Frankreichs Häfen ziehen positive Bilanz

Marseille hielt mit einem Umschlag von 80,6 Millionen Tonnen knapp den Vorjahreswert, Foto: Klingsieck
Die drei größten Häfen Frankreichs – Marseille, Le Havre und Dünkirchen – sind zufrieden mit dem vergangenen Jahr.
Haropa, der Verbund der Häfen Le Havre, Rouen und Paris, legte um 6 Prozent zu und verzeichnete einen Gesamtumschlag von 92,6 Millionen Tonnen. Dünkirchen überschritt erstmals seit 10 Jahren die Marke von 50 Millionen Tonnen. Marseille ist erleichtert, dass der Umschlag mit 80,6 Millionen Tonnen nur 0,4 Prozent unter dem des Vorjahreswert lag. Hier verringerten sich die Mengen an flüssigen Massengütern generell um 5 Prozent und der Rohölimport sogar um 14 Prozent.
Rekordergebnis
Der Haropa-Verbund meldete ein Rekordergebnis. Die positive Entwicklung umfasst alle Bereiche außer den trockenen Massengütern. Flüssigladungen wuchsen um 5 Prozent auf 49,7 Millionen Tonnen, weil mehrere Raffinerien nach Überholungsarbeiten wieder den Betrieb aufgenommen haben und der Import von Rohöl um 18 Prozent auf 28 Millionen Tonnen stieg. Ein außergewöhnliches Jahr war 2017 auch für Container und den RoRo-Verkehr. Es wurden 3 Millionen TEU umgeschlagen – 14 Prozent mehr als 2016. Der Umschlag von Seecontainern stieg dabei um 39 Prozent. Die Zahl der fürs Inland bestimmten oder von dort kommenden Container legte dagegen nur um sieben Prozent zu.
„Unser Marktanteil verbesserte sich auf 6,9 Prozent im vergangenen Jahr“, sagte Hervé Martel, Generaldirektor des Hafens Le Havre. Er führt diese Verbesserung vor allem auf die Entscheidungen der großen Reederei-Allianzen zurück, Le Havre wieder stärker in ihren Linienverkehr einzubinden. Der RoRo-Verkehr stieg in Le Havre um 18 Prozent auf 300.000 Fahrzeugeinheiten.
Flüssiggasterminal in Dünkirchen
In Dünkirchen wurden im vergangenen Jahr 50,4 Millionen Tonnen umgeschlagen. Der Standort wuchs vor allem bei Trockengütern, die um 11 Prozent auf 24,5 Millionen Tonnen anstiegen, weil im Stahlwerk von Arcelor Mittal, das sich unmittelbar an das Hafengelände anschließt, zwei Hochöfen nach Überholungsarbeiten wieder in Betrieb genommen wurden. Während der Import von Kohle um 11 Prozent auf 6 Millionen Tonnen stieg, wurde von dem in Dünkirchen entladenen Erz ein Teil wieder reexportiert für das Werk von Arcelor Mittal in Bremen. Der Export im Getreideumschlag brach wegen der schlechten Ernte der Saison 2016-2017 um 63 Prozent auf 950.000 Tonnen ein. Der Getreideimport stieg um 31 Prozent auf 350.000 Tonnen.
Positiv zum Gesamtbild in Dünkirchen trug wiederum das 2017 in Betrieb genommene neue Flüssiggasterminal bei, wo vom Start weg gleich 866.000 Tonnen umgeschlagen wurden. Dieses Terminal war gebaut worden, um Flüssiggas von der nordsibirischen Jamal-Halbinsel zu entladen und ins französische Netz einzuspeisen. Wegen der Witterungsbedingungen im hohen Norden kommt dieses Flüssiggas mit eisbrechenden Tankern. Damit diese teuren Spezialschiffe nicht auch noch andere europäische Häfen anlaufen müssen, wird ein Teil des empfangenen Flüssiggases mit Hilfe kleinerer Tanker wieder reexportiert.
Bei den Containern, die in Dünkirchen traditionell eine geringere Rolle spielen als in Le Havre oder Marseille, wurde im vergangenen Jahr mit 374.000 TEU – 10 Prozent mehr als im Vorjahr – ein neuer Rekord aufgestellt.
Marseille: Weg vom Öl
Für den Hafen von Marseille war 2017 ein „Jahr der Wahrheit“, denn es musste sich zeigen, ob der Diversifizierungskurs weg vom Öl Erfolg hat. Dass der Umschlag nahezu stabil blieb, zeuge davon, dass die neue Strategie aufgehe, betonte die Vorsitzende des Direktoriums Christine Cabau Woehrel. Wegen der Stilllegung einer Total-Raffinerie im Westhafen in Fos ging 2017 der Flüssiggutumschlag um 5 Prozent auf 46,5 Millionen Tonnen zurück, was aber durch Wachstum auf anderen Gebieten kompensiert wurde. Bei Containern wuchs die Zahl um 12 Prozent auf 1,4 Millionen TEU. Der Transport von LKW und unbegleiteten Trailern im RoRo-Verkehr stieg um 11 Prozent auf 202.000 Einheiten, der Umschlag von Neuwagen um 18 Prozent auf 198.800 Stück.
Beim Hinterlandverkehr wurde ein Anstieg des Containertransports auf der Schiene um 15 Prozent auf 140.000 TEU erzielt. Damit wurde jeder zehnte Container per Bahn transportiert. Einbußen gab es dagegen auf dem Binnenwasserweg – mit einem Rückgang um 5 Prozent auf 79.000 TEU. Im laufenden Jahr sei hier aber wieder ein Aufschwung zu erwarten, sagte Marseilles Hafenchefin Cabau Woehrel. rk/fab