Containerschifffahrt: Weitere drei Jahre Überkapazitäten
Die Containerschifffahrt muss sich auf weitere drei Jahre mit Überkapazitäten und finanziellen Einschnitten einstellen.
Das berichtet jetzt das Beratungsunternehmen Drewry und nennt als wesentliche Gründe die Verlangsamung des Welthandels und das große Volumen in den Orderbüchern. Für 2015 hat Drewry seine Wachstumsprognose für die Containerschifffahrt auf 2,2 Prozent halbiert. 1,6 Millionen TEU sind im bisherigen Jahresverlauf bereits neu in den Markt gekommen. Das bedeutet eine Wachstumsrate von 7,7 Prozent.
Drewrys Index für das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot weltweit ist mit 91 Punkten auf den niedrigsten Wert seit 2009 gefallen. Der Wert 100 würde ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot bedeuten. Die Versuche der Reeder, über monatliche Erhöhungen der Frachtraten das Ratenniveau nachhaltig zu steigern, haben nicht funktioniert, resümieren die Marktanalysten. Auf den meisten wichtigen Handelsrouten seien die Frachtraten auf den Spotmärkten auf historische Tiefstände gesunken.
„Wären die Bunkerpreise nicht gesunken, würden die Linienreeder Geld verlieren“, sagte Neil Dekker, Leiter von Drewrys Reserach-Abteilung für die Containerschifffahrt. Die Unternehmen könnten sich jedoch nicht darauf verlassen, dass dieses „unerwartete Geschenk“ weiterhin die Profitabilität sichert.
Einige Häuser haben bereits damit begonnen, verstärkt Kapazitäten aus bestimmten Handelsrouten herauszunehmen. So kündigte beispielsweise die G6 Alliance, der auch Hapag-Lloyd angehört, an, im Winterprogramm für den Verkehr zwischen Asien und Nordamerika zwei Diens te vor übergehend auszusetzen (THB 1. Oktober 2015). Maersk hat einen kleineren Dienst auf der Route zwischen Europa und Südasien gestrichen. Außerdem haben fünf Reeder ihren wöchentlichen Service für Panamax-Schiffe zwischen Asien und der Ostküste Südamerikas eingestellt.
Für 2016 erwartet Drewry, dass zur weltweiten Flotte eine Kapazität von 1,3 Millionen TEU hinzukommt. Die Analysten gehen davon aus, dass sich die Überkapazitäten weiter ausdehnen werden, als das im Jahr 2009 der Fall war. Deshalb werde der Index für Nachfrage und Angebot in den kommenden Jahren voraussichtlich auf ein Allzeittief fallen. „Die Containerschifffahrt ist erst in der Mitte ihrer Überkapazitäts-Krise angekommen“, warnt Dekker. Die Reeder müssten viel mehr Tonnage als bisher aus dem Markt nehmen. Andernfalls steuere die Branche auf Verluste zu.
Für die Bulk-Schifffahrt erwartet Drewry frühestens 2017 eine Erholung (THB 9. September 2015). fab