Dänemark erzürnt über Rom

Spielball der europäischen Flüchtlingspolitik: der dänische Frachter „Alexander Maersk“ mit 110 Flüchtlingen, Foto: Hasenpusch
Das Drama um mehrere hundert Flüchtlinge an Bord des deutschen Rettungsschiffs „Lifeline“ und des dänischen Containerfrachters „Alexander Maersk“ (IMO 9164237) bekommt eine immer größere, europäische Dimension.
Während sich auf dem 1998 gebauten, unter dänischer Flagge fahrenden Handelsschiff rund 110 Bootsflüchtlinge befinden, die sich die eng bemessenen Räumlichkeiten an Bord des rund 155 Meter langen und 25 Meter breiten Feeder-Schiffes teilen müssen, sind es auf dem deutschen Rettungsschiff „Lifeline“ etwa 230 Migranten. Für sie werde die Lage an Bord immer bedenklicher, heißt es. So erteilte inzwischen auch Spanien der Dresdner Organisation Mission Lifeline eine Absage. Zudem droht auf dem Mittelmeer schlechtes Wetter. Die Lage könnte so für die deutsche Besatzung und für die Flüchtlinge lebensgefährlich werden, sagte der Grünen-Parlamentarier Manuel Sarrazin nach einem Besuch auf dem Schiff am Montag. „Wenn das Wetter schlecht ist, haben wir eine Seenotsituation.“
Derweil wartet vor Sizilien auch der dänische Containerfrachter (1068 TEU) darauf, die in den frühen Morgenstunden des 22. Juni auf hoher See aufgenommenen Flüchtlinge endlich an Land geben zu können. Doch die italienischen Behörden schalten dazu bislang auf stur.
In einer am Montag in Kopenhagen verbreiteten Erklärung weist die dänische Reederei darauf hin, dass die Bootsflüchtlinge auf Bitten des Maritime Rescue Coordination Centre Rome (MRCCR) an Bord genommen wurden. Die Schiffsführung der „Alexander Maersk“ habe sofort Kurs auf die in Seenot befindlichen Boote genommen, um die Menschen vor dem Tod durch Ertrinken zu bewahren. Ursprünglich befand sich das Schiff auf dem Weg vom Hafen Al Khoms in Libyen nach Malta. Von den ursprünglich 113 an Bord genommenen konnte das Schiff inzwischen lediglich fünf Menschen an die italienischen Behörden übergeben. Dabei handelte es sich um Kleinkinder und Schwangere. Zudem erhielt das für die Versorgung von so vielen Menschen in keiner Weise ausgerüstete Handelsschiff verschiedene Versorgungsgüter durch die Italiener.
In Dänemark beherrscht das Schicksal des Containerfrachters indes die Medien und auch die Politik. Ein Sprecher des Dänischen Reederverbands (Danish Shipping) forderte gegenüber dem THB, dass das zutiefst inhumane Verhalten der italienischen Behörden sofort beendet wird. Auch die dänische Regierung hat das Thema inzwischen zur Chefsache erklärt. EHA/dpa