Schiffsindizes im Negativsog
Das britische Votum für einen Austritt aus der EU hat Teile der maritimen Wirtschaft kalt erwischt. Die nach unten revidierten Makroannahmen lösen teilweise deutliche Abschläge auf die bisherigen Prognosen der Charterraten aus.
Da viele Börsianer von einem Sieg der EU-Befürworter ausgegangen waren, stiegen die Aktienkurse noch bis zum Referendum, führt die Nord/LB in ihrem jetzt veröffentlichten Bericht „Shipping Compact“ aus. Doch mit dem Wahlausgang folgte die Ernüchterung, und die aus gelisteten Unternehmen zusammengestellten Schiffsindizes gaben um bis zu zehn Prozent nach, heißt es in dem Bericht. Mittlerweile seien diese Verluste zwar etwas aufgeholt worden, die Schiffskrise belaste jedoch weiterhin. Seit Jahresbeginn 2016 gaben die Indizes zwischen 12 Prozent im Containersektor und 40 Prozent im Dry-Bulk-Segment nach. Der Tanker index liegt gegenwärtig 19 Prozent unter dem Jahresanfangsstand.
Die nach unten revidierten Makroannahmen lösen teilweise deutliche Abschläge auf die bisherigen Prognosen der Charterraten aus. Während für 2016 die Ratenniveaus segmentübergreifend generell schwach prognostiziert wurden, fällt die erwartete Erholung 2017 nun geringer aus. „Bisher hatten wir eine gewisse Trendumkehr bei den Raten trotz weiterhin relativ hoher Auslieferungen unterstellt“, so die Nord/LB. Die Verschrottungen blieben konstant, die Flotte werde aber dennoch weiter wachsen. Da nunmehr die Nachfrageseite speziell in Europa, aber auch in den USA 2017 schwächer bewertet werde, habe das Institut Abschläge von 4,5 Prozent für Panamaxe (4400 TEU) und 4,8 Prozent für Postpanamaxe (7500 TEU) vorgenommen. Die Abschläge der Feeder/Subpanamaxe fielen mit 1,4 und 3,0 Prozent etwas geringer aus. „Dementsprechend kehren die Charterraten levels im Sektor 2017 weiterhin nicht zu den 2015er- Niveaus zurück“, resümiert die Nord/LB.
Auch Schiffsfinanzierer bekommen das Brexit-Votum zu spüren. So hat sich für die Royal Bank of Scotland (RBS) der geplante Abverkauf von Schiffskrediten griechischer Kunden deutlich erschwert. Mindestens ein Bieter ist offenbar aus dem laufenden Verkaufsprozess ausgestiegen (THB 13. Juli 2016). fab