Containerraten machen Sprung nach oben
Die Frachtraten in der Linienschifffahrt haben zu Jahresanfang erneut einen Sprung nach oben gemacht. So stieg der Shanghai Index SCFI am Freitag um knapp sieben Prozent auf über 1022 US-Dollar (USD) pro TEU, während der World Container Index (WCI) sogar um 15 Prozent auf 1832 USD/FEU zulegte.
Den Indizes zufolge konnten die Carrier die Raten vor allem auf den Rennstrecken von Fernost Richtung Europa sowie Richtung Nordamerika deutlich anheben. Laut SCFI kletterte die durchschnittliche Spotrate für Verladungen von Shanghai nach Nordeuropa um über neun Prozent auf 1124 USD/TEU. Der Marktforschungsfirma Sea-Intelligence zufolge ist dies der höchste Stand seit drei Jahren.
Für Transporte von Chinas größtem Hafen, Shanghai, zur Westküste der USA erhöhte sich das Preisniveau gemäß SCFI um 14 Prozent auf 1636 USD/FEU. Analysten zufolge sind die Frachterhöhungen vor allem dem gestiegenen Kostendruck beim Treibstoff geschuldet. Mit Inkrafttreten der neuen IMO-Bestimmungen zur Absenkung des Schwefelgehalts im Brennstoff mussten die Carrier von konventionellem Schweröl auf das viel teurere Very Low Sul phur Fuel Oil (VLSFO) oder Gasöl (MGO) umstellen.
Aufgrund der verstärkten Nachfrage und dem Anstieg der Ölpreise haben die Preise für die schwefelarmen Treibstoffe in den vergangenen Wochen weiter angezogen. VLSFO notierte Ende vergangener Woche bei 585 bei USD/Tonne in Rotterdam und in Singapur sogar bei 723 USD/Tonne – jeweils rund 300 beziehungsweise 350 US-Dollar höher als das bislang verwendete konventionelle Schweröl. Die Mehrkosten für die Linienschifffahrt werden bei den aktuellen Preisaufschlägen auf rund 14 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt.
Neben dem Kostenanstieg bei Treibstoff wirkt sich zu Jahresanfang ein erhöhter Ladungszustrom in den chinesischen Häfen positiv auf die Frachtraten aus, wie der Preisinformationsdienst Platts schreibt. Die Nachfrage in Fernost nach Stellplätzen auf den Schiffen übertreffe die verfügbare Kapazität derzeit bei Weitem, so der Analyst George Griffiths. Wie immer würden die chinesischen Exporte vor Chinesisch Neujahr kurzfristig anschwellen. Da das Neujahrsfest dieses Jahr schon auf den 25. Januar fällt, komme der Effekt früher als in den vergangenen Jahren zum Tragen.
Für Verunsicherung sorgt in allen Schifffahrtsbereichen derzeit die Entwicklung am Rohölmarkt. Aufgrund der verschärften Spannungen zwischen den USA und dem Iran haben die Rohölpreise in den vergangenen Tagen deutlich zugelegt, was auch die Bunkerpreise weiter hochtreiben dürfte. Der Preis für die Nordseesorte Brent kletterte heute erstmals seit Mai 2018 wieder über 70 USD/Fass. Analysten rechnen damit, dass Raffinerien weltweit angesichts der geopolitischen Spannungen ihre Lagervorräte aufstocken werden. Das dürfte wiederum die Transportnachfrage im Tankersegment weiter ankurbeln. Die Spotraten der Rohöltanker zogen am Freitag bereits an, nachdem sie sich über den Jahreswechsel leicht abgeschwächt hatten. Mit 1517 Punkten liegt der Baltic Dirty Tanker Index nur 28 Punkte niedriger als kurz vor Weihnachten. mph/jpn/bek