Raten für LNG-Tanker im Steigflug

Tanker mit Flüssigerdgas (hier die „Höegh Grace“) sind stark nachgefragt, Foto: Höegh LNG

Der Bedarf an großen LNG-Tankern steigt, Foto: Höegh LNG
Parallel zum weltweit zunehmenden LNG-Verbrauch steigen auch die Charterraten für Flüssiggastanker. Analysten sehen bereits die Gefahr, dass die Nachfrage nach Schiffsraum das Angebot übersteigt.
Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sind die Charterraten für große LNG-Tanker im Atlantik-Asien-Verkehr auf 90.000 bis 95.000 Dollar pro Tag gestiegen. Ende August lagen sie durchschnittlich noch bei 75.000 Dollar. Reuters zitiert Broker, nach deren Angaben sich die Raten im Zeitraum 2015 bis 2017 lediglich um 30.000 bis 40.000 Dollar bewegten. Die Gründe für den starken Anstieg liegen auf der Hand: Die Transportwege für LNG haben sich wegen der Inbetriebnahme neuer Terminals in den Vereinigten Staaten und in der Arktis teilweise deutlich verlängert, was Schiffskapazitäten bindet – und die sind ohnehin begrenzt.
Zudem verzeichnet China eine weiter steigende Nachfrage nach LNG. „Derzeit haben die Raten das höchste Niveau seit der letzten Hausse von 2012 erreicht“, hat Jonathan Chappell, Analyst beim US-Investmenthaus Evercore ISI, ermittelt. „Außerdem haben sich die Voraussetzungen für eine weitere Markterholung und den nächsten zyklischen Aufschwung deutlich verbessert.“
Sveinung Stohle, CEO bei der Reederei Höegh LNG, erklärte gegenüber Investoren und Analysten, dass „sich die Raten vom derzeitigen Niveau mindestens in den kommenden zwei bis drei Jahren weiter nach oben bewegen werden.“
Der derzeit größte Treiber für den Ratenanstieg dürfte jedoch die saisonal starke Nachfrage nach LNG sein. So bevorraten sich vor allem japanische und südkoreanische Energieversorger für den bevorstehenden Winter mit Flüssiggas und haben dabei die Preise auf ein saisonales Vierjahreshoch getrieben. Auch der Anstieg der Exporte aus dem russischen LNG-Terminal Yamal sowie aus den USA hat die Nachfrage nach Schiffsraum weiter verstärkt. Analysten haben errechnet, dass der Transport von jährlich einer Million Tonnen LNG aus den USA nach Japan einen Schiffsbedarf mit dem Faktor von 1,9 auslöst, verglichen mit nur 0,7 für Ladungen aus Australien nach Japan. Grund ist die deutlich längere Transitzeit vom US-Golf durch den Panamakanal.
Viele Verlader hätten sich bereits, so Reuters weiter, Tonnage im Rahmen von mehrjährigen Charterlaufzeiten gesichert, um sich gegen die steigenden Raten abzusichern. Dies reduziere zurzeit deutlich das frei verfügbare Schiffsangebot auf dem Markt. „Für den bevorstehenden Winter halte ich daher Tagesraten von 115.000 bis 120.000 Dollar für absolut realistisch“, so Analyst und Vice President Randy Giveans von Jefferies Energy Shipping aus New York.
Auch langfristig wird der Schiffsraum knapp, denn allein die USA werden bis zum Jahr 2023 ihre LNG-Produktion um 84 Millionen Tonnen jährlich steigern und damit zum zweitgrößten Exporteur weltweit aufsteigen. Diese Mengen wollen schließlich verschifft werden. Iain Ross, Geschäftsführer der LNG-Reederei Golar LNG, erklärte, dass der prognostizierte rund 23-prozentige Anstieg der weltweiten LNG-Produktion in den kommenden zwei Jahren 100 zusätzliche LNG-Tanker erfordern würde. „Aber nur 66 wurden geplant und auch in diesem Zeitraum fertig“, sagte er. „Es ist heute unmöglich, einen LNG-Tanker für die Lieferung vor 2021 zu bestellen.“ bo