Hapag-Lloyd: Keine Prognose

Die Anleger haben am Montag enttäuscht auf die Geschäftszahlen der Containerreederei Hapag-Lloyd reagiert.

Die Aktie des Schifffahrtskonzerns gehörte mit einem Minus von bis zu 7,02 Prozent auf 26,88 Euro zu den größten Verlierern im SDax. Vorstandsvorsitzender Rolf Habben Jansen gab sich bei der Erläuterung der Perspektiven für das Unternehmen zwar zuversichtlich, nannte aber keine Prognose für das Konzernergebnis bis Ende 2017.

Niedrige Frachtraten hatten die größte deutsche Reederei in die roten Zahlen rutschen lassen. Hapag-Lloyd schloss das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Konzernverlust von 93 Millionen Euro ab. Im Vorjahr war noch ein Gewinn von 113,9 Millionen Euro erreicht worden. Zwar war die Transportmenge um 2,7 Prozent auf 7,6 Millionen Standardcontainer (TEU) gestiegen, doch ging gleichzeitig der Umsatz von 8,8 auf 7,7 Milliarden Euro zurück.

Die durchschnittliche Frachtrate betrug 1036 US-Dollar/TEU und lag damit 15,4 Prozent unter dem Vorjahr (1225 US-Dollar/TEU). Dafür konnte Hapag-Lloyd seine Transportaufwendungen 2016 deutlich um 12,3 Prozent auf 6,364 Milliarden Euro senken (Vorjahr: 7,259 Milliarden Euro). Das konnte den Rückgang der Frachtraten jedoch nicht vollständig kompensieren. Die spürbaren Verbesserungen bei den Transportaufwendungen lagen zum einen an dem niedrigeren durchschnittlichen Bunkerpreis in 2016 von 210 US-Dollar pro Tonne (Vorjahr: 312 US-Dollar pro Tonne), zum anderen aber auch an einem um 6,3 Prozent geringeren Bunkerverbrauch im Vergleich zum Vorjahr durch den Einsatz effizienterer und größerer Schiffe.

Trotz gestiegener Transportmenge konnte Hapag-Lloyd die Aufwendungen für bezogene Leistungen (zum Beispiel Containertransportkosten im Hinterland, Charter- und Leasingaufwendungen, Hafen-, Kanal- und Terminalkosten) im Vergleich zum Vorjahr um 8,3 Prozent reduzieren. Die Einsparung sei vor allem dank Synergien aus dem Zusammenschluss mit CSAV und Kostensenkungsprogrammen, aber auch durch marktbedingte Kostenreduzierungen (zum Beispiel Bunker) gelungen. Dies werde sich jedoch nicht unbedingt in 2017 fortsetzen, so Habben Jansen.

Auch der Start in das laufend Jahr verlief eher holprig. „Der Auftakt war herausfordernd“, so Habben Jansen. „Bedingt durch Langfristverträge konnten wir bislang noch nicht voll von der positiven Entwicklung bei den Spot-Raten profitieren, während der Bunkerpreis spürbar angestiegen ist. Uns werden vor allem die erwarteten Synergien und die weitere Diversifizierung unseres Portfolios durch den Zusammenschluss mit United Arab Shipping Company (UASC) helfen“, erklärte der Manager.

Auf Grundlage von Prognosen zum Wachstum des Welthandels (IWF: 3,8 Prozent) und der globalen Containerschiffkapazitäten rechnet Hapag-Lloyd 2017 mit einem moderaten Anstieg der durchschnittlichen Fracht raten und der Transportmengen (ohne UASC). Ab April sind die nächsten Erhöhungen geplant. Neben Hapag-Lloyd wollen auch CMA CGM, OOCL und MOL die Transportpreise anheben (siehe Grafik oben).

