Bulk-Carrier setzen einseitige Impulse

Der Bulkermarkt bleibt in Bewegung. Das Capesize-Segment hat zuletzt für eine Belebung gesorgt, resümiert die Nord/LB in ihrem jetzt veröffentlichten Bericht „Shipping Compact“.

Nachdem sich der Baltic Dry aus dem Frühjahrstief herausgearbeitet hatte, bewegte er sich über die Sommermonate lange seitwärts. Erst zum Ende des dritten Quartals 2016 setzte eine Aufwärtsbewegung ein, die den Index auf mehr als 900 Punkte steigen ließ.

Ein Blick auf die Subindizes verdeutlicht, dass der treibenden Faktor unverändert in der Capesize-Nachfrage liegt. Der Subindex erzielte Ende September mit 2389 Punkten ein 52-Wochen-Hoch. Die Gründe für den plötzlichen Anstieg liegen in einer Kombination verschiedener positiv wirkender Faktoren. Einerseits hatten wetterbedingte Verzögerungen im Fernen Osten für Engpässe gesorgt, andererseits erhöhten sich die Eisenerzimporte Chinas. 82,5 Millionen Tonnen sind im September in chinesischen Häfen angelandet worden. Dieser Wert liegt 2,5 Prozent über den Importdaten vom August.

Insbesondere die Eisenerzroute zwischen Brasilien und China zeigte eine Belebung. Mit 20,34 Millionen Tonnen wurden im August rund fünf Millionen Tonnen mehr gegenüber dem Vormonat von Brasilien nach China verschifft. Die Stahlproduktion Chinas stieg im August auf 68,5 Millionen Tonnen, nachdem im Juli 66,8 Millionen Tonnen produziert worden waren. In den großen Stahlwerken wurde die Produktion im September offenbar weiter hochgefahren. Trotz der Ankündigung Chinas, die Stahlkapazitäten im laufenden Jahr um 45 Millionen Tonnen zu reduzieren, lag der Output zum August nur 0,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Während der Handysize-Index noch eine relativ stabile Seitwärtsbewegung im laufenden Jahr aufwies, waren sowohl der Index für Supramax-Schiffe als auch für die Panamaxe zuletzt wieder rückläufig. Die Nachfragebelebung durch über den Erwartungen liegende Ernten in Südamerika ist im dritten Quartal 2016 zunächst ausgelaufen.

Auf eine Belebung im vierten Quartal zu setzen, hält die Nord/LB für gewagt. Ein typisches Muster für das Schluss quartal gibt es nicht mehr, heißt es im Bericht. In der aktuellen Dekade wurde nur 2013 ein Plus im Baltic-Dry-Index erzielt, der damals um 14 Prozent stieg. Seit 2010 war der Verlauf in den letzten drei Monaten immer negativ. An ein ähnliches Desaster wie im Vorjahr, als der Index um 46 Prozent abstürzte, glaubt die Nord/LB zwar nicht. Das Institut sieht aber auch keine Anzeichen für einen Jahresendspurt.

Das Panamax-Segment kann durch die Ernten der nördlichen Hemisphere unterstützt werden. Allerdings werden weiterhin Ultramax-Schiffe ausgeliefert, die den Wettbewerbsdruck verschärfen. Mit den „Golden Week“-Ferien in China sind Rückgänge in der Stahlproduktion und bei der Eisenerznachfrage zu erwarten. Da die Lagerbestände bereits gut gefüllt sind, dürfte es zu einer Verringerung der Importe kommen. Dementsprechend sollte sich der Höhenflug im Capesize-Segment nicht fortsetzen.

Verschrottungen gedrosselt

Bis September wurden in diesem Jahr 345 Bulker verschrottet. Die aus dem Markt genommene Tonnage belief sich dabei auf 25,2 Millionen tdw. Mit 47 Prozent machten Caper das Gros der 2016 durchgeführten Abwrackungen aus. Weitere 28 Prozent wurden durch Bulker der Panamax-Größe beigesteuert, der Anteil der Handymax-Klasse belief sich auf 13 Prozent, bei Handysizern waren es 11 Prozent.

Im Vorjahr waren insgesamt 429 Bulker mit einer Gesamttonnage von 30,55 Millionen tdw abgewrackt worden. Auch da entfiel der Hauptanteil auf Caper mit 51 Prozent. Allerdings war die Zahl der verschrotteten Handy size-Schiffe 2015 deutlich höher. 170 Bulker dieses Segmentes machten 5,18 Millionen tdw der verschrotteten Tonnage 2015 aus. Hier hat sich mittlerweile die Zahl der Schiffe, die mehr als 20 Jahre genutzt wurden und als potenzielle Verschrottungskandidaten gelten, verringert. Während die Abwrackungen innerhalb der Panamax- und Handymax-Segmente 2016 auf dem Wege sind, die Vorjahresvolumina zu erreichen oder zu übersteigen, wurden infolge einer leichten Nachfragebelebung zuletzt nur wenige Caper abgewrackt. Die Schrottpreise waren im September nur kurzfristig gestiegen, zeigen sich aktuell aber wieder schwächer auf einem Niveau von 265 bis 275 Dollar pro Tonne. Mit einem deutlichen Anziehen der Abwrackungen rechnet die Nord/LB im laufenden Quartal nicht.

Keine Entwarnung für 2017

Im aktuellen Orderbuch stehen 1139 Bulker mit zusammen 99,49 Millionen tdw. Davon sollen noch 41 Prozent der Schiffe im laufenden Jahr und weitere 42 Prozent 2017 ausgeliefert werden. Das entspricht 36 Prozent der Tonnage für 2016 und 39 Prozent für 2017. Erst ab 2018 reduziert sich das Auslieferungsvolumen infolge der seit 2015 signifikant verringerten Orderaktivitäten. In den ersten neun Monaten 2016 ist mit Ausnahme der Cape sizer nur annähernd die Hälfte der ursprünglich erwarteten neuen Schiffe ausgeliefert worden. Insgesamt sind per September erst 39,8 Millionen tdw der für 2016 avisierten 75,6 Millionen tdw abgeliefert. Das weckt Zweifel daran, dass die laut Orderbuch verbliebenen 35,8 Millionen tdw tatsächlich noch im Jahresendquartal in Dienst gestellt werden. Dafür ist der Gesamtmarkt weiterhin zu wenig aufnahmefähig. So dürften sich einige Ablieferungen ins kommende Jahr verschieben. Addiert man die von der ursprünglichen Summe für 2016 verbliebenen 25 Millionen tdw auf den Auftragsbestand in 2017, würden die geplanten Ablieferungen 2017 auf 63 Millionen tdw steigen. Hier erwartet die Nord/LB nochmals Verschiebungen und rechnet 2017 mit Neutonnagevolumina zwischen 45 und 50 Millionen tdw. Da keine Nachfrageimpulse erkennbar sind, werde das Überangebot relativ konstant bleiben. Das spricht dafür, dass der Bulkersektor in den nächsten Monaten angespannt bleibt. fab

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