Branche bekommt Agenda für Maritim 4.0

Der maritime Standort Deutschland bekommt eine digitale Agenda.

Sie soll auf der 10. Nationalen Maritimen Konferenz (NMK) im April 2017 in Hamburg verabschiedet werden. Das betonten die Akteure der maritimen Wirtschaft auf dem vorbereitenden Branchenforum im Dezember in Berlin.

Die NMK zählt zu den bedeutenden Ereignissen des kommenden Jahres. Alle Akteure der maritimen Wertschöpfungskette sind gefragt, das Schwerpunktthema Maritim 4.0 mit Leben zu füllen. Die Agenda soll die Strategien bis ins Jahr 2025 aufzeigen.

Auf die Branche kommen große Herausforderungen zu, wenn sie die Digitalisierung und Vernetzung flächendeckend umsetzen will. Im Branchenforum ging es darum, Ideen vorzutragen und die Vorstellungen der anderen Teilnehmer nachzuvollziehen. Die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an. Wie passt das alles zusammen, was sich Reeder, Häfen, Werften, Zulieferer, Spediteure und Verlader vorgenommen haben? Welche Lösungen bietet die Wirtschaft den Sozialpartnern, damit keine Arbeitsplätze verloren gehen? Mit welchen Maßnahmen kann und will die Politik den Prozess flankieren?

Noch sind alle wesentlichen Fragen unbeantwortet. Ideen sind da, technisch ist vieles möglich, aber vielerorts fehlt noch das Verständnis für die Zukunftsthemen. Dabei ist der Wettbewerb stets nur einen Mausklick entfernt. Das Branchenforum setzte erste Impulse: den Mittelstand besser einbinden, zusammen mit der Politik eine Plattform einrichten, um die notwendigen Rahmenbedingungen zu erörtern, und einen runden Tisch zum Thema Digitalisierung ins Leben rufen.

Initiative für Sicherheit

Ein großes Thema, das vielen Branchenteilnehmern Sorge bereitet, sind Cyber-Angriffe. Ein Konsortium aus Wirtschaft und Wissenschaft entwickelt unter Beteiligung der Universität Bremen ein System für das Risikomanagement von Informations- und Kommunikationstechnologien in Häfen.

Mit dem Projekt wollen die Partner dem Ausfall wichtiger Infrastrukturen vorbeugen. Es könnten gravierende Sicherheitsrisiken entstehen, wenn Gefahrgüter nicht sachgemäß umgeschlagen und überwacht werden, lautet eine Begründung für die Initiative. Ein möglicher Angriffspunkt bestehe dabei in der Informations- und Kommunikationstechnologie. In modernen Häfen wird der gesamte Umschlag mittlerweile elektronisch gesteuert und der Datenaustausch zwischen vielen Beteiligten zentral organisiert.

Das Bremer Projekt ist bis August 2018 ausgelegt und wird vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) koordiniert. Als weiterer wissenschaftlicher Partner ist das Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik der Universität Bremen (TZI) dabei. Aus der Wirtschaft beteiligen sich DBH Logistics und Datenschutz Cert. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt „IT-Risikomanagement in der Hafentelematik (PortSec)“ im Rahmen des Programms „KMU-innovativ“ mit rund 1,28 Millionen Euro.

Unzureichende Rechtslage

Auf dem Weg zu Maritim 4.0 gibt es einen erheblichen Bremser: das aktuell geltende Recht. Um Kosten zu sparen, sollte der Trend aus Sicht einiger Reedereien dahingehen, dass an Bord keine Crew mehr verfügbar sein muss. Doch rechtlich ist eine Verschiebung des Bordpersonals aufs Land nicht erlaubt. Auf Schiffen sollen sich Seeleute befinden, das ist eindeutig vorgeschrieben. So wird sich auch keine Versicherung finden, die sich bei noch so hoher Prämie auf einen vollautomatisierten Betrieb einlässt. Gerichte könnten zu dem Schluss kommen, es handle sich um einen vorsätzlichen Rechtsverstoß.

Wer hat das Recht an Daten, wenn es beispielsweise um Schiffsmotoren geht? Der Eigner des Schiffs? Der Hersteller? Externe Dienstleister? Derjenige, der in die Daten investiert? Oder Beispiel Kühlcontainer: Hier sind die Reederei, die Eigentümer der Boxen, der Befrachter, die Besitzer der enthaltenen Güter und die zahlenden Kunden im Spiel. Fragen nach dem Recht auf Daten sind weitgehend ungeklärt. Und Daten zu erheben ist nur eine Sache. Eine andere besteht darin, die Daten auch an die Stellen zu leiten, die sie verwerten können, um mögliche Probleme zu verhindern oder zu lösen. Fest steht: Das maritime Recht wird umfassend umzuschreiben sein, wenn es zu Maritim 4.0 passen soll. fab

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