Rotterdam steigert Boxenumschlag im ersten Quartal

Europas größter Hafen legt beim Containerumschlag zu, verliert aber insgesamt an Ladung, Foto: Port of Rotterdam

V.l.n.r.: Brunsbüttels Bürgermeister Stefan Mohrdieck, Brunsbüttel-Ports-Geschäftsführer Frank Schnabel, Wirtschaftsminister Bernd Buchholz und Ministerpräsident Daniel Günther in Rotterdam, Foto: Brunsbüttel Ports
Der Hafen Rotterdam hat im ersten Quartal 2018 mehr Container umgeschlagen als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt ging die Gütermenge aber vor allem bei trockenem Massengut und Rohöl zurück, teilte die Hafengesellschaft am Donnerstag mit.
Insgesamt wurden 117,8 Millionen Tonnen umgeschlagen. Das sind 1,2 Prozent weniger als in den ersten drei Monaten 2017. Rückläufig war der Warenverkehr vor allem von Kohle, Eisenerz, Schrott und Rohöl. Dagegen hat sich das Wachstum des Containerumschlags mit einer Zunahme von 6,1 Prozent in TEU beziehungsweise 4,6 Prozent in Tonnen weiter fortgesetzt. Einen sprunghaften Anstieg gab es bei LNG-Lieferungen.
Flüssiges Massengut
Insgesamt blieb der Umschlag von flüssigem Massengut nahezu konstant – mit einer leichten Zunahme um 0,5 Prozent auf 55,9 Millionen Tonnen. In diesem Marktsegment wurden 25,4 Millionen Tonnen Rohöl und damit 4,5 Prozent weniger als im ersten Quartal des Vorjahres angeliefert. Die Differenz ergibt sich vor allem aus dem Warenverkehr im Januar 2017, in dem ein außergewöhnlich hoher Umschlag realisiert worden war. Der im Laufe des Vorjahrs strukturell zurückgegangene Umschlag von Mineralölprodukten entwickelte sich aber im vergangenen Quartal wieder positiv mit einem Anstieg um 4,8 Prozent. Die rückläufige Entwicklung ein- und ausgehender Heizöl-Lieferungen kam zum Stillstand. Der LNG-Umschlag von 700.000 Tonnen bedeutet eine Zunahme von 210 Prozent, wobei im Februar mit 500.000 Tonnen ein Rekord erzielt wurde. „Dieses Wachstum betrifft sowohl die ein- als auch die ausgehenden LNG-Lieferungen und bestätigt erneut die Bedeutung von Rotterdam als zentraler LNG-Handelsplatz“, so die Hafengesellschaft.
Trockenes Massengut
Beim Trockenmassengut spielen Eisenerz und Schrott einerseits und Kohle andererseits die wichtigste Rolle. In beiden Bereichen gab es erhebliche Rückgange: Der Umschlag von Eisenerz und Schrott ging um 9,3 Prozent auf 7,1 Millionen Tonnen zurück, der Kohleumschlag um 19 Prozent auf 6,5 Millionen Tonnen. Der Rückgang bei der Kohle ist insbesondere auf die geringere Anlieferung für Kraftwerke zurückzuführen, da im vergangenen Jahr einige ältere Anlagen in Deutschland und den Niederlanden geschlossen wurden. Beim Umschlag landwirtschaftlicher Massengüter kam es infolge der schlechten Sojaernte in Argentinien zu einem Rückgang um 8,2 Prozent auf 2,6 Millionen Tonnen. Auch beim sonstigen Trockenmassengut gab es einen erheblichen Rückgang von 20,4 Prozent auf 2,4 Millionen Tonnen – insbesondere eine Folge geringerer Produktion bei den Mineralienabnehmern. Insgesamt ging der Umschlag von Trockenmassengut um 13,7 Prozent auf 18,8 Millionen Tonnen zurück.
Container
Der Containerumschlag stieg nach Gewicht um 4,6 Prozent auf 35,9 Millionen Tonnen und nach Volumen um 6,1 Prozent auf 3,5 Millionen TEU an. Mit diesem Wachstum, das vor allem auf die zunehmende Umschlagleistung der großen Container-Terminals im Hafen zurückzuführen ist, setzt sich der Anstieg des Vorjahres fort. Das Feeder-Volumen erhöhte sich um 7,5 Prozent auf 0,6 Millionen TEU. Auch findet in Rotterdam ein immer intensiverer Austausch zwischen Deepsea-Diensten statt, wodurch die Reedereien ihren Kunden mehr Kombinationen zwischen Lade- und Löschhäfen in Asien und Europa anbieten können. Zudem führten die neuen Verbindungen mit dem östlichen Teil des Mittelmeers zu einer Zunahme des Shortsea-Umschlags um 6,9 Prozent auf 0,7 Millionen TEU.
RoRo und sonstiges Stückgut
Der Gesamtumschlag des Marktsegments Massenstückgut ging um 4,7 Prozent auf 7,2 Millionen Tonnen zurück. Der RoRo-Verkehr nahm im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres um 0,8 Prozent auf 5,8 Millionen Tonnen zu, unter anderem infolge der Erweiterung der Abfertigungskapazität für RoRo-Schiffe an einem der Terminals in Rotterdam. Das Umschlagsvolumen des sonstigen Stückguts von 1,4 Millionen Tonnen lag 22,2 Prozent unter dem hohen Niveau des ersten Quartals 2017, da in diesem Jahr der zusätzliche Umschlag von Stahl in Form von Brammen wieder eingestellt wurde.
Besuch am Gate-Terminal
Das Thema Flüssiggas gewinnt in Rotterdam zunehmend an Bedeutung. Die Niederlande sind Deutschland dabei ein gutes Stück voraus. Da aber auch der neue Maritime Koordinator der Bundesregierung, Norbert Brackmann, auf LNG als alternativen Schiffskraftstoff setzt, startete der CDU-Politiker am Donnerstag eine Reise zum Flüssigerdgasterminal Gate in Rotterdam – zusammen mit dem Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Daniel Günther (CDU), und dem Wirtschaftsminister Schleswig-Holsteins, Bernd Buchholz (FDP). Ein Konsortium der auch an Gate beteiligten Unternehmen Gasunie und Vopak plant unter dem Namen German LNG Terminal GmbH die Errichtung und den Betrieb des ersten deutschen LNG-Importterminals in Brunsbüttel. So sei der Besuch auch der Auftakt für die nächsten konkreten Schritte zur Realisierung eines LNG-Importterminals in Deutschland, heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Für Brackmann ist Brunsbüttel zurzeit der aussichtsreichste Standort für die Umsetzung. Die Planungen seien „überaus konkret. Ein aktuell laufendes Interessenbekundungsverfahren bei potenziellen Abnehmern wird zeigen, ob es einen Business Case gibt. Wenn das Konsortium soweit ist, werden wir über die weitere Umsetzung sprechen.“
Laut Angaben von German LNG Terminal soll im kommenden Jahr die Investitionsentscheidung für das LNG-Projekt in Brunsbüttel gefällt werden. Direkt im Anschluss könne der Bau beginnen, das Terminal könnte dann drei Jahre später den Betrieb aufnehmen. fab