Bündnis für Crew-Wechsel gegründet

Um die Lieferketten auf See durch den Austausch der Crews gewährleisten zu können, hat eine Initiative mehrerer großer Schifffahrtsunternehmen Politik und Verbände zur Unterstützung aufgefordert.

Nach Angaben eines Sprechers repräsentiert das Bündnis über 1500 Schiffe mit rund 70.000 Seeleuten. Zu den beteiligten Unternehmen gehören unter anderen D/S Norden, Grieg Star, Reederei Nord, Dynacom, V.Group, Wilhelmsen Ships Service, Pacific Carriers Limited (PCL), Magsaysay, Augustea, Columbia Ship Management, Inchcape Shipping Services und die Synergy Group.

Gegenwärtig seien über 100.000 Seeleute „auf See gestrandet“, weil die Corona-Pandemie verhindere, dass sie nach Hause zurückkehren könnten. Das Bündnis hat jetzt eine detaillierte Risikobewertung für Crewmitglieder entwickelt, um die Gefahr einer Corona-Infektion beim Austausch der Besatzungen zu minimieren. Wie der Sprecher weiter ausführte, dränge man auf sofortige staatliche Maßnahmen, um die Wiederaufnahme eines Crew Changes zu ermöglichen. Dazu gehöre auch die Vergabe des Status als „Schlüsselarbeitskraft“ für seemännisches Personal.

Für Kapitän Rajesh Unni, CEO und Gründer des Schiffsmanagement-Unternehmens Synergy Group mit Hauptsitz in Singapur, ist die „gegenwärtige Politik ein katastrophales Eigentor“. Alle Maßnahmen der Gesellschaft seien während der Corona-Krise nie darauf ausgerichtet gewesen, Schlüsselarbeitskräfte an der Ausführung ihrer wichtigen Aufgaben zu hindern. „Aber genau das geschieht jetzt!“, beklagt er. „Als verantwortungsbewusste Eigentümer und Manager, die Zehntausende Seeleute beschäftigen, müssen wir mit allen Mitteln versuchen, die Besatzungen wieder zu ihren Familien zurückzubringen.“

Nach Ansicht des Bündnis-Sprechers könnten beispielsweise in den Häfen Singapur, Houston, Rotterdam, Gibraltar, Jebel Ali, Fujairah, Hongkong oder Shanghai „kollektive Besatzungswechsel“ organisiert werden – wenn denn die Politiker mitspielten. Für diese Bemühungen habe man auch die Unterstützung der internationalen Handelsschifffahrtsorganisation International Chamber of Shipping und der Internationalen Transportarbeiter-Föderation gewinnen können: „Jetzt müssen die Regierungen handeln!“ Das Konzept sieht neben der bereits erfolgten Auswahl der Häfen eine strenge Methodik zur Risikobewertung vor. Ausgearbeitete Aktionspläne ermöglichten den Austausch der Besatzungen bei geringstmöglichen Gefahren einer Infektion.

„Die Welt ist auf Seeleute angewiesen, um alles zu liefern, was wir brauchen, einschließlich Medikamenten, Lebensmitteln und Energie. Die maritime Industrie und die Crews setzen jetzt darauf, dass die Politiker der Welt in diesen schwierigen Zeiten die Menschenrechte respektieren und das Wohlergehen der Besatzungen schützen“, heißt es im abschließenden Statement der Initiative.

Hintergrund: Aktuell sind rund 1,6 Millionen Seeleute an Bord der Welthandelsflotte aktiv. Jeden Monat würden nach Angaben des Bündnisses etwa 100.000 Crewmitglieder gemäß den weltweit geltenden Sicherheits- und Arbeitszeitvorschriften von den Schiffen wechseln, was nun aber bereits für Zehntausende Seeleute wegen der Reisebeschränkungen nicht mehr möglich sei.

„Letztendlich werden die längeren Dienstzeiten an Bord zu einer erheblichen Zunahme von Problemen des psychischen Wohlbefindens der Seeleute führen“, befürchtet Graham Westgarth, CEO der V.Group. „Letztendlich kann eine solche Situation auch die Sicherheit der betroffenen Personen und der Schiffe, auf denen sie fahren, gefährden.“ Auch die möglichen negativen Auswirkungen auf das Familienleben der Crewmitglieder sei nicht zu unterschätzen. bo

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