Hapag-Lloyd: Spezialschiffe für erweiterten Panamakanal
Hapag-Lloyd will die Führungsrolle im Lateinamerika-Verkehr und die Position als eine der größten Reefer-Reedereien der Welt weiter ausbauen.
Dafür übernimmt das Hamburger Traditionsunternehmen morgen (2.11.) in Südkorea auf der Werft Hyundai Samho Heavy Industries den ersten Spezialfrachter mit einer Kapazität von 10.500 TEU. Das 333,18 Meter lange und 48,20 Meter breite Schiff gehört zu einer Serie von insgesamt fünf Einheiten, die den erweiterten Panamakanal passieren können. Die Kiellegung war am 25. November 2015, der Stapellauf am 10. September 2016.
„Die vom DNV GL klassifizierten Neubauten haben eine effiziente Hauptmaschine von MAN B&W mit sieben Zylindern (46.531 PS), einen optimierten Rumpf sowie ein innovatives Lasch- und Ladungssystem für höhere Transportflexibilität“, sagte Flottenchef Richard von Berlepsch am Montag dem THB vor Ort. So sorgen jetzt vier statt der bisher üblichen drei Lukendeckel für mehr Effektivität, erläutert der Kapitän. Ein weiterer Vorteil: An Bord ist Platz für bis zu 2100 Kühlcontainer. Darin transportiert Hapag-Lloyd insbesondere verderbliche Güter wie Obst, Gemüse oder Fisch temperaturgesteuert an ihr Ziel.
Die „Valparaiso Express“ unter dem Kommando von Kapitän Peter Rössler (46) aus Oldenburg wird am 7. Dezember in der gleichnamigen südamerikanischen Hafenmetropole getauft. Damit unterstreicht Hapag-Lloyd auch die Bedeutung des chilenischen Partners CSAV. Die Übernahme der CSAV-Containersparte war 2015 erfolgt. Die Auslieferung der vier auf der weltweit viertgrößten Werft noch entstehenden Schwesterschiffe „Cartagena Express“, „Callao Express“, „Guayaquil Express“ und „Santos Express“ soll bis April 2017 abgeschlossen sein.
Die Frachter werden mit jeweils 23 Mann Besatzung unter deutscher Flagge (Heimathafen Hamburg) fahren. Bei einer Dienstgeschwindigkeit von 21 (maximal 22,8 Knoten) beträgt der Verbrauch rund 132 Tonnen pro Tag. Das Investitionsvolumen liegt bei mehr als 600 Millionen US-Dollar. Die Finanzierung sichert ein internationales Bankenkonsortium, das von den Konsortialführern Credit Agricole, DNB, HSBC und UniCredit geleitet wird. Die Laufzeit beträgt zwölf Jahre. Da die Investition bei einer koreanischen Werft getätigt wurde, hatten sich die koreanischen Exportkreditversicherer K-sure und KEXIM unter anderem zur Bereitstellung von Garantien für Hapag-Lloyd bereit erklärt.
Das Unternehmen war in der ersten Jahreshälfte 2016 in die roten Zahlen gerutscht und wies einen Nettoverlust von 142 Millionen Euro (Vorjahreshalbjahr: +157,2 Millionen Euro) aus. Ein weiterer Zusammenschluss soll die Wende bringen. Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen hofft auf die Fusion mit der United Arab Shipping Company (UASC). Das könnte jährlich Nettosynergien von mindestens 400 Millionen US-Dollar bringen. „Hapag-Lloyd wird nicht nur größer, sondern auch internationaler und vor allem wettbewerbsfähiger“, hatte Habben Jansen bei der ordentlichen Hauptversammlung am 26. August erklärt.
Mit UASC würde die gemeinsame Flotte deutlich jünger (jetzt rund sieben Jahre, dann etwa sechs) und im Durchschnitt größer sein als die derzeitige. Außerdem müssten in den kommenden Jahren keine weiteren Investitionen in Megafrachter getätigt werden. Denn UASC mit Hauptsitz in Katar verfügt unter anderem bereits über Einheiten mit 18.800 TEU. Das von UASC initiierte Investitionsprogramm wird den Schuldenberg von Hapag-Lloyd auf 7,1 Milliarden Dollar anwachsen lassen. Bislang hatten die Hamburger gezögert, in diese Klasse zu investieren, weil die wirtschaftlichen Vorteile immer größerer Containerschiffe bei mangelnder Auslastung wegfallen.
Die Fusion mit UASC soll bis Ende 2016 unterzeichnet und spätestens bis zum 31. März 2017 vollzogen werden. Im Erfolgsfall steigen die arabischen Staatsfonds als Eigentümer von UASC mit rund 28 Prozent zum größten Aktionär bei Hapag-Lloyd auf. Die heutigen Aktionäre halten etwa 72 Prozent. Bislang gehört die Reederei zu 31,4 Prozent CSAV, zu 20,6 Prozent der Stadt Hamburg und zu 20,2 Prozent dem Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne.
Derzeit umfasst die Flotte von Hapag-Lloyd 170 Containerschiffe – davon 70 eigene – mit einer Gesamtkapazität von 952.000 TEU. Mit UASC wären es 237 Frachter und rund 1,6 Millionen TEU Transportvolumen. Damit würde die Reederei zum viertgrößten Container-Carrier weltweit aufsteigen.
Doch zunächst blickt die Branche gespannt auf die weitere Geschäftsentwicklung von Hapag-Lloyd. Am 14. November werden die Neunmonatszahlen vorgelegt. Die Marktlage ist schwierig. Weltweit kämpfen Reedereien seit Jahren mit Überkapazitäten und unzureichenden Frachtraten. Im ersten Halbjahr lagen die Preise bei 1042 US-Dollar pro TEU – nach 1296 US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Transportiert wurden in diesem Berichtszeitraum nahezu unverändert 3,7 Millionen TEU. Der Umsatz sank auf rund 3,79 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es 4,7 Milliarden Euro. FBi (zurzeit in Korea)/fab