Abschied von einer Branchengröße
Jacques R. Saadé, Gründungspräsident der französischen CMA CGM Gruppe, ist am vergangenen Sonntag im Alter von 81 Jahren gestorben.
Der Reeder widmete sein ganzes Leben der CMA CGM. Als Visionär entwickelte er die Gruppe aus kleinsten Anfängen zu einem der weltweit führenden Unternehmen in der Containerlogistik mit Aktivitäten in über 160 Ländern.
Nachdem er den Libanon verlassen hatte, um seine Familie vor dem dort herrschenden Bürgerkrieg zu schützen, gründete Saadé vor fast 40 Jahren, am 13. September 1978, die Compagnie Maritime d’Affrètement (CMA) und setzte dabei vom Start weg auf den Container. Von dessen Siegeszug war er schon damals fest überzeugt.
Saadé begann seine Schifffahrtsaktivitäten mit vier Mitarbeitern, einem einzigen Schiff und einem Liniendienst zwischen Marseille und Beirut. Schon bald wuchs die Flotte, neue Häfen kamen hinzu, 1983 schickte er seine Schiffe erstmals durch den Suezkanal. 1986 startete der Reeder seinen ersten Asien-Nordeuropa-Dienst, sechs Jahre später eröffnete er das erste CMA-Büro in Shanghai – in der festen Überzeugung, dass sich China künftig zur „Fabrik der Welt“ entwickeln und für ein entsprechendes Ladungsaufkommen sorgen würde.
Starkes organisches Wachstum ging in den Folgejahren einher mit strategischen Akquisitionen, was die Präsenz des Unternehmens in den Schlüsselmärkten bis heute nachhaltig stärkte. So kamen beispielsweise schon früh die Flotten der Reedereien Compagnie Générale Mari time (CGM), auch bekannt als „French Line“, der australischen ANL und von Delmas unter seine Flagge. Jüngst erweiterten Reedereien wie die deutsche OPDR, Mercosul, der Pazifik-Spezialist Sofrana Unilines und Containerships aus Finnland das Netzwerk.
2006 stieg das Unternehmen zur drittgrößten Containerreederei der Welt auf – diese Position hält CMA CGM bis heute. Im gleichen Jahr setzte sich Saadé mit dem Bau des CMA CGM Towers, dem neuen Hauptsitz der Gruppe und heute ein Wahrzeichen der Stadt Marseille, selbst ein Denkmal.
Wann immer er sich äußerte, seine Stimme wurde gehört – nicht nur bei seinen Bemühungen, die Beziehungen zwischen Frankreich und dem Libanon zu verbessern. 2013 erhielt Saadé eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt Hamburg, den Admiralitäts-Portugaleser. Außerdem wurde er mit der Ehrendoktorwürde der American University im Libanon sowie vom Verband der Industrie- und Handelskammern des Mittelmeerraums (ASCAME) für die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung im Mittelmeerraum sowie von Frieden und Toleranz weltweit ausgezeichnet.
2015 verlieh ihm der französische Staatspräsident den Titel des Kommandeurs der französischen Ehrenlegion.
Erst im Februar vergangenen Jahres, an seinem 80. Geburtstag, ernannte Jacques R. Saadé seinen Sohn Rodolphe zum neuen Chief Executive Officer der CMA CGM Gruppe und machte ihn schließlich am 24. November als seinen Nachfolger auch zum Präsidenten des Verwaltungsrats. bo