Captain’s Badewanne ist passé
Es gibt Schiffe, deren bloße Erwähnung sogleich Garant für höchste Aufmerksamkeit sind. Nicht nur in maritimen Kreisen, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit. Das englische Passagierschiff „Titanic“, auf der Traditionswerft „Harland & Wolff“ gebaut, am 31. Mai 1911 vom Stapel gelaufen und am 2. April 1912 in Dienst gestellt, fällt genau unter diese Kategorie.
Die quasi unsterbliche Berühmtheit erlangte der einst 269 Meter lange Luxusliner mit seiner Jungfernfahrt von Southampton nach New York. Es war eine Reise mit 2200 Menschen an Bord, die zugleich eine Fahrt in den Untergang des Schiffes war. Bei dem Unglück riss die „Titanic“ knapp 1500 Menschen mit in den Tod, nachdem sie in der Nacht vom 14. auf den 15. April in Höhe von Neufundland mit einem Eisberg kollidierte. Knapp 700 Menschen überlebten die Havarie, die bis heute zu den größten Schiffskatastrophen auf der Welt zählt.
Keine Frage: Mit dem Untergang des Schiffes der berühmten White Star Line, das mit der „Britannic“ und „Olympic“ noch zwei weitgehend baugleiche Schwesterschiffe hatte, wurde das Interesse an diesem einen, durchweg genieteten Stahlriesen begründet. Die Suche nach dem Wrack währte de facto über Jahrzehnte und konnte erst 1985 abgeschlossen werden.
Erstmals seit mehreren Jahren gibt es jetzt neue Aufnahmen vom gesunkenen Luxusdampfer. Teile des Wracks dürften demnach bald in sich zusammenbrechen, so die Einschätzung der Experten.
Mit fünf Tauchgängen gelang es einer Expeditionscrew, zahlreiche Videofilme von dem einzigartigen Wrack zu machen, wie die Produktionsfirma Atlantic in London jetzt mitteilte.
Bakterien, die sich durch die Schiffshülle fressen, Rost und Ozeanströmungen setzten demnach dem Wrack massiv zu. Vor allem in den Unterkünften der Besatzung, darunter auch die großzügig bemessenen Räumlichkeiten des Kapitäns, seien stark vom Zerfall betroffen, heißt es weiter. „Das ganze Deck auf dieser Seite bricht zusammen und die Zerstörung wird weiter fortschreiten“, erklärte der Historiker Parks Stephenson der Londoner Produktionsfirma. Nur ein Beispiel: „Die Badewanne des Kapitäns ist eines der Lieblingsmotive für Titanic-Experten, aber die ist jetzt weg.“
Die Schwesterschiffe der „Titanic“ erlangten übrigens längst nicht die Aufmerksamkeit wie der Luxusliner. Die im Dezember 1915 in Dienst gestellte „Britannic“ ging bereits im November 1916 durch eine deutsche Seemine verloren. Die „Olympic“, 1911 in Dienst gestellt, kam immerhin auf eine respektable Lebenszeit für ein Schiff dieser Zeit. Sie wurde 1935 abgewrackt. EHA/bo/dpa