Container-Frachtraten unter Druck
Kurz vor der nächsten Preisoffensive der Linienreedereien sind frische Impulse im Frachtenmarkt ausgeblieben.
Alle einschlägigen Ratenbarometer für das Containergeschäft verzeichneten in der vergangenen Woche erneut Rückgänge. Der Shanghai Index SCFI für Verschiffungen ex Fernost sank am Freitag marginal auf knapp 798 Punkte. Der World Container Index (WCI) sowie der Freightos Baltic Index, die im Gegensatz zum SCFI auch Backhaul-Verkehre und Routen im Atlantik abbilden, rutschten sogar um 4 respektive um 3,1 Prozent ab.
Normalerweise setzt mit dem Beginn der Hochsaison auf den globalen Containerrouten eine festere Ratentendenz spätestens ab Juli ein. Dieses Jahr blieben die annoncierten Preisanhebungen der Carrier aber weitgehend ohne Wirkung. Zum 1. August ist noch einmal eine Serie von Ratenerhöhungen geplant – für den Fernost-Nordamerika-Verkehr um 1000 US-Dollar pro FEU. Auf der Fernost-Nordeuropa-Route wollen die Linien das Marktniveau auf rund 1200 Dollar pro TEU hochkurbeln, was einer Steigerung um 500 Dollar entspricht. Die Wirkung hätte sich bereits vergangene Woche in den Indizes abzeichnen müssen. Die Index-Rate des SCFI für die Relation Shanghai–US-Westküste sank jedoch stattdessen um 107 auf 1433 Dollar pro FEU. Für die Relation Shanghai–Nordeuropa wies der Shanghai Index nur ein dürftiges Plus von 82 auf 754 Dollar pro TEU aus.
Wie verfahren die Lage für die Carrier im Asien-Europa-Verkehr ist, zeigt auch eine aktuelle Analyse des Branchendienstes Alphaliner. Danach konnten auch erhebliche Kapazitätseinschnitte durch Streichung einzelner Abfahrten die Raten in den vergangenen Wochen nicht nach oben bringen. Den Analysten zufolge nahmen die Carrier auf der Asien-Nordeuropa-Route im Juli sieben Prozent Kapazität aus dem Markt.
Die Aussichten für den globalen Handel haben sich nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgrund der geopolitischen Lage und von Handelskonflikten unterdessen erneut verschlechtert. In ihrem neuen Quartalsbericht hat die Organisation ihre Wachstumsprognose für den Welthandel in diesem Jahr um 0,9 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent abgesenkt. Der Containerumschlag-Index der deutschen Institute RWI und ISL für Juni <link https: www.thb.info rubriken international single-view news rwiisl-welthandel-stagniert.html _blank external link in new>blieb nahezu unverändert bei 137,1 Punkten. RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn erklärte: „In der Gesamtschau stagniert der Welthandel seit nunmehr neun Monaten.“
Einen Rückgang verzeichneten Schiffsmakler vergangene Woche auch im Bulker-Segment. Der Baltic Dry Index gab nach wochenlangen Steigerungen nun bei deutlichen Verlusten für Capesize- und Panamax-Frachter um 233 auf 1937 Punkte nach. Für die kleineren Massengutfrachter mit eigenen Kranen ging es allerdings weiter aufwärts. Supramaxe und Handysize-Bulker verbesserten sich aufgrund andauernd hoher Nachfrage an der Ostküste Südamerikas, im Schwarzen Meer sowie in Fernost leicht auf durchschnittlich rund 11.500 und 9600 Dollar pro Tag im Spotgeschäft.
In der europäischen Shortsea-Schifffahrt für Bulk und Breakbulk zeigen die Ratenbarometer bereits kurz vor Beginn der Getreideexportsaison in Nordeuropa leicht nach oben. Der European Short Sea Index des Branchendienstes BMTI zog leicht um 0,3 Prozent auf 19.20 Punkte an und liegt damit 8 Prozent höher als vor einem Monat. Der in Istanbul erscheinende „Istfix“ stieg bei steigender Tonnagenachfrage im Schwarzen Meer und im östlichen Mittelmeer sogar um 4 Prozent auf 499 Punkte. mph/jpn/ger