Drewry: Hoffnung für Bulker

Bulkern bieten sich Chancen. Doch wie lange hält der Trend? (Bild: Hasenpusch)
Die gestiegene Nachfrage in der Bulkschifffahrt erleichtert den Abbau von Überkapazitäten in diesem Segment.
So werde sich der Dry-Bulk-Sektor ab diesem Jahr erholen, stellt das britische Beratungsunternehmen Drewry in seinem jetzt veröffentlichten Marktbericht fest. Der „beeindruckende Ausblick“ für die Dry-Bulk-Nachfrage in Kombination mit einem stark reduzierten Orderbuch für Neubauten, das nur noch einem Bruchteil der bestehenden Flottenkapazität entspricht, werde eine nachhaltige Markterholung sichern. Die Nachfragelücke werde immer schmaler, verbunden mit steigenden Erträgen ab diesem Jahr.
Die Nachfrage wird nach Einschätzung von Drewry um etwa drei Prozent pro Jahr auf „gesundem Niveau“ wachsen. Auf der anderen Seite sehen die Marktbeobachter beim Angebot ein geringes Wachstum von jährlich einem Prozent ab 2017, bedingt durch zahlreiche Verschrottungen und ein dünnes Orderbuch. „Das macht das Dry-Bulk-Segment zu einem interessanten Markt für Investitionen“, schlussfolgert Drewry.
Asiatische Nachfrage nach Kohle
Das Nachfragewachstum generiert sich insbesondere aus dem Handel mit Eisenerz und Kohle. Vor allem bei der Kohle sind in diesem Zusammenhang einmal mehr die asiatischen Staaten wie China, Südkorea, Taiwan und Vietnam zu nennen. Der Anstieg des Stahlverbrauchs in China wird nach Einschätzung von Drewry den Bulker-Segmenten VLOC und Capesize neue Beschäftigungschancen bieten. Auch in Brasilien werde die Nachfrage nach Eisenerz steigen.
„Der Ausblick für die Bulkschifffahrt bleibt positiv, solange sich Angebot und Nachfrage annähern“, sagte Drewry-Analyst Rahul Sharan. Die durchschnittliche Tagescharterrate werde vor aussichtlich von 8000 Dollar im vergangenen Jahr auf 12.800 Dollar in diesem Jahr steigen und sich ab 2018 bis ins Jahr 2021 kontinuierlich verbessern.
Die Nord/LB war zuletzt zu einer ganz anderen Einschätzung gekommen (THB 31. Januar 2017). Dem Institut zufolge müsste die Zahl der Verschrottungen auf dem Niveau des ersten Halbjahres 2016 bleiben oder sogar noch zulegen. Nur dann ließen sich die abzuliefernden Neubauten tatsächlich kompensieren. Ausreichend Potenzial für weitere Abbrüche wäre vorhanden. Doch mit steigenden Raten verlieren immer mehr Reedereien das Interesse, Carrier zu Schrottpreisen aus dem Markt zu nehmen. Der Ratenanstieg im zweiten Halbjahr 2016 habe die Zahl der Abwrackungen bereits sinken lassen. Hinzu kommt, dass viele für 2016 geplante Neubau-Ablieferungen in dieses Jahr verschoben wurden. Auch für 2017 ist mit Korrekturen bei den Übergaben neuer Schiffe zu rechnen. fab
Von Wolfhart Fabarius
Die Drewry-Prognose für Capesize-Bulker kennt von 2017 bis 2021 nur eine Richtung: aufwärts – verbunden mit der Aussage, der Markt sei interessant für Investitionen. Wir kennen derartige Aussagen aus dem vergangenen Jahrzehnt. Wir kennen aber auch die Folgen solcher Empfehlungen und die heftigen Ausschläge in der Schifffahrt, vor allem bei Bulkern. Nur eines ist sicher in der Prognose: Sie wird so nicht eintreffen. Nicht nur deshalb nicht, weil sich die Analysten auf optimistische Annahmen bei der Nachfrage und den Verschrottungsaktivitäten stützen. Sie blenden vor allem aus, dass der Markt Schwankungen unterliegt.