Tankschifffahrt im Wandel

Der weltweite Ölmarkt wandelt sich. Während die Nachfrage nach Ölprodukten in vielen Industriestaaten in den kommenden zehn Jahren stagnieren oder gar sinken wird, wächst der Bedarf in Schwellenländern Asiens um bis zu 45 Prozent, berichtet die Nord/LB in ihrem jetzt veröffentlichten Marktreport „Shipping Special“.

Auch der maritime Handel bezüglich der Ressource Öl werde sich im kommenden Jahrzehnt verändern. Das beeinflusse wiederum die Rohöl- und Produktentanker. Insbesondere die Produktionsausweitungen in Nordamerika haben Konsequenzen für die Schifffahrt. Über Jahrzehnte waren die USA der größte Importeur von Rohöl. Das hohe Wachstum der Inlandsproduktion durch Fracking führt jedoch dazu, dass der Ölbedarf zunehmend innerhalb der eigenen Grenzen gedeckt wird. Die USA spielen in der Folge als Importeur auf dem Weltmarkt eine immer geringere Rolle.

Die stark wachsenden asiatischen Staaten rüsten hingegen ihre Raffinerielandschaft massiv auf. Zugleich haben sie jedoch kaum Potenzial, ihre heimische Rohölproduktion zu steigern. China hat die USA als weltgrößter Importeur von Rohöl abgelöst. In den kommenden Jahren dürfte China seine Position trotz geringeren Wirtschaftswachstums ausbauen, erwartet die Nord/LB. Weitere asiatische Länder wie Südkorea, Taiwan und Indien gingen einen ähnlichen Weg und würden ihre Rohölimporte deutlich erhöhen.

Neben Nordamerika werde auch Europa aufgrund sinkender Raffineriekapazitäten künftig weniger Rohöl importieren. Dadurch entstünde zunächst ein lokaler Angebotsüberschuss im Atlantik. Dieses Überangebot werde voraussichtlich zusammen mit den Produktionsausweitungen im Nahen Osten in Richtung Asien umgelei tet.

Entwicklung der Flotte

Sowohl Rohöl- als auch Produktentanker haben sich seit Mitte 2014 sehr gut entwickelt. Derzeit erzielen sie die höchsten Spot-Raten seit Beginn der Schifffahrtskrise 2008. Die Nord/LB nennt dafür mehrere Faktoren, allen voran der niedrige Ölpreis, der den Einkauf für Raffinerien preiswert macht, die Nachfrage ankurbelt und den Bedarf an Tankerkapazitäten erhöht. Zudem hat die Zahl der Schiffsablieferungen in den vergangenen Jahren abgenommen, Überkapazitäten wurden abgebaut. Und nicht zuletzt nahm die Transportleistung der Tankerflotte zu, da Importländer wie China ihre Einkaufsquellen diversifiziert haben. Die Ratenzuwächse im Jahresverlauf 2015 wurden im ersten Quartal 2016 aufgrund von Schiffsablieferungen und saisonalen Schwankungen zum Teil wieder abgegeben. Insgesamt sieht die Nord/LB das Tankersegment aber weiterhin auf einem hohen Ratenniveau.

Wenngleich nur eine begrenzte Zahl von Häfen von Rohöltankern mit mehr als 200.000 tdw angefahren werden kann, gab es in diesem Segment zahlreiche Neubestellungen. Die derzeitigen Flottenanteile von 58 Prozent (in tdw gemessen) bei den VLCC/ULCC und 21 Prozent bei den Suezmax-Einheiten dürften sich zulasten der kleineren Schiffe verändern.

Den Handel mittels Großtankern sehen die Marktbeobachter langfristig um durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr steigen. Im Orderbuch stehen 19,3 Prozent der bestehenden Flotte, dem steht ein Verschrottungspotential von 2,6 Prozent an mindestens 20 Jahre alten Einheiten gegenüber. „Mit zunehmenden Ablieferungen in 2016/17 gehen wir davon aus, dass das Angebotswachstum an gro ßen Rohöltankern das Nachfragewachstum geringfügig übersteigt und das Ratenniveau entsprechend sinken wird“, so die Nord/LB. fab

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