Hapag-Lloyd umfährt Nord-Ostsee-Kanal

Die Russlandkrise hat weiterhin gravierende Auswirkungen auf den Nord-Ostsee-Kanal.

Der Ladungsverkehr nach Russland steigt wieder. Die Reederei Hapag-Lloyd hat jetzt zwei Liniendienste zusammengelegt und statt vier kleinen Feederschiffen zwei große Frachter zum Einsatz gebracht. Nachteil: Die beiden Schiffe passen in der heutigen Form nicht mehr durch den Kanal.

Das neue Liniennetz des REX-Dienstes nach St. Petersburg wurde im Mai 2012 gestartet, als Hapag-Lloyd zwei Feederschiffe mit jeweils 1400 TEU für diesen Dienst in Fahrt brachte. Ein Jahr später startete Hapag-Lloyd auch einen Finnland-Express-Dienst mit zwei Containerschiffen dieser Größe.

2015 brach dann das Ladungsaufkommen auf der Route von Hamburg nach Russland ein. Gleichzeitig gab es auf dem Markt ein Überangebot an großen Containerschiffen. Im Frühjahr erfolgte deshalb bei Hapag-Lloyd kurzzeitig der Einsatz des Containerschiffes „Colette“ (IMO 9232761) auf dem REX-Service ab Hamburg und Bremerhaven. Der 2002 in Polen gebaute Frachter hat eine Ladekapazität von 2732 TEU. Der Frachter passte aber mit einem Tiefgang von zwölf Metern und einer Länge von 210 Metern nicht mehr durch den Nord-Ostsee-Kanal. Die Rundreise Hamburg–St. Petersburg–Hamburg über Skagen ist zwar rund 660 Seemeilen länger als durch den Kanal, aber angesichts der günstigen Treibstoffpreise derzeit gut kalkulierbar, wie zu erfahren war.

Nach dieser Testphase wurde die „Colette“ inzwischen bei Hapag-Lloyd durch das Duo „Valencia Express“ (IMO 9108130) und „Milan Express“ (IMO 9112296) ersetzt. Dabei handelt es sich um zwei 1996 in Korea bei Daewoo gebaute Frachter mit einer Ladekapazität von 2400 TEU. Die Schiffe pendelten bis zum Sommer zwischen den Häfen am St. Lorenz-Strom in Kanada und dem Mittelmeer. Beide Frachter verfügen über die höchste Eisklasse und eignen sich für die ganzjährige Abfertigung in St. Petersburg.

Die „Valencia Express“ entstand 1996 unter der Baunummer 4038 bei Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering. Der Taufname war „Canmar Courage“, da es unter der Flagge der CP Ships-Tochter Canada Maritime Services Ltd. (CMSL) entstand. Das Schiff ist 216 Meter lang und hat eine Breite von 32,2 Metern. Der Tiefgang liegt bei rund zehn Metern. Die Schwester „Milan Express“ entstand 1996 unter der Baunummer 1158 bei Samsung Shipbuilding & Heavy Industries unter dem Namen „OOCL Canada“. Dieser Frachter hat sogar eine maximale Ladekapazität von 2808 TEU.

Die beiden Schiffe wurden einst als Teil eines Quartetts für die Linienfahrt zwischen Kanada und Europa gebaut. Inzwischen haben sie sich nach Angaben von Hapag-Lloyd aber in der Ostsee bewährt. Für den Nord-Ostsee-Kanal sind sie in der heutigen Ausbauform nicht geeignet. Sie haben zu viel Tiefgang und eine zu große Breite. Aufgrund des engen Kurvenprofils zwischen Königsförde und Kiel dürften die beiden Schiffe entsprechend den von der Kanalverwaltung vorgegebenen Maximalabmessungen nur den Kanal passieren, wenn sie nicht mehr als sieben Meter Tiefgang haben. Erst wenn die seit inzwischen zehn Jahren in Planung befindliche Verbreiterung der Kurven zwischen Kiel und Königsförde erfolgt ist, könnten die „Milan Express“ und die „Valencia Express“ auch mit 9,5 Metern Tiefgang den Kanal passieren. Nach der geplanten Vertiefung des Kanals um einen Meter könnten diese Frachter ab 2026 den Kanal sogar ohne Einschränkungen passieren.

Hapag-Lloyd betreibt in der Ostsee derzeit fünf eigene Feederdienste. Die übrigen vier Dienste sind mit Schiffen bestückt, die bis zu 1400 TEU Ladekapazität haben und somit auch die Abmessungsbeschränkungen des Nord-Ostsee-Kanals einhalten. FB/fab

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