"Fall Beluga": Der dritte Verhandlungstag

Niels Stolberg, Foto: Hasenpusch
Der vor dem Landgericht Bremen angeklagte frühere Top-Unternehmer Niels Stolberg hat am Dienstag nach anfänglichem Zögern detaillierte Einblicke in technische und strategische Abläufe seiner Schwergutreederei Beluga gewährt.
Zu konkreten Vorwürfen der Staatsanwaltschaft wollte der 55-jährige zunächst nichts mehr sagen. Doch erläuterte er dem Gericht, wie, wo, mit wem und auf welcher Grundlage er sein umfangreiches Schiffsneubauprogramm umsetzte und Frachtaufträge akquirierte.
2006 sei rund ein Drittel der weltweiten Flotte von etwa 450 Schwergutschiffen teils über 20 Jahre alt gewesen und ein weiteres Drittel über zehn Jahre. Darauf reagierte Beluga mit neuen und modernen Schiffen. „Da entstand eine Nische, in die wir reinrücken wollten“, so Stolberg. Beluga fing mit Schiffen mit zwei Kränen von je 280 Tonnen Hebekraft an. Zum Schluss waren es zwei Kräne von je 700 Tonnen. 2011 ging Beluga in Insolvenz.
Stolberg ging ausführlich auf die zahlreichen Fragen der Vorsitzenden Richterin Monika Schaefer ein. Sie wollte sich am Dienstag, dem dritten Prozesstag, ein genaues Bild verschaffen, auch über den internationalen Markt der Schwergutbranche und das komplexe Verfahren für Schiffsneubauten. „Wir wollen möglichst viel von der Sache verstehen“, begründete sie ihre Nachfragen.
In der ersten Stunde dieses Prozesstags hatte Stolberg noch geschwiegen, sich dann aber auch nach sanftem Werben der Richterin und kurzer Beratungspause mit seinem Anwalt Bernd Groß entschlossen, zu den Abläufen Auskunft zu geben.
Zu den konkreten Anklagevorwürfen will er aber „zunächst“ keine Fragen beantworten. Sein Anwalt verwies zur Begründung auf die umfangreiche Einlassung seines Mandanten am zweiten Prozesstag.
Neben Stolberg sind weitere drei Ex-Manager der Beluga-Reederei angeklagt. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft Kreditbetrug, Untreue und Betrug vor. lni/fab