Drewry heizt Erwartungen in der Tankschifffahrt an
In welchem Umfang drosseln die USA ihre Produktion von Schieferöl? Das ist laut Drewry die entscheidende Frage für die weitere Entwicklung der Tankschifffahrt.
Die Betreiber von Tankern knüpfen ihre Hoffnung an steigende Rohölimporte der USA, weil für die Amerikaner die heimische Produktion von Schieferöl immer unrentabler wird, bedingt durch die niedrigen Ölpreise, schreibt das Analysehaus in seinem aktuellen Marktreport. „Die fortlaufende Erweiterung der Raffineriekapazitäten in Asien dürfte das Wachstum im weltweiten Ölgeschäft in den kommenden fünf Jahren aufrechterhalten“, sagte Drewrys Tankeranalyst Rajesh Verma bei der Präsentation. Allerdings werde die Nachfrage aus Asien allein noch nicht ausreichen, um auch die benötigte Tonnage ansteigen zu lassen. Das ließe sich nur mit steigenden Ölimporten der USA erreichen.
Nach zwei Jahren relativ langsamem Wachstums habe sich die Steigerung des weltweiten Ölhandels in den vergangenen neun Monaten beschleunigt. Drewry erwartet, dass dieser Trend bis Ende kommenden Jahres fortbestehen wird. Danach hänge die weitere Entwicklung von der Nachfrage aus Asien und den Importen der USA ab.
Die Tankerflotte wird in diesem Jahr nach Dewrys Einschätzung nur um 1,3 Prozent zulegen, bevor das Flottenwachstum 2016 wieder Fahrt aufnehmen werde. Dann nämlich werde die Zahl der Ablieferungen im Vergleich zum laufenden Jahr um 60 Prozent steigen. Das Flottenwachstum werde außerdem davon getragen, dass sich die Verschrottungsaktivitäten verlangsamen.
„Große Tankschiffe dominieren die Orderbücher“, so Verma. Das sei eine Reaktion darauf, dass speziell die langen Handelsrouten künftig voraussichtlich stärker befahren werden. Die Wiedereröffnung des ausgebauten Panamakanals werde die Zunahme großer Einheiten ebenfalls beflügeln. Drewry erwartet, dass sich in der Tankschifffahrt auch dank der aktuell niedrigen Bunkerpreise weiterhin gut verdienen lässt.
Nach ihrem Tiefstand zu Jahresbeginn haben die Ölpreise zuletzt wieder angezogen. Bei der OPEC-Sitzung in Wien am heutigen Freitag werden Weichen für die weitere Entwicklung gestellt. Um die Preise weiter anzuheben, könnte die Förderquote gedrosselt werden. Um sich Marktanteile zu sichern, könnten die OPEC-Mitglieder aber auch beschließen, die Fördermenge nicht einzuschränken. Das Schieferöl aus den USA und Kanada steht in Konkurrenz zur Produktion der zwölf OPEC-Staaten, die rund 40 Prozent der weltweiten Erdölproduktion vereinen.
Ein vergleichsweise niedriger Preis macht die Förderung des Schieferöls mittels Fracking weniger attraktiv. So gingen die Bohr-Aktivitäten in Nordamerika in den vergangenen Monaten deutlich zurück. Deshalb gilt es als wahrscheinlich, dass die OPEC an ihrer Strategie festhält. Zwar würden sich insbesondere Staaten wie Iran und Venezuela über steigende Einnahmen aus dem Ölexport freuen. Doch Saudi-Arabien als wichtigstes OPEC-Mitglied hat bereits signalisiert, dass die Maßnahmen langsam Wirkung zeigten. fab