Fernostraten erreichen Zehn-Jahreshoch

Die Preisspirale in der Linienschifffahrt schraubt sich ungebremst weiter nach oben. Alle einschlägigen Indices wiesen vergangene Woche hohe Steigerungen auf. So zog der Shanghai Index SCFI am Freitag um sechs Prozent auf den Rekordstand von 2048,27 Punkten an, der World Container Index (WCI) von Drewry schoss sogar um knapp acht Prozent in die Höhe.

Der Schwerpunkt der Erhöhungen liegt weiterhin im Verkehr von Asien nach Europa mit einem Anstieg der Spotraten um rund ein Viertel binnen Wochenfrist. Im SCFI wird das Spotmarktniveau für Verladungen von Shanghai nach Nordeuropa jetzt auf 2091 US-Dollar (USD) pro TEU taxiert – so hoch wie seit Mai 2010 nach der Weltfinanzkrise nicht mehr. Damals wie heute erholten sich die Verkehre gerade von tiefen Einbrüchen.

Die durchschnittliche Spotrate pro 40-Fuß-Container für die Relation Shanghai/Rotterdam stieg laut WCI um 24 Prozent auf 3528 USD. Michael Amri, Leiter für FCL-Seefracht bei Hellmann Worldwide, warnt, dass weitere „drastische Erhöhungen im Zweiwochenrhythmus“ drohten, sei es durch Basisfrachtanhebungen oder neue „kreative Zuschläge“. Allerdings gebe es für Verlader selbst bei teuren Spotbuchungen keine Platzgarantien. Jede Art von Geschäft werde angesichts der knappen Kapazitäten auf die Warteliste gestellt.

Höchst angespannt bleibt die Kapazitätslage für Containerimporte in Großbritannien, wo die Häfen der Flut von Containern nicht mehr Herr werden. Inzwischen hätten Carrier damit begonnen, Umladungen für den Hafen London via Rotterdam zu streichen. „Die Volumen nach Großbritannien werden stark limitiert“, beobachtet Christoph Baumeister, Trade Manager für Asien/Indien-Europa bei Flexport in Hamburg. „Die Equipment-Knappheit bei allen Containertypen bleibt weiterhin die größte Herausforderung in Asien“, so der Experte. Baumeister erwartet wegen der Abfertigungsengpässe in Europa und an der Westküste der USA, dass sich die Verfügbarkeit noch weiter verschlechtert, bevor sich die Lage bessert. Hellmann-Manager Amri sieht die gravierendsten Engpässe aktuell bei 40-Fuß-Containern in Nordchina. Bei 20-Fuß-Containern und im Nischensegment der „Non-Operating“-Reefer (NOR) gebe es zum Teil noch Möglichkeiten.

Auch im Export von Europa nehmen die Equipment-Engpässe wie durch einen Dominoeffekt wieder zu. Darauf wies der Geschäftsführer und Inhaber von Alexander Global Logistics, Carsten Hellmers, bei einem Pressegespräch des Vereins Bremer Spediteure hin. Wegen der Containerknappheit hatte das auf Papier und Zellstofflogistik spezialisierte Unternehmen bereits im Frühjahr Exportware für den Nahen Osten und Asien mit Mehrzweckschiffen befördern lassen. „Jetzt sind wir wieder an einem Punkt, wo wir den Kunden so etwas anbieten“, so Hellmers.

Zusätzlich entwickelt sich Bunker erneut zu einem Preistreiber, nachdem an den Rohölmärkten wieder ein festerer Trend Einzug gehalten hat. Laut dem Preisinformationsdienst Platts stieg der Bunkerkostenanteil bei Verschiffungen von Fernost nach Nordeuropa im November um 19 Prozent auf knapp 228 USD/FEU. Nach Angaben des Londoner Schiffsmaklers Clarksons Platou kletterten die Preise für schwefelarmen Brennstoff an den Plätzen Rotterdam und Singapur vergangene Woche weiter um gut vier Prozent. Wegen der zu erwartenden Verlängerung der Förderkürzungen durch die Opec-Staaten über Jahresende hinaus hatten die Ölpreise zuletzt wieder deutlich zugelegt. mph/jpn/bek

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