Bulker im Krisenmodus
Die lahmende Importnachfrage in China und eine drohende Abschwächung der Eisenerzexporte aus Brasilien haben zu einem drastischen Ratenverfall in der Dry-Bulk-Schifffahrt geführt.
Die Durchschnittsraten für Bulker aller Größenklassen liegen nunmehr auf Betriebskostenniveau, auf einzelnen Routen in Asien und in Nordeuropa sogar deutlich darunter.
Mitverantwortlich für den Einbruch waren Warnungen des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale vor Produktions- und Lieferausfällen in Zusammenhang mit dem Dammbruch im Bundesstaat Minas Gerais, dem weit über 300 Menschen zum Opfer gefallen sein dürften. Wegen der Stilllegung ähnlicher Rückhaltebecken für Erzschlammreste in anderen Minen des Landes könnte es zu Produktionseinbußen von bis zu 40 Millionen Tonnen kommen, so Vale. Auch wenn die Mengen teilweise kompensiert werden können, drohen der Schifffahrt signifikante Ladungsmengen verloren zu gehen. Betroffen wären in erster Linie die großen Capesize-Bulker, die den Großteil der Erzlieferungen aus Brasilien für China durchführen. Wegen der saisonal schwachen Nachfrage aus China ist die Auslastung der Flotte aktuell ohnehin eingeschränkt.
In der Folge brach die Durchschnittsrate der Grußbulker im Spot-Charter-Geschäft vergangene Woche um ein Drittel auf rund 8900 Dollar pro Tag ein. Auf der Route von Fernost zurück in den Atlantik wurden sogar negative Raten vereinbart. Bedeutet: Schiffseigner beteiligen sich an den Treibstoffkosten, die normalerweise der Befrachter allein zahlen muss, nur um die Schiffe wieder in eine günstigere Position zu bekommen. Laut Baltic Index beteiligten sich die Reeder bei Zeitcharterabschlüssen für das Fahrtgebiet zum Ende der Woche hin mit durchschnittlich rund 1500 Dollar pro Tag an den Reisekosten. Damit ist der Markt dem Allzeittief aus 2016 ein weites Stück näher gerückt.
In den übrigen Bulkerklassen beliefen sich die Einbußen vergangene Woche auf 20 bis 25 Prozent. Die Durchschnittsraten liegen in einer Bandbreite von 4500 bis 5200 Dollar pro Tag. Die Chancen auf eine kurzfristige Erholung stehen nicht gut, weil das Befrachtungsgeschäft für China wegen des Neujahrsfests noch ein paar Tage gedämpft bleiben dürfte. mph/fab