Die Vorbereitungen für das Closing und den Zusammenschluss mit UASC befinden sich auf der Zielgeraden und sollen in den nächsten Wochen abgeschlossen werden. Am 17. März hatten die Hamburger mitgeteilt, dass sich die geplante Fusion zwischen Hapag-Lloyd und UASC um zwei Monate verzögert, aber nicht in Gefahr sei. Das Zieldatum für den Vollzug war in den Vereinbarungen vom 31. März auf den 31. Mai geändert worden.

Der Zusammenschluss soll von 2019 an jährliche Synergien in Höhe von 435 Millionen US-Dollar bringen. Dem stehen Einmalaufwendungen durch die Transaktion und die Integration von UASC in Hapag-Lloyd in Höhe von rund 150 Millionen US-Dollar gegenüber.

Zusätzlich werden in 2017 letzte Synergieeffekte aus dem CSAV-Zusammenschluss sowie positive Effekte aus Kostensenkungsmaßnahmen und dem Projekt zur Steigerung der Umsatzqualität erwartet. Unter diesen Voraussetzungen plant Hapag-Lloyd für das laufende Geschäftsjahr mit einem besseren EBITDA und EBIT im Vergleich zum vergangenen Jahr.

Nach dem Zusammenschluss mit UASC will sich die Hapag-Lloyd AG weltweit unter den Top Fünf der Anbieter etablieren. In den wichtigsten Fahrtgebieten hätten die fünf größten Unternehmen der Branche erheblichen Einfluss auf den Markt, so Habben Jansen.

Die Hapag-Lloyd AG, zu der schon die chilenische CSAV gehört, wird erweitert um die Araber einen Platz auf Rang fünf gutmachen. Er sei überzeugt, dass es in Zukunft nur bis zu sieben globale Linienreedereien geben wird, ergänzte Habben Jansen.

Nach der UASC-Integration will Hapag-Lloyd vor allem die Verschuldung von netto dann 6,4 Milliarden Euro zurückfahren. „Wir müssen in den nächsten Jahren nicht investieren“, kündigte Habben Jansen an. Die UASC bringt knapp 80 Schiffe ein und erhöht die gemeinsame Flotte auf 240 Einheiten und eine Transportkapazität von 1,6 Millionen Standardcontainer. Das Durchschnittsalter der Flotte betrage dann 6,3 Jahre. Nach der Fusion sei es nicht unwahrscheinlich, dass von den 94 von Hapag-Lloyd gecharterten Schiffen einige zurückgegeben werden, kündigte der CEO an. Derzeit umfasst die Flotte 166 Containerfrachter mit einer Gesamttransportkapazität von 963.000 TEU.

„Die wichtigen Ereignisse für Hapag-Lloyd im laufenden Jahr sind der Start unserer neuen Allianz zum 1. April sowie die schnelle, reibungslose Integration von UASC in Hapag-Lloyd nach dem Closing“, sagte Rolf Habben Jansen.

Zugleich hat der Aufsichtsrat hat in seiner jüngsten Sitzung die Vorstandsverträge von Anthony J. Firmin (COO) und Nicolás Burr (CFO) um zwei Jahre bis zum 30. Juni 2019 beziehungsweise bis zum 29. Februar 2020 verlängert. „In dieser wichtigen Phase des bevorstehenden Closings und der anschließenden Integration von UASC zählen wir auf Kontinuität in der Unternehmensführung. Deshalb freue ich mich, dass das bestehende Vorstandsteam seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen wird“, betonte Aufsichtsratschef Michael Behrendt. Neben Firmin und Burr gehört dem Vorstand noch und Thorsten Haeser (CCO) an.

Hapag-Lloyd ist mit etwa 9400 Mitarbeitern an 366 Standorten in 121 Ländern präsent. Der Konzern verfügt über einen Container bestand von 1,6 Millionen TEU. 128 Liniendienste weltweit sorgen für Verbindungen zwischen allen Kontinenten. Hapag-Lloyd gehört in den Fahrtgebieten Transatlantik, Lateinamerika sowie Intra-Amerika zu den führenden Anbietern. FBi

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