BSH zuversichtlich für 2018
„Die Schiffe werden immer größer und sauberer. Dabei wird LNG eine ernstzunehmende Alternative als Kraftstoff.“ Das erklärte am Donnerstag Monika Breuch-Moritz, Präsidentin des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), bei der Vorlage der Jahresbilanz in Hamburg.
Die Entwicklung habe wesentliche Auswirkungen auf die Sicherheit und die Umweltanforderungen. Bei der Wahrnehmung der entsprechenden Aufgaben versteht sich Deutschlands wichtigste maritime Behörde als „Motor der Energiewende“, so die BSH-Chefin. „Mit unserem Einsatz für den Umweltschutz und den Seeverkehr wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen und mithelfen, Erfahrungen mit LNG und die nötige Infrastruktur weiterzubringen“, betonte die studierte Meteorologin.
In diesem Zusammenhang erinnerte sie an den am 20. Dezember 2017 erfolgten Stapellauf des BSH-Flaggschiffs „Atair“ als erste Behördeneinheit weltweit mit LNG-Antrieb. International werden derzeit 190 Schiffe mit LNG angetrieben. Ein Forschungsschiff ist noch nicht dabei. Auf den Weltmeeren sind 325 schwimmende Labore unterwegs – 51 amerikanische Schiffe, gefolgt von 29 japanischen, 28 deutschen, 27 türkischen, 26 südkoreanischen, je 20 kanadischen und italienischen und 18 französischen Schiffen. Nur 20 Prozent dieser Einheiten sind über 65 Meter lang. Damit gehört die „Atair“ mit 75 Meter Länge, rund 17 Metern Breite und einer Geschwindigkeit von rund 13 Knoten zu den großen Forschungsschiffen weltweit. Eine ihrer Aufgaben ist die Vermessung der Meere. Nach internationaler Kategorisierung muss sie hochseetauglich und wendig sein sowie stabil und ruhig fahren. Die Indienststellung ist für 2020 geplant.
„190 LNG-Schiffe sind zwar nur ein Prozent aller seegängigen Schiffe. Dennoch haben wir in der Zahl der Carrier mit LNG-Antrieb gegenüber 2016 eine Verdoppelung zu verzeichnen. Das ist eine gute Entwicklung und wird den Weg der Schifffahrt zu einem besonders umweltfreundlichen Verkehrsträger fortsetzen“, sagte Breuch-Moritz.
Auch die Aufgaben im Bereich Offshore Windenergie sind gewachsen und haben zu organisatorischen Änderungen im BSH geführt. So legt die Behörde im Einvernehmen mit der BNetzA, der Bundesnetzagentur (BNetzA) in einem Entwicklungsplan (FEP) die Flächen fest, auf denen künftig Windparks errichtet werden sollen. Bei der Entwicklung des Planes könnten alle Verbände und Interessengruppen ihre Bedenken und Vorschläge einbringen. Er löst den Bundesfachplan Offshore ab, den das BSH im Dezember 2017 zum letzten Mal veröffentlicht hat (thb.info 8. Januar 2018).
Insgesamt sind in der deutschen Nord- und Ostsee jetzt mehr als 1028 Anlagen mit mehr als 4600 MW am Netz. Rund 6100 MW sind im Bau, installiert oder bereits in Betrieb. Bis 2050 sollen erneuerbare Energien 80 Prozent der deutschen Energieversorgung abdecken. Ein wichtiger strategischer Baustein dieser Energiekonzeption und damit auch der Klimapolitik ist die Offshore-Windenergie. Bis zum Jahr 2020 sollen nach den Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 6500 MW, bis zum Jahr 2030 sollen 2500 bis 3000 Anlagen mit rund 15.000 MW in deutschen Offshore-Windparks installiert sein. Die Energiewende gilt als eines der bedeutendsten Zukunftsvorhaben der Bundesregierung.
Im April findet die zweite Ausschreibung für Projekte in Nord- und Ostsee mit einem Umfang von insgesamt rund 6000 bis 7000 MW statt. Das BSH rechnet damit, dass etwa 10 bis 15 Prozent der deutschen Nordseeflächen außerhalb des Küstenmeeres für den Ausbau der Windenergie auf See benötigt werden. Die Behörde ist bei der Ausweisung von Flächen an die Vorgaben und Ausbauziele des Gesetzgebers gebunden, so Monika Breuch-Moritz. Es gibt allerdings Bemühungen der Windkraftindustrie und der norddeutschen Politik, diese Ausbauziele nach oben zu korrigieren.
Das wiederum hat Kritik auch bei Naturschutzverbänden hervorgerufen, die sich gegen die Umwandlung der Nordsee in einen Industriepark stark machen wollen. „Ein großer Teil der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (ab 15 Kilometern Entfernung von der Küste) in der Nordsee steht unter Naturschutz oder dient der Schifffahrt“, betonte die BSH-Präsidentin.
Darüber hinaus ist 2018 für das BSH und das Seewetteramt des DWD ein besonderes Jubiläumsjahr. „Wir feiern 150 Jahre Maritime Dienste in Deutschland – Start der Norddeutschen Seewarte 1868“, kündigte Breuch-Moritz an.
Mit einem Tag der offenen Tür und einer Ausstellung im Internationalen Maritimen Museum Hamburg unter dem Motto „Über Wasser – Unter Wasser – 150 Jahre maritime Dienste in Deutschland“ sowie Vorträgen auf verschiedenen Veranstaltungen werden das BSH und der Deutsche Wetterdienst (DWD) an den Betriebsbeginn der Norddeutschen Seewarte am 1. Januar 1868 erinnern. Das Datum markiert den Beginn der maritimen Verwaltung, der Meeresforschung und der maritimen Meteorologie in Deutschland.
Das BSH und der DWD öffnen am 21. April von 10 bis 16 Uhr die Türen ihrer Dienstgebäude in der Bernhard-Nocht-Straße 76 und 78 in Hamburg. Gezeigt wird die Arbeit zum Beispiel im Rahmen der Seevermessung, Wracksuche und der Herstellung von Papier- und elektronischen Seekarten. Die Besucher erhalten Einblick in die Prüfung von technischen Ausrüstungen an Bord und die Aufgaben der Behörden im Rahmen der Offshore-Windenergie. Wesentliche Geräte und Einrichtungen für die Datenerhebung in Atmosphäre und Meer können besichtigt werden. Erstmalig öffnet das BSH auch seine Labore zum Beispiel für die Kalibrierung von Geräten und die Einrichtung von Messketten zur Erhebung von Daten im Meer.
An den Landungsbrücken wird die das Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff „Wega“ zu besichtigen sein. Dabei erhalten Gäste auch einen Einblick in die Arbeit an Bord.
Und einen Tag nach dem 70. Geburtstag des THB vom 2. Juni bis voraussichtlich 30. August 2018 stellt das Internationale Maritime Museum Hamburg in Zusammenarbeit mit BSH und DWD die Arbeit der verschiedenen Bereiche der beiden Behörden vor. FBi