Reefer-Geschäft geht ins Geld
Die Seefrachtraten im globalen Fruchthandel decken nach Einschätzung von Experten nicht einmal die Kosten der Reedereien. Spätestens mit der Umstellung des Schiffsbetriebs auf teurere, schwefelarme Brennstoffe ab 2020 müssen die Transportpreise deutlich angehoben werden, sonst sind auch die letzten finanziellen Reserven der Carrier schnell aufgebraucht, warnten Branchenkenner auf der am Freitag zu Ende gegangenen Fruit Logistica in Berlin.
Der Strategiechef der chilenischen Logistikgruppe Broom/LCL, Ole Schack-Petersen, machte das Dilemma an einem Beispiel deutlich: Auf der Route von Zentralamerika nach Europa müssten Containerschiffe mit hohen Kühlkapazitäten rund 3,50 US-Dollar pro Karton Obst (rund 40 Pfund) Fracht einnehmen, damit sie kostendeckend fahren. „Ich kann Ihnen aber versichern, dass auf solchen Diensten im vergangenen Jahr nicht einmal 2,50 US-Dollar pro Karton verdient wurden“, sagte er. „Da besteht eine Riesendiskrepanz zwischen dem, was erforderlich ist, und was tatsächlich bezahlt wird.“
Mit der Umstellung auf schwefelarme Treibstoffe auf Beschluss der IMO ab 2020 würde der Fehlbetrag für die Carrier noch erheblich ansteigen. Die Kosten würden dadurch beim Einsatz von Containerschiffen auf der Route von Zentralamerika nach Europa um rund 0,5 US-Dollar pro Obstkarton zulegen, wenn man die aktuellen Preise für schwefelärmeren Schiffsdiesel zugrunde lege.
Für spezialisierte Carrier mit konventionellen Kühlschiffen ist die Lage nach Einschätzung von Schiffsmaklern noch prekärer. Am Spotmarkt wurden die großen Schiffe, die hauptsächlich für Fruchttransporte eingesetzt werden, im vergangenen halben Jahr zu Raten von 0,3 US-Dollar pro Kubikfuß Laderaum (Laufzeit 30 Tage) verchartert. Um kostendeckend zu fahren, müssten die Raten mindestens 50 Prozent höher liegen, sagte ein Makler.
Die Folgen des Brexits auf die innereuropäische Frischelogistik waren ein weiteres zentrales Thema auf der Fruit Logistica. Großbritannien ist für viele EU-Länder ein wichtiger Markt: 84 Prozent des Obstes, das dort verzehrt wird, ist Importware. Bei Gemüse sind es nahezu 50 Prozent. Spanien und die Niederlande decken dabei zwei Drittel des Bedarfs.
„Großbritannien hat für uns eine sehr große Bedeutung“, sagte Nicole Visbeen, Geschäftsführerin von Daily Fresh Logistics aus den Niederlanden. „Täglich verschiffen wir nach England etwa 150 bis 200 Lastwagenanhänger mit jeweils rund 26 Paletten.“ Nach dem Brexit werde sich die Exportmenge vermutlich zunächst um 30 bis 40 Prozent verringern, so Visbeen. mph/bek