Norwegische Fregatte vor Havarie mehrfach gewarnt

Festhalten: Die auf der Steuerbordseite liegende norwegische Fregatte wird mühsam mit schweren Stahltrossen gegen ein Abrutschen in den Fjord gesichert. Ölsperren fangen ausgetretene Kraftstoffe auf, Foto: Norwegische Marine

Festhalten: Die auf der Steuerbordseite liegende norwegische Fregatte wird mühsam mit schweren Stahltrossen gegen ein Abrutschen in den Fjord gesichert. Ölsperren fangen ausgetretene Kraftstoffe auf, Foto: Norwegische Marine
Mit jedem weiteren Tag nach der Havarie der norwegischen Fregatte „Helge Ingstad“ (F 313) Ende vergangener Woche gelangen weitere Informationen über den Unfallablauf an die Öffentlichkeit.
Danach wurde die 2009 in Dienst gestellte Fregatte vor dem Zusammenstoß mit dem unter Malta-Flagge fahrenden Tanker „Sola TS“ über Funk wiederholt gewarnt. Das wiederum beweisen Tonaufzeichnungen des Funkkontakts. Sie sollen der norwegischen Online-Zeitung „Verdens Gang“ vorliegen berichtet DPA. Die Funksprüche wurden am Wochenende veröffentlicht. So forderte die mit Kurs auf die offene See fahrende, mit Rohöl beladene „Sola TS“ das Kriegsschiff vor der Kollision vier Mal dazu auf, den Kurs so anzupassen, dass beide Einheiten sicher und gefahrlos einander passieren konnten. Der Wortlaut der Funsprüche, die zwischen dem Tanker, der Marineeinheit und auch der Verkehrszentrale in schneller Abfolge ausgetauscht wurden, ist dabei voller Dramatik.
Die norwegischen Streitkräfte bezogen zum Wortlaut des Funkverkehrs bislang keine Stellung und verwiesen auf die laufenden Untersuchungen, deren Federführung bei der Polizei und einer besonderen staatlichen Havariekommission liegt. Die auf der spanischen Navantia-Werft gebaute Fregatte befand sich zum Unglückszeitraum auf dem Rückweg vom großen Nato-Manöver „Trident Juncture“. Daran beteiligten sich neben der Marine auch Luftwaffen- sowie Heereseinheiten verschiedener Nato-Staaten.
An der massiv beschädigten und mit schwerer Steuerbordschlagseite in einer Uferzone liegenden Fregatte laufen die Sicherungsmaßnahmen mit Hochdruck. Daran beteiligt sind auch Mitarbeiter des im norwegischen Trondheim beheimateten Bergungsspezialisten BOA Offshore AS. Zudem bringt die deutsch-norwegische Klassifikationsgesellschaft DNV GL umfangreiche technische Expertise in den Bergungsprozess mit ein. Damit die rund 134 Meter lange Fregatte, deren Munitionskammern noch bestückt sind, nicht in den Fjord abrutschen kann, wird das Schiff mit armdicken Stahltrossen gesichert, die wiederum an speziellen „Stahldübeln“, die in den Fels gebohrt werden, befestigt werden. Neben dem reinen Absichern konzentrieren sich die Berger parallel dazu darauf, das Austreten von Kraftstoffen zu unterbinden. Zudem geht es darum, die Munition gefahrlos aus dem Schiffsinneren zu bergen. Erst dann kann über das weitere Bergungsverfahren des über 5000 Tonnen schweren Schiffes beraten werden. Als Zeithorizont wird dafür nach THB-Informationen aber erst vom Frühjahr 2019 gesprochen. EHA/FB/dpa