Aufschwung gewinnt weiter an Breite

Ein rapider Anstieg der Frachtraten wird nach dem Transpazifik-Verkehr jetzt auch auf der Fernost-Europa-Route verzeichnet. So zogen die Benchmark-Raten des Shanghai Index SCFI für Verschiffungen von Fernost nach Nordeuropa sowie ins Mittelmeer am vergangenen Freitag um 21 Prozent beziehungsweise 23 Prozent auf 1508 US-Dollar (USD) pro TEU und auf 1674 USD/TEU an. Derart hohe Spotraten waren auf der Strecke zuletzt im Jahr 2014 zu beobachten.

Damit gewinnt der Aufschwung am Frachtenmarkt der Containerschifffahrt nach dem steilen Anstieg der Transpazifik-Raten im Spätsommer weiter an Breite. „Der Markt ist aktuell sehr stark, und die Raten steigen weiter“, erklärte Christoph Baumeister, der bei der Spedition Flexport den Frachteneinkauf für Transporte von Asien nach Europa verantwortet. Befeuert werde der Preistrend insbesondere durch einen Mangel an Leercontainern in Südchina. In der aktuellen Lage würden die Carrier das Equipment für solche Routen „priorisieren“, auf denen die höchsten Gewinne erwirtschaftet werden. Das dürften bislang hauptsächlich Verkehre von Fernost nach Nordamerika gewesen sein, in denen sich die Spotraten in den vergangenen sechs Monaten verdoppelt haben. Europäische Importeure haben unter diesen Umständen keine andere Wahl, als die Preisspirale nach oben mitzumachen, wenn sie sie sich Container sichern wollen.

Baumeister geht davon aus, dass der Markt bis nach dem chinesischen Neujahrsfest im Februar angespannt bleiben wird. Bereits für Anfang Dezember haben Carrier weitere Ratenanhebungen im Asien-Europa-Verkehr angekündigt. So will Hapag-Lloyd noch einmal 1000 USD/TEU mehr verlangen.

Die dänische Beratungsfirma Sea-Intelligence erklärt die zunehmenden Engpässe im westgehenden Verkehr ex Asien damit, dass die Linien ihre Kapazitäten dort nicht annähernd so stark ausgeweitet hätten wie im Transpazifikverkehr. Es sei daher nicht auszuschließen, dass die Spotraten auch für Transporte von Asien nach Europa bald auf Rekordhöhen steigen. Besonders problematisch soll die Lage für Importeure in Großbritannien sein, wo die Seehäfen mit der Abfertigung der erhöhten Ladungsmengen kaum hinterherkommen und sich Schiffsabfahrten stark verzögern. Laut dem Preisinformationsdienst Platts haben viele britische Unternehmen wegen des bevorstehenden Brexits Beschaffungen im Ausland vorgezogen.

Neben den Langstreckenverkehren sind aber auch die kürzeren Intra-Asien-Routen von einer beispiellosen Raten-Hausse betroffen. So schoss die SCFI-Indexrate für Verladungen von Shanghai nach Singapur binnen Wochenfrist um 53 Prozent auf ein Rekordniveau von 728 USD/TEU hoch. Neue Höchststände wurden ebenfalls auf den Routen von Shanghai nach Australien, Westafrika und Südamerika verzeichnet.

Im Gegensatz zur Containerschifffahrt herrscht an den Märkten der Bulkschifffahrt seit einigen Wochen wieder Flaute. Der Baltic Dry Index rutschte vergangene Woche erneut um 81 auf 1115 Punkte. Bei mäßiger Charteraktivität im Eisenerzsektor sank die Durchschnittsrate der großen Capesize-Bulker um 13 Prozent auf knapp 12.500 USD/Tag. mph/jpn/bek

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