Raten schnellen weiter nach oben

Trotz einer zweiten Welle von Covid-19-Infektionen und dem Teil-Lockdown in vielen europäischen Ländern haben sich die Kapazitätsengpässe in der Linienschifffahrt nicht entspannt. Darauf deuten nicht bloß die weiter steigenden Frachtraten – der Shanghai Index SCFI kletterte am Freitag erneut um vier Prozent – sondern auch die drastische Verknappung der Charterkapazitäten hin. Hamburger Schiffsmakler schätzen, dass aktuell weltweit kaum mehr als eine Handvoll Charter-Containerschiffe auf Spotbasis verfügbar sind.

Vor allem große europäische Carrier wie MSC, Maersk, CMA CGM und Hapag-Lloyd sollen zuletzt massiv Tonnage zusätzlich angemietet haben. Die Folge: In mehreren Größenklassen sind die Charterraten so nach oben geschnellt wie seit zehn Jahren nicht. Dabei gilt: je größer die Schiffe, desto knapper das Angebot und desto steiler die Aufwärtskurve bei den Tagesraten. Für Postpanamaxe mit Behälterkapazitäten von 8500 TEU hat der Markt laut Clarksons Platou inzwischen auf 32.000 US-Dollar (USD) pro Tag angezogen. Auch die nächstkleineren Segmente bewegen sich allmählich auf die 30.000er Marke zu. So soll CMA CGM die 2014 gebaute „Cardiff“ (6622 TEU) zu einer neuen Spitzenrate von 27.500 USD/Tag für vier Jahre unter Vertrag genommen haben. Der taiwanesische Carrier Wan Hai zahlt 26.500 USD/Tag für die etwas kleinere „Talassa“ (5527 TEU) bei einer Laufzeit von 18 Monaten, wie Makler berichten.

Genauso bemerkenswert wie die Ratensteigerungen sei die Ausdehnung der Charterperioden, schreibt die Hamburger Reederei Peter Döhle in ihrem Maritime-Overview-Report. Im Oktober hätten die durchschnittlich vereinbarten Laufzeiten gegenüber September um einen Monat zugelegt. Mehrjährige Perioden seien für große Frachter inzwischen keine Seltenheit mehr. Das war bis in den Frühsommer hinein völlig anders. Damals konnten sich die Carrier noch Charterschiffe zu extrem flexiblen Bedingungen sichern, mit Laufzeiten von zwei bis sechs oder vier bis neun Monaten.

Noch rasanter sind zuletzt die Charterraten der älteren Panamax-Schiffe mit Kapazitäten zwischen 4000 und 5100 TEU gestiegen, die schon als Auslaufmodell gehandelt wurden. Inzwischen liegt das Marktniveau für sie so hoch wie zuletzt im Jahr 2011. Den vorläufigen Höhepunkt markiert der Charterabschluss des 5000-TEU-Schiffs „CSL Manhattan“ zu 25.000 USD/Tag bei Hapag-Lloyd.

Für die Feederschiffe nimmt der Markt ebenfalls Fahrt auf, da für die steigenden Transhipment-Mengen aus Fernost mehr kleinere Frachter zur Verteilung der Container in Nordeuropa oder dem Mittelmeer nötig sind. Laut dem Hamburger Makler Ernst Russ Shipbroker zogen die Raten der Feeder in Nordeuropa binnen eines Quartals um mehr als acht Prozent an. In Anbetracht der allgemein geringeren Volatilität in diesem Segment sei der Aufwärtstrend beachtlich.

Am Frachtenmarkt der Linienschifffahrt zeigt die Ratenkurve vor allem im Verkehr von Fernost nach Nordeuropa weiter nach oben, wie Marktteilnehmer berichten. Gegenüber Mitte Oktober sollen die Preise von rund 2200 auf über 2500 USD/FEU angestiegen sein, heißt es. mph/jpn/bek

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