NOK-Passagezahlen im Sinkflug

4,65 Prozent weniger Schiffe und ein Rückgang bei der Ladungsmenge um 3,58 Prozent. Diese Zahlen meldet die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) für den Nord-Ostsee-Kanal. Im ersten Quartal des Jahres passierten nur 2348 Schiffe die als am stärksten frequentierte künstliche Wasserstraße der Welt geltende Verbindung 98 Kilometer weit quer durch Schleswig-Holstein.

Damit setzt sich ein Trend aus dem Vorjahr fort. Seit 1950 hat die Zahl der Schiffspassagen im Nord-Ostsee-Kanal (NOK) konstant über 30.000 gelegen. 2016 wurde mit 29.284 Passagen erstmals diese Marke unterschritten. 2019 wurden 28.797 Schiffe gezählt. Ein Grund: Die Schiffe sind im Laufe der Zeit größer geworden. Jetzt hat die GDWS eine weitere Erklärung: Derzeit relativ günstiger Treibstoff, der bis zu 400 Seemeilen weite Fahrten um Skagen (Dänemark) herum attraktiv machen würde. „Mit den seit Jahresbeginn 2020 sinkenden Brennstoffpreisen beobachten wir auf dem NOK einen leichten Rückgang der Verkehre und damit auch der Ladungsmengen“, erklärte eine Sprecherin der Behörde. Darüber hinaus würden in den Häfen wegen der Corona-Krise weniger Schiffe abgefertigt und so auch weniger Zubringer den Kanal nutzen.

Das Verkehrsaufkommen im NOK schwankt tatsächlich von Monat zu Monat. Trotz des Quartalsrückgangs war im Februar ein Plus 7,38 Prozent bei der Zahl der Schiffe im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet worden. Dafür war der Rückgang im März mit minus 10,86 Prozent umso stärker. „Der Kanal muss wettbewerbsfähig zur Skagenroute bleiben. Wenn die Schifffahrt weiter zurückgeht, sind hier auch viele Arbeitsplätze in Gefahr“, sagt Jens Broder Knudsen, der Vorsitzende der Initiative Kiel Canal. Durch Passagegebühren sowie Kosten für Lotsen und Kanalsteuerer fallen bei der Nutzung des Kanals Kosten an, die die Reeder auf dem Weg über Skagen umgehen können. Knudsen spricht sich deshalb für eine Senkung der Lotsabgabe aus, wie es 2008 in der Finanzkrise gehandhabt wurde. Darüber hinaus wäre eine befristete Aussetzung der Befahrungsabgabe ein deutliches Signal an die Schifffahrt. „Ich kann diese Forderung nur unterstützen“, so Matthias Probst, Ältermann der Lotsenbrüderschaft in Brunsbüttel.

Reeder plagt aber auch die Sorge vor einer Einschleppung des Coronavirus bei der Kanalpassage. Darauf haben Lotsen und Kanalsteurer reagiert, sie tragen an Bord der Schiffe nun Schutzmasken. Die Abfertigung durch die Schiffsmakler in den Schleusen erfolgt inzwischen kontaktlos. „Wir haben unsere Arbeitsabläufe verändert und an die Bedingungen angepasst“, so Jann Petersen, Geschäftsführer der Maklerei UCA aus Kiel.

Am 21. Juni 1895 hatte Kaiser Wilhelm II. den Nord-Ostsee-Kanal eröffnet. Zum 125. Geburtstag der Wasserstraße sollte es eine Feier vom 12. bis 14. Juni geben. Doch die wurden wegen Corona bereits verschoben. tja/FB/lno

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