Cosco Shipping bietet für Orient Overseas

Cosco würde mit der OOCL-Übernahme zur Nummer 3 unter den Linien-Reedern aufsteigen, Foto: Hasenpusch

Allein könnte OOCL das weltweite Netzwerk kaum halten, Foto: Hasenpusch
Die Fusionswelle unter den weltgrößten Containerschiff-Reedereien setzt sich mit einer weiteren Milliardenübernahme fort.
Die chinesische Reederei Cosco Shipping will den Mitbewerber Orient Overseas International aus Hongkong für umgerechnet 5,5 Milliarden Euro übernehmen, teilte der Konzern am Sonntag mit. Kommt der Deal tatsächlich zustande, entstünde die weltweit drittgrößte Container-Reederei.
Zur Konzerngruppe Orient Overseas International zählt insbesondere die Reederei Orient Overseas Container Line (OOCL). Die Familie Tung, die Orient Overseas kontrolliert, hat die Offerte den Angaben zufolge bereits angenommen, die mit 78,67 Hongkong-Dollar je Aktie rund 31 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag liegt. Allerdings müssen die Kartellbehörden und die Aktionäre von Cosco noch zustimmen. Gut 90 Prozent von Orient Overseas sollen künftig Cosco gehören, knapp 10 Prozent dem Hafen von Shanghai.
Wenn der Zusammenschluss gelingt, liegt die fusionierte Reederei auf der Weltrangliste nur noch hinter dem Branchenprimus A.P. Møller-Maersk aus Dänemark und der Mediterranean Shipping Company (MSC) aus der Schweiz. Der französische Konzern CMA CGM würde auf Rang vier zurückfallen. Cosco und OOCL kommen gemeinsam auf mehr als 400 Schiffe mit einer Kapazität von rund 2,9 Millionen TEU. In dieser Summe sind bestellte Frachter bereits berücksichtigt.
Ein jahrelanger Preiskampf infolge hoher Überkapazitäten hat bereits mehrere Unternehmen der Branche in Schieflage gebracht. Vergangenes Jahr hatte Hanjin Shipping Insolvenz angemeldet. Immer mehr Reedereien versuchen, sich über Zusammenschlüsse besser aufzustellen beziehungsweise sich über Wasser zu halten.
Hapag-Lloyd hatte im Mai die Übernahme des arabischen Rivalen UASC abgeschlossen. Mittlerweile läuft der Integrationsprozess, der spätestens im vierten Quartal 2017 vollendet werden soll. In der Rangliste der weltgrößten Containerschiff-Reedereien steht die fusionierte Gesellschaft mit rund 230 Schiffen auf Platz fünf.
Gerüchte um eine Übernahme von OOCL durch Cosco hatte es mehrfach gegeben, zuletzt im vergangenen Monat. Damals war eine Größenordnung von rund vier Milliarden Dollar im Gespräch (THB 23. Juni 2017). Im Frühjahr hatte Cosco Shipping Holdings bei der Börse in Shanghai die Aussetzung der Aktien vom Handel beantragt, weil nach Unternehmensangaben „eine große Ankündigung des Mutterkonzerns“ bevorstand. Die Aktien von Orient Overseas International hatten im Frühjahr einen kräftigen Kursaufschlag erlebt (THB 18. Mai 2017).
OOCL gilt in der Branche als gut geführtes Unternehmen. Dennoch würde es dem Konzern schwer fallen, im umkämpften Markt allein zu bestehen. Aus dem Markt heraus ist zu hören, dass OOCL das weltumspannende Netzwerk allein nicht mehr aufrechterhalten kann und sich auf regionale Fahrtgebiete spezialisieren müsste.
Cosco und OOCL zählen zur Ocean Alliance. Deren bislang größter Teilnehmer ist CMA CGM mit 119 Schiffen und einem Anteil von 35 Prozent. Die Ocean Alliance startete ebenso wie The Alliance mit Hauptakteuer Hapag-Lloyd am 1. April. Neben CMA CGM, Cosco und OOCL gehört auch Evergreen zu den Teilnehmern. Das Bündnis umfasst 40 Dienste auf den Ost-West-Routen mit etwa 100 Anlaufhäfen. Die Flotte mit rund 350 Schiffen erreicht eine Gesamtkapazität von 3,5 Millionen TEU.
Im vergangenen Jahr hatte Cosco Shipping Holding einen Verlust von 1,4 Milliarden Dollar hinnehmen müssen, obwohl die Umsätze um 27 Prozent gestiegen waren. Für 2015 stand noch ein Nettogewinn von 68,2 Millionen Dollar in den Büchern. Cosco hatte sich mit der ebenfalls vom chinesischen Staat kontrollierten Reederei China Shipping Container Lines zusammengeschlossen. Die maritimen Player setzen weltweit auf Größe und Fusionen. fab/dpa