Maersk Line ist der große Gewinner

Die eigenen Schiffe von Hamburg Süd (hier die „St. Petri“) sind rund 1,83 Milliarden Dollar wert, Foto: Hamburg Süd
Maersk Line hat seine Position unter den einzelnen Top-Linern und unter den drei großen Allianzen gestärkt.
Zu dieser Einschätzung kommt die Nord/LB in ihrem jetzt veröffentlichten Bericht „Shipping Compact“. Durch die Übernahme von Hamburg Süd würden die Abhängigkeit von den Ost-West-Verkehren verringert und das Portfolio diversifiziert. Im Chartermarkt könnten die Karten neu gemischt werden. Größere Flotten hat Hamburg Süd aktuell von NSC, Offen, Rickmers und Borealis gechartert. 86 Prozent der insgesamt zugecharterten Tonnage umfasst Schiffe bis 5100 TEU. Hier könnte Maersk Streichpotenzial sehen.
Hamburg Süd verfügte über 124 Schiffe mit einer Gesamtkapazität von 625.000 TEU. Zwei 9000-TEU-Schiffe liegen auf. Dabei handelt es sich um die erst 2014 in Dienst gestellten Schiffe „San Clemente“ und „San Vincente“, die für Dienste zwischen Asien und der Ostküste Südamerikas vorgesehen waren und jüngst Opfer des dortigen Ratenverfalls geworden sind. Weitere sieben Containerschiffe sind darüber hinaus im Eigen besitz der Aliança Navegação, einer auf Kabotage-Dienste spezialisierten brasilianischen Reederei, die Hamburg Süd 1998 übernommen hatte. Insgesamt umfasst die eigene Flotte 46 Schiffe mit zusammen 308.000 TEU.
Die Ladevolumina reichen von 2500 bis 10.500 TEU. Das Gros besteht aus 26 ehemaligen Post-Panamaxen und zwölf Large-Container-Ships (LCS) ab 9000 TEU. Sechs Wide-Beam-Schiffe mit Baujahren 2013 und 2014 gehören zur Flotte der brasilianischen Tochter. Positiv wertet die Nord/LB, dass diese Containerschiffe alle nicht sehr alt sind: 46 Prozent sind jünger als fünf Jahre, 83 Prozent jünger als zehn Jahre.
Das Orderbuch ist mit vier 2015 bestellten 3800-TEU-Neubauten überschaubar. Die Nord/LB schätzt den aktuellen Wert der eigenen Containerschiffe von Hamburg Süd auf 1,83 Milliarden Dollar. Die Flotte sei relativ jung und habe hohe Anteile an Reeferplugs. Mit dem Verfall der Raten setzte jedoch ein Kursrutsch bei den Schiffspreisen ein. Die Secondhand-Preise sind unverändert schwach. Über den Kaufpreis wurde zwischen Maersk und Hamburg Süd Stillschweigen vereinbart. Als untere Grenze sieht die Nord/LB rund zwei Milliarden Dollar. Die im Markt kolportierten fünf Milliarden Dollar hält das Institut für überzogen. Das Unternehmen habe ein gutes „branding“ und gelte als schuldenfrei. Realistisch werde der Übernahmepreis eine 3 vor dem Komma stehen haben.
Ein Blick zurück: Nach der geplatzten Fusion zwischen Hamburg Süd und Hapag- Lloyd 2013 drifteten die beiden Beteiligten weit voneinander ab. Während bei Hapag-Lloyd eine zielstrebige Strategie erkennbar war, schien die Schifffahrtstochter des Oetker-Konzerns nur zu reagieren. Hapag-Lloyd führte trotz schwierigen Branchen- und Kapitalmarktumfeldes den Börsengang durch. Statt über Hamburg Süd wurde auf die Nord-Süd-Verkehre mittels Akquisition der chilenischen CSAV zugegriffen. Hamburg Süd übernahm im Gegenzug die Containeraktivitäten der wesentlich kleineren chilenischen CCNI und baute dadurch sein Nord-Süd-Exposure weiter aus, anstatt Risiken zu reduzieren. Das sollte durch eine Kooperation mit der auf den West-Ost-Routen aktiven United Arab Shipping Company (UASC) wettgemacht werden, die 2014 beschlossen wurde. In diesem Jahr wurde nun UASC ausgerechnet von Hapag-Lloyd übernommen. Damit war für Hamburg Süd die Kooperation mit den Arabern passé. fab