Hapag-Lloyd senkt Prognose für 2016

Der Rückgang der Frachtraten drückt die Erwartungen bei Hapag-Lloyd für das Gesamtjahr, Foto: Hapag-Lloyd

Fusion besiegelt, Prognose kassiert – bewegte Zeiten für Reedereichef Rolf Habben Jansen (l.), Foto: Fabarius
Hapag-Lloyd kann die Erwartungen, die das Unternehmen mit seiner letzten Prognose geweckt hatte, nicht erfüllen.
Die Hamburger Reederei hat ihre Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2016 am Montag gesenkt. Die Entwicklung der Frachtraten falle „deutlich schlechter aus als erwartet“, begründet Hapag-Lloyd die Korrektur. Der Vorstand gehe nunmehr, verglichen mit dem Vorjahr, von einem deutlich sinkenden EBITDA und einem deutlich sinkenden EBIT aus. Im Frühjahr hatte das Unternehmen noch „einen moderaten Anstieg des EBITDA und einen deutlichen Anstieg des EBIT im Vergleich zu 2015“ in Aussicht gestellt.
Die durchschnittliche Frachtrate brach bei Hapag- Lloyd im zweiten Quartal 2016 gegenüber dem Vorjahres zeitraum um 19,4 Prozent auf 1019 Dollar pro TEU ein. „Die Erholung der Frachtraten seit Anfang Juli scheint nicht ausreichend und nachhaltig genug zu sein“, so die Reederei. Zudem belaste der Anstieg des Bunkerpreises im zweiten Quartal das Ergebnis. Und schließlich würden nach dem geplanten Zusammenschluss mit der United Arab Shipping Company (UASC) transaktionsbezogene Einmalaufwendungen beeinträchtigend zu Buche schlagen.
Der Fusionsvertrag mit UASC sei jetzt unterschrieben, teilte Hapag-Lloyd am Montag weiter mit. Die Partner wollen das Vorhaben mit einer Kapitalerhöhung absichern. Zunächst sollen die Anteilseigner der arabischen UASC 28 Prozent der Anteile an dem fusionierten Unternehmen bekommen. Nach dem Zusammenschluss soll dann innerhalb eines halben Jahres die Kapitalerhöhung folgen, für die nach Angaben von Hapag-Lloyd insgesamt 400 Millionen Dollar zugesagt wurden. Die bisherigen Mehrheitsgesellschafter von UASC, die Qatar Holding (QH) und der Public Investment Fund des Königreichs Saudi-Arabien (PIF), steuern die Hälfte bei. Die anderen 50 Prozent kommen von zwei Aktionären, die bereits jetzt an Hapag-Lloyd beteiligt sind: vom Unternehmer Klaus-Michael Kühne und von der chilenischen CSAV. Die Stadt Hamburg, die ebenfalls zu den Hauptaktionären zählt, wird sich an der Kapitalerhöhung nicht beteiligen.
Auf der anstehenden Hauptversammlung von Hapag-Lloyd am 26. August müssen die Aktionäre der Reederei der Kapitalerhöhung noch zustimmen. Auch die Genehmigungen der Wettbewerbshüter und die Kreditzusagen der Banken stehen noch aus. Hapag-Lloyd und UASC erwarten jedoch, dass die Fusion bis Jahresende vollzogen sein wird. Erst im vergangenen Jahr hatte Hapag-Lloyd die Fusion mit der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV abgeschlossen.
Durch den Zusammenschluss mit UASC soll Hapag-Lloyd mit dann 237 Schiffen und einer Transportkapazität von 1,6 Millio nen TEU zur viert- bis fünftgrößten Containerschiffreederei weltweit aufsteigen. Die Hamburger planen ein jährliches Transportvolumen von rund zehn Millionen TEU. Der Umsatz des Unternehmens werde sich auf rund zwölf Milliarden Dollar belaufen, so Hapag-Lloyd.
Die Reederei bleibt ein in Deutschland registriertes, börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg. Die Stadt Hamburg und Kühne Maritime bleiben Ankeraktionäre von Hapag-Lloyd. Neue Kerngesellschafter von Hapag-Lloyd werden QH mit 14 Prozent und PIF mit 10 Prozent.
Die Fusion mit UASC ermög licht Hapag-Lloyd Zugriff auf die größte Containerschiffsklasse, benennt Unternehmenschef Rolf Habben Jansen einen zentralen Vorteil. Zur Gesamtflotte zählen unter anderem sechs 18.800-TEU-Frachter und elf Einheiten mit einer Kapazität von jeweils 15.000 TEU. Das kombinierte Unternehmen werde über ein diversifiziertes Portfolio mit Produkten in den großen Ost-West- und Nord-Süd-Fahrtgebieten verfügen. „Zudem wird es von der starken Präsenz der UASC im Mittleren Osten profitieren“, so der Vorstandsvorsitzende. Dubai werde Standort eines neuen regionalen Hauptquartiers von Hapag-Lloyd – neben Piscataway in den USA, Valparaiso und Singapur. Die zu erwartenden Synergien aus der Fusion setzt Habben Jansen bei 400 Mil lionen Dollar an, die ab dem nächsten Jahr zur Geltung kommen würden.
Bis der Zusammenschluss in Kraft tritt, werden UASC und Hapag-Lloyd weiter als eigenständige Unternehmen tätig sein und bis Ende März 2017 in ihrer jeweiligen Allianz weiterfahren. Die neu gegründete „The Alliance“, in der Hapag- Lloyd größter Partner sein wird, soll dann ab April 2017 alle Ost-West-Fahrt gebiete abdecken, inklusive Asien–Mittlerer Osten/Persischer Golf und Rotes Meer. Weitere Teilnehmer des Bündnisses sind Hanjin, “K” Line, Mitsui O.S.K Lines, Nippon Yusen Kaisha und Yang Ming. fab/dpa
Dass Hapag-Lloyd jetzt die Prognose für 2016 senkt, ist keine Überraschung. Als Rolf Habben Jansen im März in Aussicht stellte, das EBIT deutlich zu steigern, gefiel das den Börsianern. Allerdings war dieses Ziel an optimistische Erwartungen geknüpft, beispielsweise, dass die Neuordnung der Allianzen zu einer „gewissen Erholung“ beitragen werde, obwohl „Ocean Alliance“ und „The Alliance“ erst im April 2017 starten. Auch eine „normale Peak Season“ wäre nach den Erfahrungen der vergangenen Hauptsaison eine Überraschung. So geht’s jetzt mit der Hapag-Lloyd-Aktie erst mal wieder südwärts. Wolfhart Fabarius