Markt für Containerschiffe zieht an
Neue Allianzen, struktureller Wandel und positive konjunkturelle Entwicklungen haben den Containerschifffahrtsmarkt stark verändert.
Die Geschäftszahlen haben sich von tiefrot zu schwarz entwickelt, stellt die Analyse-Plattform Xeneta in ihrem jetzt veröffentlichten Report fest. Trotz der langfristigen Ratenvereinbarungen, die in einigen Fällen 120 Prozent über dem Vorjahresniveau lägen, bleibe die Zukunft allerdings ungewiss.
Dennoch rechnet Xeneta mit einer Erholung der Containerschifffahrt, nachdem die Top 20 unter den Marktakteuren für das vergangene Jahr Nettoverluste von insgesamt fünf Milliarden Dollar gemeldet hatten. Jetzt könne der Wendepunkt erreicht sein, meint Xeneta-CEO Patrik Berglund. „Maersks jüngster Finanzbericht für das zweite Quartal 2017 zeigt eine interessante Momentaufnahme der Marktlage.“ Höhere Frachtraten hätten den Umsatz um 8,4 Prozent auf knapp 10 Milliarden Dollar für das Quartal gesteigert (thb.info 16. August 2017). Hapag-Lloyd könne den Gewinn in diesem Jahr möglicherweise verdreifachen. Die Hamburger Reederei war nach Verlusten im Startquartal 2017 im zweiten Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt (thb.info 29. August 2017).
Die Raten sind seit ihrem historischen Tiefstand aus 2016 deutlich gestiegen. Im Mai 2016 lag der 3-Monats-Schnitt der Langzeitraten für einen 40-Fuß-Container auf der Handelsroute zwischen den chinesischen Haupthäfen und Nordeuropa bei 655 Dollar. Im Mai 2017 lag der Durchschnitt bei 1438 Dollar – ein Plus von 120 Prozent. Momentan liegt er bei 1618 Dollar.
Auch auf den Routen nach Nordamerika scheint sich der Wind gedreht zu haben. „Mittlerweile sehen wir, dass US-Containerhäfen besser aufgestellt sind als je zuvor und voraussichtlich 1,75 Millionen TEU allein in diesem Monat umsetzen werden, für die meisten ist dies ein Rekordniveau“, so der Xeneta-Chef.
90 Prozent des Containerschifffahrtsverkehrs entfallen nun auf drei große Bündnisse: 2M, Ocean Alliance und The Alliance. Dennoch besteht Unsicherheit. Der CEO von Xeneta weist darauf hin, dass die Branche möglicherweise unwissentlich ihren eigenen Erfolg zu Nichte macht. „Wir bleiben optimistisch in Bezug auf das verbleibende Jahr 2017, aber die längerfristige Entwicklung wird komplexer“, so Berglund mit Verweis auf die bestellten Containerriesen. Für den Asien-Europa-Handel würden in den nächsten zwei Jahren 78 neue Megaschiffe auf den Markt kommen, die die Kapazitäten um rund 23 Prozent erhöhten. Zwar rechneten sich die großen Frachter hinsichtlich Skaleneffekte und sinkender Transportkosten, doch die Neuaufnahme derart hoher Kapazitäten erfordere eine stark steigende Nachfrage.
Schiffe mit mehr als 18.000 TEU bräuchten Auslastungsraten von mindestens 91 Prozent, um Kosteneinsparungen zu erzielen. Auch im volumenstarken Asien-Europa-Handel sei das schwer zu erreichen und führe in Teilsegmenten zu niedrigeren Durchschnittsraten, was sich auf die Gesamtratenentwicklung auswirken werde.
Die wichtigsten Allianzpartner spielten einander aus und wollten alle von den Vorteilen der Megaschiffe profitieren. Dabei würden sie den Markt mit neuen Kapazitäten überfrachten und die aktuell positiven Trends ins Gegenteil kehren. Das sei ein zu erwartendes Problem. fab