Hanjin: Lösung für festsitzende Schiffe gesucht

So wie der „Hanjin Europe“ in Hamburg ergeht es derzeit vielen Frachtern der Reederei (Foto: Hasenpusch)
Die 23-köpfige Besatzung der „Hanjin Europe“ sitzt in Hamburg fest und weiß nicht, wie es weitergeht.
Das Schiff der insolventen Reederei Hanjin Shipping kann nicht auslaufen, weil offene Rechnungen nicht bezahlt sind und weitere Leistungen wie Hafenschleppdienste nur gegen Vorkasse erbracht werden. Die Unsicherheit unter den Besatzungsmitgliedern sei deutlich, aber im Moment hätten die Seeleute alles, was sie brauchten, sagte die Hamburger DGB-Vorsitzende Katja Karger Ende vergangener Woche in der Hansestadt. Die Männer könnten auch nach Hause telefonieren. Das Containerschiff „Hanjin Europe“ kann nicht auslaufen, nachdem die koreanische Reederei Hanjin insolvent geworden ist und Gebühren und Rechnungen nicht mehr bezahlen kann.
Karger hatte gemeinsam mit Klaus Schroeter von der internationalen Transportarbeiter-Gewerkschaft ITF das Schiff besucht, um den Seeleuten ihre Solidarität auszudrücken und ihnen Hilfe und Unterstützung zuzusichern. Die Vertreter der ITF klärten die Seeleute über ihre Rechte und Ansprüche auf. Nach dem internationalen Seearbeitsübereinkommen (MLC) sei der Flaggenstaat für den Rücktransport zuständig. Die „Hanjin Europe“ fährt unter Britischer Flagge.
Dutzende von Hanjin-Schiffen sitzen in mehreren Ländern fest. In den USA können sie mittlerweile prinzipiell wieder Häfen anlaufen. Ein US-Gericht hatte den Weg für die Entladung einiger der arretierten Schiffe freigemacht. In den USA könne Hanjin die Häfen nutzen, ohne zu fürchten, dass die Schiffe festgehalten werden, teilte Firmensprecherin Park Min mit. Ob auch Hamburg zum Anlaufhafen für die siebtgrößte Linienreederei der Welt wird, war zunächst unklar. Die Forderung eines Gerichts nach neuen Finanzspritzen für Hanjin stieß unterdessen bei den Gläubigern auf Widerstand.
Unternehmen unter Gläubigerschutz
Das Konkursgericht in Newark im Bundesstaat New Jersey hatte den Südkoreanern vergangene Woche vorläufig Gläubigerschutz gewährt. Sämtliche Häfen in den USA seien von der Entscheidung betroffen, sagte Park. „Wir haben aber keinen konkreten Zeitplan, wann die Schiffe einfahren können, um die Ladung zu löschen.“
Südkoreas stellvertretender Finanzminister Choi Sang Mok hatte neben Los Angeles auch den Hamburger Hafen und Singapur als mögliche „Basishäfen“ genannt, die Schiffe Hanjins zum Be- und Entladen anlaufen sollten, ohne eine Festsetzung zu riskieren. Schiffe in der Region Nordostasien sollten zum größten südkoreanischen Hafen Busan umgeleitet werden. Park betonte, die Optionen mit Hamburg und anderen Häfen würden nach wie vor erwogen. Bislang sei aber nichts entschieden.
Bis zum Donnerstag waren 89 von Hanjin betriebenen Containerschiffen und Bulkern in 26 Ländern die Zufahrt zu Häfen oder das Anlegen an Terminals aus Sorge verweigert worden, dass Gebühren nicht bezahlt werden. Dadurch können seit Tagen die Ladungen nicht gelöscht und Termine nicht eingehalten werden.
Lösung bis Ende November
Ein Gericht in Seoul hat dem Antrag Hanjins auf Insolvenzverwaltung zugestimmt. Die Tochter der Hanjin-Gruppe erhielt dadurch die Chance, bis zum 25. November einen neuen Rettungsplan vorzulegen. Die Sanierung gilt jedoch als äußerst ungewiss. Das Gericht rief die Gläubiger auf, neue Kredite zu vergeben, um den Frachttransport zu normalisieren. „Es ist schwierig, Hanjin neues Geld zu geben“, sagte ein Sprecher der staatlichen Korea Development Bank in Seoul. Neue Kredite könnten am Ende wohl nicht mehr zurückgezahlt werden. Das Unternehmen drücken mit Stand Ende Juni nach eigenen Angaben Schulden in Höhe von umgerechnet fast fünf Milliarden Euro.
Unterdessen teilte die Reederei NSB am Freitag mit, die sieben von NSB bereederten Hanjin-Schiffe, von denen eines in Vancouver arretiert wurde, lägen derzeit in Warteposition auf Reede vor verschiedenen Häfen, bis die weitere Vorgehensweise geklärt sei. Die Besatzungen seien „wohl versorgt, ihre Heuern werden regulär weiter bezahlt“, so NSB. fab/lno