Hamburg Süd dämpft für 2018 Wachstumserwartung

Die roten Hamburg-Süd-Schiffe (l.) werden auf See auch weiterhin sehr präsent sein, Foto: Hamburg Süd

Vespermann, Foto: Hamburg Süd
Die Integration von Hamburg Süd in den Maersk-Konzern läuft auf Hochtouren. Im Interview mit der THB-Schwesterpublikation DVZ Deutsche Verkehrs-Zeitung blickt der Reederei-Chef auf kommende Aufgaben.
Für Arnt Vespermann war es eine ganz neue Erfahrung. Seit 18 Jahren arbeitet der Manager bei Hamburg Süd, einem Unternehmen, das unter der Eignerschaft der Oetker-Familie stets wenig mehr als nichts bekanntgegeben hat. Nun, beim Capital Markets Day des neuen Eigentümers Maersk, musste er plötzlich Analysten Rede und Antwort stehen. Doch er meisterte die Herausforderung, wenngleich es ihn schon ein wenig geschmerzt habe, dass ein seit 147 Jahren gehütetes Geheimnis – die Ertragslage der Reederei – gelüftet worden sei, wie er anmerkte. Mit der DVZ sprach er im Anschluss exklusiv über den weiteren Kurs des Unternehmens.
Im vergangenen Jahr hat Hamburg Süd bei den Volumen überperformt. Mit fast sieben Prozent ist die Reederei schneller gewachsen als der Markt und auch deutlich schneller als Maersk Line mit drei Prozent. Verspermann dämpft aber überzogene Erwartungen. Das Ziel laute nicht, zwangsläufig und um jeden Preis weiter zu wachsen. „Denn die Frage ist ja nicht nur, ob ein Kunde mit uns seine Waren verschiffen möchte. Wir stellen uns in einigen Fällen auch die Frage, ob wir für einen Kunden zu einer bestimmten Rate tätig sein möchten“, sagte Vespermann.
Die Ebit-Marge lag im vergangenen Jahr mit 1,5 Prozent nur halb so hoch wie bei der Konzern-Mutter Maersk Line. Vespermann räumte ein, dass Hamburg Süd die Profitabilität verbessern müsse. Ein Nopat (Net Operating Profit After Taxes, Anm. d. Red.) von 85 Millionen US-Dollar sei angesichts des investierten Kapitals nicht ausreichend. Es gebe derzeit verschiedene Ideen. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir bei der Marge zeitnah aufholen. Denn wir als Hamburg Süd profitieren schließlich auch von den Synergien im Zuge der Übernahme, beispielsweise wenn man sich die Kosten für das Netzwerk teilt“, so Vespermann.
Stichwort Synergie. Vespermann sieht in der Übernahme Chancen, dass die Eigenständigkeit der Marke „Hamburg Süd“ in vielen Bereichen gewahrt bleibe. Er verweist dabei auf die Markenstrategie von VW. Typische Dienstleistungen, die Hamburg Süd auszeichneten, wie beispielsweise der Intermodalbereich, würden auch künftig eigenständig bleiben. „Identisch wird allenfalls der Teil auf See sein, und wir werden beispielsweise Eisenbahndienstleistungen im Hinterland künftig gemeinsam einkaufen“, sagte Vespermann.
Deutlichstes Zeichen werde wohl das Einholen der deutschen Flagge am Heck der Hamburg-Süd-Schiffe sein. „Wir werden das bereits in den nächsten Wochen umsetzen. Das bedeutet, dass die Schiffe, die im Moment noch alle im Eigentum deutscher Gesellschaften stehen, auf Maersk übertragen werden. Und sobald sie ins Ausland übertragen sind, werden dann damit einhergehend auch 15 Schiffe die deutsche Flagge abgeben“.
Die Seeleute, die bisher bei der deutschen Reederei angestellt sind, würden alle ein Maersk-Angebot zu vergleichbaren Konditionen erhalten.
Für die 131 Arbeitsplätze an Land, die vom synergiebedingten Stellenabbau betroffen sind – hauptsächlich Shipmanagement, Logistik, das Netzwerk und Marine Operations sowie in geringerem Maße das Procurement – werde derzeit eine einvernehmliche Lösung mit den Betroffenen gesucht. Zudem werde Maersk neue Stellen in Hamburg schaffen, etwa ein elf-köpfiges Fleet Management Team, das künftig von Hamburg aus die 44 roten Hamburg-Süd-Schiffe der Flotte managen soll. Zwei andere neue Einheiten sollen sich für die gesamte Flotte von Hamburg aus um Sicherheit, Qualität und Umweltbelange sowie um das Training aller Schiffscrews kümmern.
Trotz der Integration werde Hamburg Süd Customer Service, Claims Handling oder die Rechnungstellung in der Hand behalten. „Die Kunden behalten ihre Ansprechpartner. Und wir werden auch nicht ausschließlich gemeinsame Dienste mit Maersk, sondern auch weiterhin eigene haben“, so Vespermann weiter. sr/pk