘ Arbeitskräfte gibt“, kritisierte ITF-Präsident Paddy Crumlin. „Das geht auf Kosten der Qualität und der Sicherheit in der Schifffahrt“.
Die ITF hat dabei unter anderem auch Deutschland im Blick. Durch die weit hinter der im Maritimen Bündnis zugesagten Einflaggung der Reeder fehlen vor allem deutschen Studenten die Möglichkeiten für Praxisseminare. Und selbst wenn Nautiker fertig ausgebildet werden, können sie ihre Patente oft nicht ausfahren. Unterdessen verstärken andere Länder beispielsweise in Afrika und Asien ihre Ausbildungsanstrengungen (THB-Bericht folgt).
Eine der Ursachen des von Drewry wie auch von der ITF bemängelten Personalnotstands sind die Kosten. „In der Regel sind die Gehälter und Heuern für Schiffsführungspersonal marktabhängig“, sagt Analyst Jupe. „Nord- und Westeuropa sind hier die Ausnahme, denn hier gibt es feste und sehr teure Tarifbindungen für Offiziere.“ Das bestätigt auch die ITF, allerdings setzt sich der Gewerkschaftsdachverband seit Jahren für eine tarifvertragliche Absicherung der Crews ein.
Unterdessen macht sich in der englischsprachigen Welt erneut ein deutscher Begriff breit: „Fachkräftemangel“. Die „Financial Times“ widmete jüngst den Beschäftigungsmöglichkeiten in der Schifffahrt eine Artikelserie. Darin kamen neben Branchenkennern auch Ökonomen und Sozialwissenschaftler zu Wort. Einhellig bemängelten sie den in der Schifffahrt um sich greifenden Mangel an gut ausgebildeten Offizieren und belegten ihn mit der in deutschen Ohren schon bekannten Formulierung. pk