Hapag-Lloyd sieht sich für 2016 auf Kurs

Hapag-Lloyd setzt auf moderne und besonders wirtschaftliche Containerschiffstonnage , Foto: Hapag-Lloyd

Habben Jansen, Foto: Hapag-Lloyd
Auch das laufende Geschäftsjahr in der Schifffahrt wird schwierig und von Unsicherheiten geprägt sein. Darum werden die Reedereien weiterhin ihre Kapazitäten der Nachfrage anpassen.
Das erklärte Rolf Habben Jansen, Vorstandschef von Hapag-Lloyd, am Dienstagabend in Hamburg. Hapag-Lloyd hat bereits seit Anfang
2015 seine Transportkapazität um rund fünf Prozent auf 945.000 Standardcontainer (TEU) reduziert, das entspricht 175 Schiffen in Fahrt statt zuvor 198. Dennoch soll 2016 mehr Fracht mitgenommen werden. „Wir wollen mit dem Markt wachsen – bis zu drei Prozent“, kündigte Habben Jansen an.
Außerdem soll im Oktober 2016 das erste von fünf neuen Schiffen unter deutscher Flagge ausgeliefert werden. Die Reederei hat bei der südkoreanischen Werft Hyundai Samho Heavy Industries fünf Containerfrachter für den Südamerika-Verkehr für einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag bestellt. Die Schiffe sind 333 Meter lang, 48 Meter breit, bieten eine Kapazität für je 10.500 TEU und können den erweiterten Panamakanal nach dessen Fertigstellung passieren. Die von DNV GL klassifizierten Neubauten sind mit einer effizienten Hauptmaschine („LNG ready“), einem optimierten Schiffsrumpf und einem neuartigen Lasch- und Ladungssystem für höhere Ladungsflexibilität ausgestattet. Ein weiterer Vorteil: Pro Schiff ist Platz für bis zu 2100 Reefer. Mit den modernen Kühlcontainern transportiert Hapag-Lloyd insbesondere verderbliche Güter wie Obst, Gemüse oder Fisch temperaturgesteuert an ihr Ziel.
Trotz der technischen Vorrüstung der Neubauten auf LNG wird die Reederei diesen Treibstoff absehbar noch nicht einsetzen. Ein Grund dafür sei die noch nicht flächendeckende Versorgung der Schifffahrt mit diesem Treibstoff, so Habben Jansen.
Für 2015 erwartete der Vorstandschef ein deutlich positives operatives Ergebnis und bestätigte damit die Prognose. „Es ist erfreulich, dass wir das erreicht haben“, so der Manager. 2016 plant die Linienreederei kein schlechteres Ergebnis als 2015. Er sehe keinen Grund, nicht dar an zu glauben, „dass wir für 2016 eine Dividende zahlen können“.
Nach Habben Jansens Auffassung hält sich der Aktienkurs gut, der bisher um 20 Euro und somit um den Ausgabepreis pendelte. Die Aktien der Wettbewerber in der Schifffahrt hätten stärker eingebüßt. „Aber der Hapag-Kurs sollte besser sein“, räumte der Vorstandschef ein. Die Aktie war nach verlängerter Angebotsfrist und abgesenktem Ausgabepreis im Handel gestartet. Nach dem Zusammenschluss mit der chilenischen CSAV und dem am 6. November 2015 erfolgten Börsengang wird sich Hapag-Lloyd in diesem Jahr ganz auf das operative Geschäft ausrichten. „Dass wir jedes Jahr schwarze Zahlen schreiben, ist weitaus wichtiger als der Börsengang“, betonte Habben Jansen. Und die Fusion mit CSAV sei wichtiger als die Aktienplatzierung gewesen, „weil sie das tägliche Geschäft verbessert“. Die Kosteneinsparungen daraus bezifferte er auf mindestens 400 Millionen Euro.
Hapag-Lloyd hatte in den ers ten neun Monaten 2015 ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 348,6 Millionen Euro erreicht. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 77,9 Millionen Euro aufgelaufen. Danach blieb unterm Strich ein Nettogewinn von 160,4 Millionen Euro – nach einem Minus von 224 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Transportiert wurden 5,6 Millionen TEU, ein Zuwachs von 28,3 Prozent.
Die Verbesserungen auch beim Umsatz, der um 1,9 Milliarden auf 6,8 Milliarden Euro stieg, führte das Unternehmen auf den Zusammenschluss mit dem Containerschifffahrtsgeschäft der chilenischen CSAV im Dezember 2014 zurück.
Die Frachtraten lagen von Januar bis September den Angaben zufolge mit 1260 US-Dollar je TEU rund zwölf Prozent unter dem Vorjahreswert. Gleichzeitig reduzierte das Unternehmen seine Transportaufwendungen um 240 US-Dollar auf 1111 US-Dollar je TEU. Das war mit niedrigeren Treibstoffpreisen, einem geringeren Kraftstoffverbrauch und Synergieeffekten begründet worden.
Die Reederei wird kontrolliert von einem Pool aus CSAV, der Stadt Hamburg und dem Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne (rund 72 Prozent). Knapp elf Prozent der Anteile gehören dem Tou ristikkonzern TUI. FBi/EHA