Machtkampf bei Marenave spitzt sich zu

Bei der Marenave Schiffahrts AG spitzt sich die Auseinandersetzung im Vorfeld der Hauptversammlung zu.

Vorstand und Aufsichtsrat der insolvenzbedrohten Reederei empfehlen den Aktionären der Gesellschaft, den Antrag der Ernst Russ AG auf Ergänzung der Tagesordnung in allen Teilen abzulehnen. Das geht aus einer aktuellen Stellungnahme der beiden Gremien hervor.

Anteilseigner Ernst Russ (ehemals HCI Capital) hatte zuvor einige Ergänzungen zur von Marenave veröffentlichten Tagesordnung gefordert (thb.info 16. August 2017). Das betrifft etwa die Abberufung von Klaus Meyer als Mitglied des Aufsichtsrats. Im Gegenzug soll nach dem Willen der Ernst Russ AG ihr Vorstandssprecher Jens Mahnke in den Marenave-Aufsichtsrat rücken. Außerdem sollen das Gremium erweitert und mit Rechtsanwalt und Unternehmensberater Hans Michael Schmidt-Dencker aus Stuttgart ein viertes Mitglied gewählt werden. Die Ernst Russ AG begründet den Vorstoß damit, dass sie 25,02 Prozent der Marenave-Aktien hält und als größter Einzelaktionär der Gesellschaft „angemessen im Aufsichtsrat der Gesellschaft repräsentiert“ sein will.

Weiterer Änderungswunsch von Ernst Russ: den Katalog der unter Zustimmungsvorbehalt des Aufsichtsrats stehenden Geschäfte erweitern. Damit sei „sicherzustellen, dass der Aufsichtsrat seiner Kontrollfunktion angemessen nachkommen kann“. Die Erweiterung des Katalogs zustimmungsbedürftiger Geschäfte lasse dabei dem Aufsichtsrat „noch angemessenen Spielraum, in der Geschäftsordnung für den Vorstand weitere Zustimmungsvorbehalte einzuführen“.

Außerdem geht es Ernst Russ darum, die in der Hauptversammlung am 11. Juni 2015 erteilte „Ermächtigung zur Ausgabe von Options- und/oder Wandelschuldverschreibungen, über den Ausschluss des Bezugsrechts sowie über die Schaffung eines bedingten Kapitals“ aufzuheben. Begründung: „Der seinerzeit vorgeschlagene Finanzierungsrahmen ist für die Gesellschaft in ihrem derzeitigen Zuschnitt völlig überdimensioniert.“ Zum einen werde das bedingte Kapital das Grundkapital im Fall der geplanten Kapitalherabsetzung um ein Vielfaches übersteigen, was der gesetzlichen Begrenzung zuwiderliefe. Zum anderen sollte die Vorlage des Jahresabschlusses für das Geschäftsjahr 2016 abgewartet werden, damit die Aktionäre die Lage besser einschätzen können.

Ernst Russ hatte zudem angekündigt, gegen die vorgeschlagene ordentliche Kapitalherabsetzung der Gesellschaft zu stimmen. „Denn auch die Beurteilung der Notwendigkeit einer Kapitalherabsetzung und ihres Umfangs setzt voraus, dass sich die Aktionäre ein klares Bild von der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft machen können“, so der Anteilseigner.

Vorstand und Aufsichtsrat von Marenave lehnen sämtliche Forderungen von Ernst Russ ab, „da eine entsprechende Beschlussfassung das bislang einzig aussichtsreiche, umfassende außerinsolvenzliche Sanierungskonzept, das die Gesellschaft parallel mit den finanzierenden Banken und bestimmten Investoren entwickelt hat, ernsthaft gefährdet“.

Hintergrund: Die Reederei Claus-Peter Offen will zusammen mit der DEVK-Versicherung bei Marenave als Investor einspringen, um das dringend benötigte Kapital zu beschaffen (thb.info 21. Februar 2017). Eine entsprechende Vereinbarung war an die Bedingung geknüpft worden, dass Marenave von den finanzierenden Banken vollständig enthaftet wird. Eine Enthaftung sah Marenave nach dem Verkauf des wertvollsten Schiffs der Flotte, des Autotransporters „Hoegh Berlin“, umgesetzt (thb.info 7. Juli 2017). Letztendlich muss die Gesellschaft jedoch ihre gesamte Flotte verkaufen.

Bis Ende vergangenen Jahres seien auch mit Ernst Russ „indikative Gespräche“ geführt worden, „die jedoch nicht zu konkreten Verhandlungen über ein weiteres finanzielles Engagement der Ernst Russ AG oder den Abschluss einer Investorenvereinbarung führten“, teilen die Marenave-Gremien jetzt mit. Für sie sei „nicht erkennbar, ob und gegebenenfalls welches strategische und finanzielle Konzept dem Antrag der Ernst Russ AG auf Tagesordnungsergänzung zugrunde liegt“. Die Gremien monieren, dass die Ernst Russ AG die geplante Kapitalherabsetzung nicht mittrage, dabei aber kein alternatives Konzept vorlege. So dürfte es auf der Hauptversammlung am 15. September in Hamburg zum Showdown kommen. fab

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben