Oetker macht Kasse mit Hamburg Süd

Der Bielefelder Oetker-Konzern wird sich nach über 80 Jahren von seiner Schifffahrtssparte trennen.

Diese Nachricht schlug am Donnerstag in der Branche wie eine Bombe ein. Das Familienunternehmen verkauft seine Reederei Hamburg Süd an Maersk. Oetker verliert damit etwa die Hälfte seines Umsatzes. Details zu dem geplanten Kauf nannten beiden Seiten noch nicht. Das Branchenportal Vessels Value beziffert allein den Wert der Flotte auf rund 1,4 Milliarden US-Dollar (THB 30. November 2016). Bislang sei ein Vorvertrag unterzeichnet worden. Wenn die Kartellbehörden zustimmen, soll der Verkauf bis Ende 2017 umgesetzt werden.

Nach Gesprächen mit mehreren Interessenten habe sich Oetker für den weltweiten Marktführer aus Dänemark entschieden, hieß es in einer Mitteilung des Konzerns. Zuvor war Maersk immer wieder als neuer Eigentümer im Gespräch (THB 27. September 2016: „Was wird aus der Reederei Hamburg Süd?“). Zum Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, so Oetker-Sprecher Dr. Jörg Schillinger. 2015 hatte der Oetker-Konzern 12,2 Milliarden Euro umgesetzt, Hamburg Süd steuerte rund 6,3 Milliarden Euro dazu bei. Die Nahrungsmittelsparte mit Tiefkühlpizzen, Backmischungen und Puddingpulver erzielte im vergangenen Jahr knapp ein Viertel des Konzernumsatzes.

Zu den Gründen des Verkaufs verweist das Oetker-Management auf den seit Jahren laufenden Konsolidierungsprozess in der Branche. Zuletzt hatten die drei großen japanischen Containerreedereien Nippon Yusen Kaisha (NYK), Mitsui OSK Lines (MOL) und Kawasaki Kisen Kaisha (K-Lines) überraschend einen Zusammenschluss ab April 2018 vermeldet, ihr koreanischer Konkurrent Hanjin steht kurz vor der Pleite. Seit rund acht Jahren leidet die Branche unter Überkapazitäten auf den Weltmeeren. Um mithalten zu können, so Dr. Oetker laut Mitteilung, sei ein höherer Kapitalbedarf notwendig.

Belegschaft am Donnerstag informiert

Die Belegschaft von Hamburg Süd ist am Donnerstagvormittag von der Geschäftsführung über den Verkauf informiert worden. Maersk wolle die Marke Hamburg Süd erhalten, weil sie einen „sehr persönlichen Touch“ habe, berichtete eine Sprecherin von Hamburg Süd in der Hansestadt. Sie verwies darauf, dass Maersk die Mitarbeiter mit „all ihren Rechten und Pflichten aus ihren Verträgen“ übernehmen werde. Hamburg Süd beschäftigt weltweit rund 6000 Mitarbeiter. Für das Unternehmen fahren 189 Schiffe, davon 48 eigene. Die Flottenkapazität liegt bei 625.000 TEU (Standardcontainern). Nach Angaben von Oetker zählt Hamburg Süd damit zu den zehn größten Containerlinienreedereien der Welt.

Das Unternehmen war 1871 unter dem Namen „Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft“ von Hamburger Handelshäusern gegründet worden. Oetker stieg in den 1930er-Jahren als Investor in die Reederei ein. FBi/EHA/lno

Faktencheck

Der Reederei- und Ölriese A.P. Møller-Maersk ist Dänemarks größtes Unternehmen – und in der Containerschifffahrt seit Jahrzehnten die Nummer Eins in der Welt. Sinkende Frachtraten haben den Dänen zuletzt aber mächtig zu schaffen gemacht. 2015 sackte der Gewinn von 5,2 Milliarden auf 925 Millionen US-Dollar (870 Millionen Euro) ab. Seit Juli hat die kriselnde Gruppe mit Søren Skou einen neuen Chef. Unter seiner Leitung will sich das 1904 gegründete Unternehmen aufspalten: Transport- und Energiesparte sollen als eigenständige Unternehmen arbeiten. In der Containersparte, die mit 40 Prozent das größte Standbein der Gruppe ist, sollen 4000 Stellen wegfallen. Maersk beschäftigt rund 88.300 Mitarbeiter. Zur Gruppe gehört neben der Schifffahrt, der Öl- und Gasförderung auch eine Logistik-Sparte.

dpa/FBi.

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