Charterraten steigen deutlich
Während die Frachtraten in der Containerschifffahrt immer noch unter Druck stehen, steigen die Charterkosten für die Linienreedereien deutlich an.
Die Tagesraten der großen Schiffe mit Behälterkapazitäten über 4000 TEU setzten ihren Höhenflug vergangene Woche fort. Für konventionelle Panamax- und kleinere Postpanamax-Schiffe (4000 bis 5500 TEU) liegen die Charterraten jetzt so hoch wie seit mehreren Jahren nicht.
Der Londoner Schiffsmakler Clarksons Platou hob seine Ratenbewertung für sogenannte „Wide-beam“-Schiffe mit rund 5000 TEU Kapazität, die als besonders kosteneffizient gelten, um über zehn Prozent gegenüber der Vorwoche an. Den vorläufigen Höhepunkt bildet der Charterabschluss für die 2014 gebaute „Charlotte Schulte“ (5466 TEU) zu 19.750 US-Dollar/Tag für zwölf Monate bei der TS Lines aus Hongkong. Andere vergleichbare Schiffe sollen bereits für eine Beschäftigung zu mehr als 20.000 USD/Tag in Verhandlungen sein, berichten Makler.
Im klassischen Panamax-Segment für Schiffe mit maximal 32,30 Meter Breite machten die Raten ebenfalls einen Sprung. Der Makler Howe Robinson taxierte den Anstieg vergangene Woche auf fast vier Prozent. So nahm der israelische Carrier Zim die 2008 gebaute „Las Vegas“ (5085 TEU) für 15.500 USD/Tag für 75 Tage in Fernost unter Vertrag. Ein kleinerer Panamax-Typ – die „Navios Verde“ – (4250 TEU) konnte seine Beschäftigung bei Ocean Network Express (ONE) zu 13.500 USD/Tag für sechs bis acht Monate verlängern. Seit Mai sind die Charterraten für Panamaxe somit um 50 bis 70 Prozent gestiegen.
Die Engpässe bei der Tonnageverfügbarkeit erklären Experten vor allem damit, dass eine steigende Anzahl von Schiffen zwecks Nachrüstung von Abgasreinigungsanlagen in die Werft muss. Damit reagieren die Reeder auf neue Vorschriften für Treibstoffe ab 2020. Nach dem Einbau solcher Scrubber dürfen die Schiffe weiterhin billigeren, höherschwefeligen Brennstoff bunkern. Für die reduzierte Anzahl von Frachtern, die dem Markt während der Nachrüstungsphase zur Verfügung stehen, können die Eigner deutlich höhere Charterraten verlangen. Nur für kleinere und mittlere Containerschiffe unter 2500 TEU, die das Massensegment des Chartermarktes bilden, halten sich die positiven Effekte in Grenzen.
Unterdessen bemühen sich die Linienreedereien weiterhin vergeblich, die Frachtraten für Container hochzutreiben. Trotz diverser allgemeiner Ratenanhebungen per Anfang und per Mitte August ist noch kein Ruck durch den Markt gegangen. Am Freitag gab der Shanghai Index SCFI für Spotfrachten ex Fernost die zweite Woche in Folge nach – um rund zwei Prozent. Das Ratenniveau liegt damit etwa wieder auf dem Niveau von Ende Juli und rund zehn Prozent niedriger als vergangenes Jahr um dieselbe Zeit. Besonderes Kopfzerbrechen bereitet den Carriern die Situation auf der Fernost-Europa-Route (westgehend) mit einer durchschnittlichen Spotrate laut Index von 812 USD/TEU. Vor einem Jahr lag der Wert bei über 920 USD/TEU.
Als Grund für den Ratenverfall nennt die Marktforschungsfirma Alphaliner eine übermäßige Kapazitätsausweitung durch Einführung zusätzlicher Mega-Containerschiffe mit über 20.000 TEU Kapazität und eines zusätzlichen wöchentlichen Dienstes durch die Ocean-Allianz von CMA CGM, Cosco und der Cosco-Tochtergesellschaft OOCL. Selbst nach der angekündigten Einstellung eines kleineren Fernost-Europa-Dienstes seitens Hyundai Merchant Marine werde die Kapazität auf der Route noch fünf bis zehn Prozent höher liegen als im Vorjahr, so Alphaliner. mph/bek