Frachtraten schnellen weiter in die Höhe
Dem Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) zufolge haben die Spotraten für Container auf 13 Routen ex Shanghai seit dem Jahreswechsel um durchschnittlich 8,6 Prozent zugelegt. Gegenüber Mitte Dezember ergibt sich sogar ein Plus von rund 19 Prozent.
Die kräftigsten Erhöhungen konnten die Carrier demnach zuletzt im Verkehr von Fernost nach Europa und von Fernost zur Ostküste Südamerikas durchsetzen. Am Freitag lagen die Benchmark-Raten des SCFI für Verladungen nach Nordeuropa bei 4452 US-Dollar (USD) pro TEU und zu den Mittelmeerhäfen bei 4298 Dollar/TEU. Für 40-Fuß-Equipment taxierte der World Container Index (WCI) der Beratungsfirma Drewry die Marktrate für die Relation Shanghai/Rotterdam vergangene Woche auf fast 8900 Dollar/FEU, selbst fünfstellige Raten sollen schon vereinzelt „gefixt“ worden sein, heißt es aus dem Markt.
Auf quasi allen Routen schrauben sich die Frachtraten auf immer höhere Rekordstände, nachdem die Volumina im Containerverkehr in den letzten zwei Monaten des alten Jahres trotz einsetzenden Lockdowns deutlich weiter zugenommen haben. Nach jüngsten Zahlen des Datendienstleisters CTS legten die weltweiten Verladungen im November um 8 Prozent zu. Damit seien die schweren Mengeneinbrüche aufgrund der Coronakrise im ersten Halbjahr fast komplett wettgemacht worden, konstatiert die Beratungsfirma Sea-Intelligence.
Historisch betrachtet sind die Spotraten auf den Routen von Fernost nach Südamerika sowie nach Südostasien auf dem höchsten Level. Die aktuellen Preise liegen rund 400 Prozent über dem Zehnjahresdurchschnitt. So berichtet es die Reederei Peter Döhle in ihrem Monatsbericht (Maritime Overview). Dahinter folgen die Fahrtgebiete Fernost-Nordeuropa und Fernost-Mittelmeer mit rund plus 300 Prozent.
Allerdings sind für die Verlader weder Raten noch Kapazitäten planbar. Die Situation ändere sich täglich, erklärte Michael Amri, Leiter für FCL-Seefracht bei Hellmann Worldwide, gegenüber der THB-Schwesterpublikation DVZ. „Platz ist eigentlich bis Chinesisch Neujahr nicht mehr zu bekommen. Und wenn, dann nur zu extrem hohen Preisen.“ In den Häfen Shanghai und Ningbo seien bis auf Weiteres gar keine 40-Fuß-Container mehr verfügbar. Bei Hellmann geht man davon aus, dass sich die Lage nach dem chinesischen Neujahrsfest höchstens leicht entspannen wird. „Viele Hersteller in Zentral- und Nord-China haben bis in den März oder April volle Auftragsbücher. Einige zahlen den Mitarbeitern sogar mehr Geld, damit sie nicht zu ihren Familien ins Inland reisen, um so die Arbeit nach dem Neujahrsfest schnell wieder aufnehmen zu können“, berichtet Amri. „Somit rechnen wir damit, dass die Nachfrage für Westbound-Routen stabil bleibt.“
Die aktuelle Netzwerkplanung der Carrier deutet ebenfalls darauf hin, dass die Verkehrsmengen hoch bleiben. Derzeit planen die Linien laut Sea-Intelligence zum chinesischen Neujahrsfest nur geringfügige Kapazitätsreduzierungen durch Abfahrtsstreichungen von rund 2 Prozent und 6 Prozent auf den Routen von Fernost zur US-Westküste und nach Nordeuropa. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre hätten die Einschnitte um diese Zeit rund 20 Prozent und 25 Prozent der normalen Kapazität ausgemacht.
Unterdessen mehren sich die Vorwürfe seitens der Speditionen und Verlader, dass die Carrier nicht genug tun, um ihre Kapazitäten voll auszuschöpfen. Zudem würden sie Kunden vertraglich zugesicherte Stellplätze entziehen, um dafür höher zahlende Spotladung mitnehmen zu können, heißt es in einer gemeinsamen Beschwerde des European Shippers‘ Council (ESC) und des Speditionsverbands Clecat die EU-Kommission. Die von den Carriern geforderten Ratenaufschläge brächten manche Importeure in finanzielle Bedrängnis. mph/jpn/bek