Chinas Marine mit Premiere im NOK

Der 155 Meter lange Zerstörer „Jinan“ führte den Verband der chinesischen Marine an, Foto: Behling
Der Ostsee-Einsatz der chinesischen Marine ist beendet. Die fast vierwöchige Rundreise mit Besuchen in Kopenhagen, Stockholm und Danzig endete jetzt mit der Passage des Nord-Ostsee-Kanals. Es handelte sich um den ersten Verband der Marine der Volksrepublik, der den Nord-Ostsee-Kanal passierte. Die Fahrt wurde mit Hilfe von Lotsen und Kanalsteurern bewältigt.
Angeführt wird der Verband von dem neuen Zerstörer „Jinan“, dem modernsten Zerstörer der chinesischen Marine, ausgestattet mit Marschflugkörpern und modernster Elektronik. Das 155 Meter lange Kampfschiff wurde erst im Dezember vergangenen Jahres in den Dienst gestellt. Der Verband hatte im August nach dem Ende einer Anti-Piraterie-Mission vor Somalia zunächst den Sudan besucht und von dort aus direkt Kurs auf die Ostsee genommen. Hier kreuzte der Verband exakt an dem Tag auf, als das Großmanöver Northern Coast am 14. September in Kattegat begann. „Besuche dieser Art sind ein Stück weit auch Normalität. Chinas Marine darf natürlich auch in der Ostsee fahren“, sagte Vizeadmiral Rainer Brinkmann, der stellvertretende Inspekteur der Deutschen Marine. Brinkmann verwies in dem Zusammenhang auf die Partnerschaft mit China bei der Bekämpfung der Piraterie vor Somalia.
Bei der Deutschen Marine wurde die vierwöchige Präsenz des chinesischen Kampfverbandes nach außen zwar mit Gelassenheit quittiert. Intern fand der Besuch aber große Beachtung. Anhand der Marinebewegungen war auch gestern deutlich zu erkennen, dass die Gäste aus Fernost nicht aus den Augen gelassen wurden. Das Aufklärungsschiff „Oste“ aus Eckernförde kreuzte jetzt entlang der Route des Verbandes. Die „Oste“ ist mit modernster Mess- und Abhörtechnik ausgerüstet. Zudem begleiteten ein Minenjagdboot und ein Schnellboot den Verband zwischen Fehmarn und der Kieler Förde. Die Korvette „Braunschweig“ kreuzte in der Mecklenburger Bucht und ein Sea-King-Hubschrauber umkreiste den Zerstörer beim Einlaufen vor Friedrichsort.
Die chinesische Marine hatte den Nord-Ostsee-Kanal als festen Bestandteil der Route des Kampfverbandes gewählt. Bereits im Vorwege war angekündigt worden, dass dieser Verband alle drei großen Schifffahrtskanäle der Welt durchfahren soll. Neben Suez- und Panama-Kanal gehört auch der Nord-Ostsee-Kanal dazu. Eigentlich hatte der Verbandschef sich gewünscht, den Nord-Ostsee-Kanal bei Tage zu passieren. Das klappte aber nicht. Beim Eintreffen am Kieler Leuchtturm bekam der chinesische Verbandsführer einen Eindruck von der maroden deutschen Verkehrsinfrastruktur: Da in Brunsbüttel die Reparatur der Kanalschleusen für Behinderungen sorgte, musste der chinesische Verband drei Stunden am Leuchtturm in der Kieler Bucht warten. Er reihte sich hinter zwei deutschen Containerschiffen und einer Offshore-Plattform ein. „Es geht hier streng nach der Zeit, die ein Schiff beim Leuchtturm ist“, hieß es bei der Revierzentrale als Begründung. Erst kurz nach 15 Uhr starteten der Zerstörer „Jinan“ und die Fregatte „Yiyang“ dann die Kanalpassage. Organisiert wurde die Passage von der Kieler Maklerei UCA United Canal Agency.
Für das Einlaufen in die Holtenauer Schleusen halfen die Schlepper „Kiel“ und „Holtenau“ der Reederei SFK aus Kiel. In Brunsbüttel übernahm diese Aufgabe die Reederei Bugsier mit dem Schlepper „Luchs“. Im letzten Abendlicht erreichten die beiden Schiffe Rendsburg. Die 200 Soldaten des Versorgungsschiffs „Qiangdaohu“ bekamen Rendsburg im Dunkeln zu sehen – fast fünf Stunden später als gedacht.
Der Verband ist nach Mitteilung der chinesischen Marine auf dem Weg nach Lissabon. Von dort aus geht es Ende Oktober über den Atlantik zu weiteren Besuchen in den USA und Kuba. Durch den Panamakanal sollen die drei Schiffe dann Kurs auf den Pazifik und Australien nehmen. Bis Weihnachten werden die Schiffe voraussichtlich wieder in China sein. FB/fab